Gebrochenes Herz liegt vor Stethoskop© Nuthawut Somsuk / iStock / Getty Images Plus
Akute Hirnerkrankungen, wie beispielsweise ein Schlaganfall, können ein Broken-Heart-Syndrom hervorrufen

Broken-Heart-Syndrom

WENN DAS HERZ BRICHT

Emotionaler Stress, Trauer und Ängste können schwer auf der Seele liegen. Ein solcher Schmerz kann sich negativ auf die Leistung des Herzens auswirken. Doch auch Hirnerkrankungen, wie beispielsweise ein Schlaganfall, können ein Broken-Heart-Syndrom hervorrufen, wie Forscher nun aufgearbeitet haben. 

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Das Broken-Heart-Syndrom ist verzwickt und nicht leicht zu diagnostizieren, denn die Symptome gleichen denen eines Herzinfarkts. Betroffene haben ein Engegefühl in der Brust, Atemnot, der Blutdruck sinkt und das Herz beginnt zu rasen. Zudem bricht bei Betroffenen der Schweiß aus und sie leiden unter Erbrechen und Übelkeit. 

Neben den bereits genannten Ursachen können aber auch Hirnerkrankungen wie ein Schlaganfall das Broken-Heart-Syndrom auslösen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
 

Kurze zeitliche Abfolge beider Erkrankungen

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sieben Prozent aller Broken-Heart-Syndrome eine akute neurobiologische Erkrankung vorausgeht. In der Regel geht es hierbei um Hirnblutungen, Schlaganfälle und epileptische Anfälle. Rund jeder fünfte bis sechste körperliche Trigger ist damit eine akute Hirnerkrankung. Beide Ereignisse, also die Hirnerkrankung und das Takotsubo-Syndrom (TTS), wie das Broken-Heart-Syndrom auch genannt wird, folgen zeitlich dicht aufeinander. Meistens erfolgt diese zeitliche Abfolge innerhalb von ein bis zwei Tagen. 

Erstautor Professor Jan Scheitz von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie und vom Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB) der Charité – Universitätsmedizin Berlin berichtet über eine besondere Auffälligkeit. Mit rund 18 bis 20 Prozent war der Anteil der untersuchten männlichen Probanden fast doppelt so hoch war wie sonst beim TTS beobachtet. „Allgemein betrifft das Broken-Heart-Syndrom meist über-50-jährige Frauen, doch hier waren es mehr Männer und jüngere Patienten als wir üblicherweise beim Takotsubo-Syndrom sehen“. 

Scheitz und seine Kollegen aus Berlin und vom Universitätsspital Zürich werteten für ihre Studie 2402 Patientendaten aus dem internationalen Takotsubo-Register aus. An diesem internationalen Register beteiligen sich 45 Zentren aus 14 Ländern. Für ihre Erhebung wurden ausschließlich Personen ausgewählt, für die vollständige Informationen zu akuten neurologischen Erkrankungen vorlagen. Bei der Bearbeitung der Daten fiel bereits auf, dass auch neurologische Erkrankungen TTS hervorrufen können.
 

Japanische Tintenfisch-Falle namens „Tako-Tsubo“

Die Symptome bei einem TTS gleichen zwar denen bei einem Herzinfarkt. Allerdings werden bei einem TTS keine Herzkrankgefäße verstopft oder verengt. Vielmehr ist es so, dass sich die linke Herzkammer typisch verformt. Man spricht daher von einer Herzmuskelerkrankung. Genau diese Verformung erinnert an eine japanische Tintenfisch-Falle namens „Tako-Tsubo“. In der Regel ist der Krankheitsverlauf positiv und die Verformung bildet sich vollständig zurück. 

Trotzdem können schwere Verläufe nicht ausgeschlossen werden. Komplikationen, wie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder ein plötzlicher Herztod, können vorkommen. Scheitz und seine Kollegen konnten feststellen, dass solche schweren Verläufe bei Patienten mit vorangegangenen neurologischen Erkrankungen häufiger auftraten. „Es ist bemerkenswert, dass eine Hirnerkrankung das Herz so durcheinanderbringen kann, und belegt einmal mehr, wie eng Herz und Gehirn verbunden sind“, so Scheitz
 

TTS eine mögliche Folgeerkrankung

Wenn Neurologen bei Betroffenen eine akute Hirnerkrankung,wie beispielsweise einen Schlaganfall diagnostizieren, sollten sie immer auch TTS als mögliche Komplikation im Hinterkopf behalten. Bei neurologischen Patienten sind auch die typischen Symptome wie Schmerzen, Engegefühl in der Brust und Luftnot nicht unbedingt gegeben. Es könnte auch der Fall eintreten, dass sich Betroffene beispielsweise nach einem epileptischen Anfall nicht äußern können, weil sie bewusstlos sind, oder dass sie nach einem Schlaganfall nicht kommunizieren können. Aus diesem Grund wäre es sinnvoll und wichtig, dass die behandelnden Ärzte in den ersten Tagen nach Krankenhausaufnahme gezielt die Blutwerte stärker auf eine Herz-Beteiligung hin untersuchen und eine längere EKG-Überwachung anordnen. 

Quellen:
https://idw-online.de/de/news787153 
Cammann VL, Scheitz JF, von Rennenberg R et al.: „Clinical correlates and prognostic impact of neurologic disorders in Takotsubo syndrome“, Scientific  Reports, 7. Dezember 2021.  https://doi.org/10.1038/s41598-021-01496-9 
 

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