5 Damenbinden, auf die unterschiedlich viele rote Pailletten gestreut wurden.© JulyProkopiv/iStock/Getty Images Plus
Wenn Sie froh sind, dass hier nur Pailletten zu sehen sind, geht es Ihnen wie den meisten Menschen. Aber warum gilt die Menstruation ĂĽberhaupt als eklig?

Bluttest fĂĽr zu Hause?

DIAGNOSTIK MIT MENSTRUATIONSBLUT

Menstruationsblut gilt bisher als unappetitlicher Abfall. Forschende aus der Schweiz zeigen jetzt aber: Man könnte damit einen Bluttest möglich machen, der zu Hause durchgeführt werden kann und ohne einen einzigen Piks auskommt.

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Blutzucker und HPV-Infektionen wurden mit Menstruationsblut schon frĂĽher gemessen beziehungsweise nachgewiesen. Menstruationsblut enthält nämlich ähnliche Biomarker wie venöses Blut. Während letzteres mit einem Stich in die Vene abgenommen werden muss, kann Menstruationsblut ohne invasive Methoden und komplizierte Labordiagnostik Hinweise auf Erkrankungen geben.

Das macht das Projekt namens MenstruAI fĂĽr Frauengesundheit weltweit interessant. Während ihrer Arbeit stieĂźen die Forschenden auf ein weiteres Problem, das ihrer Meinung nach dringend angepackt werden muss: Menstruationsblut und alles, was damit zusammenhängt, wird immer noch stark tabuisiert.

Menstruationsblut: mehr als Abfall

Menstruationsblut als Quelle fĂĽr diagnostische Nachweise zu verwenden und damit invasive, aufwendige und unangenehme Bluttests zu umgehen, ist die Idee hinter MenstruAI. Das Projekt von Erstautor Lucas Dosnon und Professorin Inge Herrmann an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ZĂĽrich besteht in einem Sensor, der in Menstruationsbinden eingebettet wird. Das Menstruationsblut wird durch ein in einer Damenbinde befindliches Silikongehäuse mit Volumenkontrolle auf einen Teststreifen geleitet. Dieser verfärbt sich dann ähnlich einem Corona- oder Schwangerschaftstest je nach EiweiĂźkonzentration. Mit bloĂźem Auge oder einer App liest man die Ergebnisse ab.

Die Prototypen der Machbarkeitsstudie leiteten das Menstruationsblut zuverlässig auf die Teststreifen und funktionierten auch unter realen Bedingungen einwandfrei. Die Probandinnen beschrieben die Sensoren auĂźerdem als angenehm zu tragen. Besonders positiv fallen die niedrigen Kosten fĂĽr das System auf: Ein Silikongehäuse kostet etwa 50, der Teststreifen darin 40 US-Cent. Mit Menstruationsblut lassen sich also möglicherweise auch in ärmeren Regionen der Welt ohne aufwendige Diagnostik Krankheitsmarker frĂĽhzeitig erkennen.

Bluttest fĂĽr zu Hause ersetzt keinen Arztbesuch

Ein wie von den Forschenden angedachter Bluttest, der zu Hause mit Menstruationsblut durchgefĂĽhrt werden kann, ersetzt aber keinesfalls eine genauere Diagnostik, betont Dosnon. MenstruAI sei lediglich als niedrigschwellige Möglichkeit gedacht, Veränderungen im Körper im Menstruationsblut frĂĽhzeitig zu erkennen. Vor einem aufwendigen Bluttest kann so zu Hause ĂĽberprĂĽft werden, ob weitere Untersuchungen ĂĽberhaupt nötig sind.

Als nächstes plant das Team eine größere Feldstudie, um die Alltagstauglichkeit des Systems zu prĂĽfen und die Genauigkeit mit etablierten Labormethoden zu vergleichen. So soll sichergestellt werden, dass der Bluttest fĂĽr zu Hause auch bei jeder Frau zuverlässige Ergebnisse liefert, egal an welchem Tag der Menstruation.

Menstruationsblut fĂĽr die Frauengesundheit

MenstruAI soll aber noch mehr leisten. Menstruationsblut und alles, was damit zusammenhängt, werde auch in der Wissenschaft immer noch ĂĽberraschend stark tabuisiert und als unappetitlich wahrgenommen. Ein Bluttest fĂĽr zu Hause könnte einen Beitrag zu einer gerechteren Gesundheitsversorgung leisten, ist Professorin Herrmann sich sicher.

„Wenn wir über Gesundheitsversorgung sprechen, können wir nicht einfach die Hälfte der Menschheit ausblenden“, betont sie. Dosnon fügt hinzu: „Es braucht mutige Projekte, um bestehende Verhaltensmuster aufzubrechen und sicherzustellen, dass die Frauengesundheit endlich den Platz erhält, den sie verdient.“ Ein einfacher, aber zuverlässiger Bluttest, der zu Hause mit Menstruationsblut funktioniert, könnte ein Anfang sein.

„Wenn wir über Gesundheitsversorgung sprechen, können wir nicht einfach die Hälfte der Menschheit ausblenden.“

Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/rubriken/detail/frauengesundheit/tabubruch-gesundheitstests-mit-menstruationsblut/#
https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2025/05/die-binde-wird-zum-teststreifen.html

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