Frau hält sich den Bauch© Nitcharee Sukhontapirom / iStock / Getty Images Plus
Neue Behandlungsoption für das Reizdarmsyndrom. Ist Amitriptylin der Lichtblick für viele Betroffene?

RDS-Studie

ENGLISCHER FORSCHER EMPFIEHLT AMITRIPTYLIN BEI REIZDARMSYNDROM

Zwölf Millionen Menschen in Deutschland leiden am Reizdarmsyndrom mit den typischen Beschwerden: Bauchschmerzen, Blähungen, veränderter Stuhlgang. Medikamentöse Hilfe könnte nun ausgerechnet vom Antidepressivum Amitriptylin kommen.

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Eine englische Studie liefert neue Evidenzen: 463 Probanden aus 55 Hausarztpraxen nahmen an einer Studie teil, die die Auswirkungen von Amitriptylin auf ihre Krankheit untersuchte.

Bisher waren in der offiziellen Leitlinie zum Reizdarmsyndrom (RDS) lediglich eine Ernährungsumstellung, Probiotika, Pfefferminzöl und gegebenenfalls psychotherapeutische Unterstützung aufgeführt. Zwar wird dort auch Amitriptylin erwähnt, jedoch nicht zur eigentlichen Therapie des RDS, sondern eher zur Therapie chronischer Schmerzen.

Neue Therapiemöglichkeit bei Reizdarmsyndrom

Frühere, kleinere Studien legten bereits einen möglichen Nutzen von niedrig dosierten trizyklischen Antidepressiva bei im Krankenhaus behandelten RDS-Patienten nahe. Nun haben Forschende um Professor Dr. Alexander Ford vom Universitätsklinikum Leeds erstmals untersucht, wie das Präparat als Zweitlinientherapeutikum die Gesamtsymptomatik der Krankheit beeinflusst.

Das Ergebnis: Studienteilnehmer, die das Medikament erhielten, berichteten fast doppelt so häufig über eine Gesamtbesserung ihrer Symptome als diejenigen, die Placebo bekamen.

Probanden konnten von 10 zu 30 Milligramm aufdosieren

Die Gruppe wurde wie üblich per Zufallsprinzip einer Verum- und einer Kontrollgruppe zugeordnet. Beide starteten mit einer 10 mg-Tablette Amitriptylin pro Tag (oder Placebo) und erhielten die Anweisung, die Dosis bei Bedarf eigenständig schrittweise über drei Wochen auf bis zu drei Tabletten täglich zu steigern (30 mg oder Placebo). Natürlich bekamen die Probanden dabei Unterstützung von medizinischem Fachpersonal. Kontrollpunkte gab es nach drei, sechs und zwölf Monaten.

Das Ergebnis: Bei den Teilnehmenden der Amitriptylin-Gruppe reduzierte sich der Reizdarmsymptom-Wert um durchschnittlich 27 Punkte mehr als bei der Placebo-Gruppe. Da die Angst- und Depressionswerte über die Studiendauer unverändert blieben, vermuteten die Forschenden, dass die positiven Effekte des Medikamentes über den Darm und nicht über seine antidepressive Wirkung erfolgten.

Ford empfiehlt die Behandlung auch für Hausärzte

„Amitriptylin ist eine wirksame Behandlung für das Reizdarmsyndrom und ist sicher und gut verträglich. Diese neue Studie zeigt, dass Hausärzte Patienten in der Primärversorgung dabei unterstützen sollten, niedrig dosiertes Amitriptylin auszuprobieren, wenn sich ihre Symptome mit den empfohlenen Erstlinienbehandlungen nicht gebessert haben“, kommentierte Ford die Ergebnisse.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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