Katze© Dina Shigina / iStock / Getty Images

Tiere in der Apotheke

NICHT IMMER IST ES SCHNUPFEN

Nasenausfluss, Niesen und Husten kommen auch bei Katzen vor. Dabei kann es sich um Katzenschnupfen handeln, muss es aber nicht. Erkrankungen der Nase und der Nebenhöhlen sind bei Katzen gar nicht so selten.

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Nasenausfluss kann auch Zeichen einer systemischen oder anderen Grunderkrankung sein und daher zahlreiche Ursachen haben. Neben einer Erkältung und dem Katzenschnupfenkomplex können unter anderem Nasentumoren, Traumata, Fremdkörper, Polypen sowie Pilzerkrankungen zugrunde liegen. Um eine exakte Diagnose stellen zu können, ist eine sorgfältige Anamnese über die Art und Dauer der Beschwerden, insbesondere des Nasenausflusses, erforderlich. Ein einseitiger Ausfluss oder Nasenbluten besteht häufiger bei Tumoren, Mykosen und Fremdkörpern, ein beidseitiger Ausfluss dagegen bei chronischer Rhinitis oder Pneumonie, also Lungenentzündung.

Erkältung oder Katzenschnupfen? Schnupfen mit rinnender Nase – Rhinitis oder Nasenkatarrh – ist auch bei Katzen eine häufige Erkrankung. Eine Rhinitis kann im Rahmen einer Erkältung auftreten. Die Erkältungssymptome äußern sich bei Katzen ähnlich wie bei Menschen mit Nasenausfluss: verstopfte Nase, Niesen, Husten, tränende Augen und schwere Atmung. Leidet die Katze unter Fieber, ist die Atmung sehr schnell und die Bewegungen sind steif. Außerdem ist das dritte Augenlid zu sehen, das sich wie eine dünne Haut über den inneren Augenwinkel legt. Da sich kranke Katzen naturgemäß unauffällig verhalten, wirken sie zunächst lediglich ruhiger und weniger bewegungsfreudig als sonst. Wenn die Katze kaum noch frisst und ungewöhnlich viel schläft, weist das eindeutig auf eine Erkrankung hin, die einer Behandlung bedarf.

Katzenschnupfen ist eine schwere, hochansteckende Infektionskrankheit. Es handelt sich um einen Symptomkomplex, der durch unterschiedliche Erreger – Viren, Bakterien und Pilze – hervorgerufen wird und mit Rhinitis, Konjunktivitis, Läsionen in der Maulhöhle, Fieber und Pneumonie einhergeht. Die Symptome reichen von mildem, wässrigem Nasenausfluss bis hin zu tödlich verlaufenden Allgemeinerkrankungen. Gegen Katzenschnupfen gibt es eine Impfung. Trotz Impfung können Katzen zwar unter infektiösen Erkrankungen der Atemwege leiden, die Schwere der Erkrankung kann dadurch aber deutlich gemildert werden.

Rhinosinusitis Die chronische idiopathische Rhinitis/Rhinosinusitis ist durch ein- oder beidseitigen, chronischen und schleimig-eitrigen Nasenausfluss gekennzeichnet, der häufig mit blutigen Beimengungen vermischt ist. Es wird angenommen, dass eine zurückliegende Virusinfektion, insbesondere Infektionen mit dem felinen Herpesvirus 1 (FHV-1) und anschließender bakterieller Sekundärinfektion, der Auslöser ist. Besteht die Erkrankung länger, kann es zu Deformierungen der Nase kommen.

Tumoren und Polypen Tumoren der Nase, die vorwiegend bei älteren Katzen diagnostiziert werden, sind fast immer bösartig. Allgemein sind maligne Tumoren in der Nase aber eher selten. Sie verursachen Schwellungen im Maul oder im Gesicht sowie auffällige Atemgeräusche und meist einen einseitigen Nasenausfluss, der blutig oder eitrig sein kann. Metastasen sind möglich und finden sich in den regionalen Lymphknoten und der Lunge. Das Ausmaß des Tumors und die Zerstörung des umliegenden Gewebes können mit modernen bildgebenden Verfahren abgeklärt werden.

Durch chirurgische Entfernung der Umfangsvermehrung und anschließende Strahlentherapie kann die Tumorneubildung verzögert werden. Bei den meisten Tieren kommt es nach einigen Monaten oder Jahren aber zu einem Rezidiv. Polypen sind benigne gestielte Zubildungen, die im Ohr, aber auch in der Nasenhöhle entstehen und überwiegend bei jüngeren Tieren beobachtet werden. Sie können als weiche Masse aus der Nasenöffnung nach außen treten. Polypen gehen mit Nasenausfluss, Maulatmung, und Schluckstörungen einher. Sie können rhinoskopisch entfernt werden, es können sich aber erneut Polypen bilden.

Trauma und nasale Fremdkörper Stoßverletzungen, beispielsweise durch einen Autounfall, können neben Gaumen- und Zahnfrakturen auch einen Trauma-bedingten Nasenausfluss zur Folge haben. Darüber hinaus können viele Tiere das Maul nicht mehr richtig schließen und leiden an starkem Nasenbluten. Nasale Fremdkörper, zum Beispiel Grashalme, äußern sich durch einseitiger Nasenausfluss mit heftigem Niesen und starkem Reiben des Kopfes oder der Nase.

Pilzerkrankungen Respiratorische Pilzinfektionen bei Katzen werden hierzulande nur selten beobachtet. Am häufigsten werden Infektionen mit dem Schimmelpilz Aspergillus beschrieben. Meistens werden Nase und Nasennebenhöhlen befallen, die Infektion kann aber auch invasiv sein und das Knochengewebe der Nasennebenhöhlen zerstören.

Die Kryptokokkose ist eine chronisch verlaufende Mykose, die sich bei Katzen jeden Alters vor allem im Bereich des oberen und unteren Respirationstraktes, der Haut und des Zentralnervensystems manifestiert und die durch Pilze der Gattung Cryptococcus hervorgerufen wird. Bei der nasalen Form der Kryptokokkose sind Atemgeräusche, Schluckbeschwerden, ein- oder beidseitiger eitriger oder blutiger Nasenausfluss, nasopharyngeale Granulome, Atmung mit offenem Maul, eine äußerlich sichtbare Schwellung des Kopfes und gelegentlich neurologische Symptome wie Ataxie oder Krampfanfälle die klinischen Zeichen.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 12/2021 ab Seite 94.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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