Sesamsamen in einem herzförmigen Keksausstecher© Michelle Lee Photography/iStock/Getty Images Plus
Ungefähr so groß wie ein Sesamsamen und damit deutlich kleiner als ein Reiskorn ist der Herzschrittmacher, den Forschende der Northwestern University entwickeln.

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WINZIGER HERZSCHRITTMACHER GANZ OHNE OP

Ein Herzschrittmacher sichert das Überleben, wenn das Herz starken Rhythmusstörungen unterliegt oder häufig Aussetzer hat. Eine Innovation an sich. Dennoch ängstigen sich viele vor der Operation und dem Umgang mit der kleinen Maschine. Das könnte sich nun ändern.

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Bleibt das Auto liegen, versagt die Batterie, benötigt es manchmal einen kleinen Stromstoß und schon läuft der Motor wieder. So ähnlich ist es auch mit dem Herzen. Manchmal schafft es unser Herz nicht regelmäßig und zuverlässig zu schlagen. Dann braucht es Hilfe von außen. 1958 wurde der erste Herzschrittmacher eingesetzt, eine Revolution in der Kardiologie.

Heute werden etwa 80000 Herzschrittmacher pro Jahr eingesetzt, in etwa so groß wie zwei aufeinanderliegende Zwei-Euro-Münzen. Eine solche Herzschrittmacher-OP dauert weniger als eine Stunde und kann unter örtlicher Betäubung stattfinden, spezielle Sonden befördern den Herzschrittmacher durch die Venen an seinen Platz am Herzen. Ein Routine-Eingriff, aber natürlich gibt es Risiken, auch wenn sie überschaubar sind. Für Kinder ist der Herzschrittmacher mitunter zu groß.

Herzschrittmacher ohne OP

1,8 Millimeter breit, 3,5 Millimeter hoch und einen Millimeter dick: Der neu entwickelte Herzschrittmacher von Forschenden um Yamin Zhang von der Northwestern University in Illinois ist in etwa so groß wie ein Reiskorn. Damit lässt er sich einfach mit einer Spritze injizieren. Eine OP ist nicht nötig, um den Herzschrittmacher einzusetzen.

Und es entfällt sogar der chirurgische Schritt der Entfernung. Denn der neue Herzschrittmacher löst sich am Ende seiner Nutzungszeit einfach wieder auf. Dieser Punkt ist besonders für die Behandlung von Kindern interessant. Denn sie benötigen meist nur für wenige Tage nach einer Operation am Herzen einen Herzschrittmacher.

Kein Wechsel der Batterie beim kleinen Herzschrittmacher

Der neu entwickelte Herzschrittmacher wartet mit einer weiteren Innovation auf. Normalerweise steht bei einem implantierten Herzschrittmacher nach fünf bis zehn Jahren ein Batteriewechsel an. Das neu entwickelte Modell kommt ganz ohne Batterie aus, sondern nutzt zwei unterschiedliche Metalle als Elektroden. Zusammen mit der elektrolythaltigen Körperflüssigkeit entsteht so eine galvanische Zelle, die sich selbst versorgen kann.

Damit diese nicht auf Dauerstrom läuft, wird der betroffenen Person zusätzlich zum infundierten Herzschrittmacher noch ein kleines drahtloses Gerät ähnlich wie ein Pflaster auf den Brustkorb geklebt. Es misst per Infrarotlicht die Funktion des Herzens und entschiedet dann, wann es einen Impuls des Herzschrittmachers benötigt. Das neue Mini-Gerät kommt also ohne Batterie sowie ohne Antenne aus, Lichtimpulse steuern es.

Bei verschiedenen Tieren konnte sich der neue Herzschrittmacher bereits beweisen, auch an menschlichen Spenderherzen konnten die Forschenden hoffnungsvolle Erkenntnisse sammeln. Klinische Studien stehen noch aus.

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