Illustration des Darmlumens. Darin schwimmen oder schweben Darmbakterien in vielen unterschiedlichen Formen und Farben.© iLexx/iStock/Getty Images Plus
Auch Arzneimittel, von denen man es gar nicht denkt, beeinflussen das Darmmikrobiom.

Mikrobiom gestört

UNSERE DARMBAKTERIEN REAGIEREN AUF VIELE MEDIKAMENTE

Dass unsere Darmbakterien fĂŒr uns unverzichtbar sind, ist bekannt. Dass ihr empfindliches Gleichgewicht zum Beispiel durch Antibiotika schnell ins Wanken kommt, auch. Wie sehr aber andere zahlreiche Medikamente unsere Darmbakterien beeinflussen, kommt erst nach und nach ans Licht.

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Viele verschiedene Arzneistoffe verĂ€ndern die Zusammensetzung unserer Darmbakterien, das Mikrobiom, ohne dass man es auf den ersten Blick erwarten wĂŒrde. Auch gĂ€ngige, in der Selbstmedikation ĂŒbliche Medikamente sind darunter. In der Beratung heißt es: aufmerksam nachfragen.

Sind unsere Darmbakterien aus der Balance geraten, sind oft lÀstige Verdauungsstörungen die Folge. Auf der Suche nach den Ursachen geraten neben Antibiotika und einseitiger ErnÀhrung aber auch zunehmend Medikamente ins Visier.

Auch mit dem Immunsystem, dem zentralen Nervensystem und der Psyche steht das Darmmikrobiom in Verbindung.

Darmbakterien sind empfindlich

Antibiotika können bis zu einem Drittel unserer Darmbakterien töten. Dabei unterscheidet der Wirkstoff nĂ€mlich nicht zwischen krankmachenden und nĂŒtzlichen Bakterien. Das ist hinreichend bekannt. Vor jeder Behandlung sollte der Arzt Nutzen und Risiken abwĂ€gen. Behandelte können mit der Einnahme eines Probiotikums vorbeugen.

NSAR und Darmbakterien

Unsere Darmbakterien reagieren aber auch auf nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) mitunter empfindlich. Die Substanzen, darunter Ibuprofen, AcetylsalicylsÀure und Diclofenac, bekommt man ohne Rezept. Bei langfristiger Anwendung oder in hohen Dosen drohen Nebenwirkungen, die mit der Hemmung der Prostaglandinsynthese zusammenhÀngen.

Zwar wirken die Substanzen dadurch schmerzlindernd, haben aber auch Nebenwirkungen auf die Darmbakterien. Die Medikamente verringern nĂ€mlich auch die Schleimbildung im Magen und Darm, was zu SchleimhautentzĂŒndungen, Blutungen und GeschwĂŒren fĂŒhren kann. EntzĂŒndungen der Schleimhaut beeintrĂ€chtigen aber auch unsere Darmbakterien. Medikamente gegen Schmerzen und EntzĂŒndungen sollten daher

  • möglichst kurz,
  • in möglichst niedriger Dosis
  • und, wenn eine lĂ€ngere Behandlung nötig ist, unter Ă€rztlicher Kontrolle

zum Einsatz kommen.

Protonenpumpenhemmer: Gemacht fĂŒr den Magen, Einfluss auf den Darm

Auch Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol, Omeprazol und Co. können die Darmbakterien beeintrÀchtigen. Die Medikamente verÀndern den SÀuregehalt des Magens und Zwölffingerdarms, was krankmachenden Bakterien das Eindringen und die Ansiedlung im Darm erleichtern kann. Auch hier gilt: so kurz und niedrig dosiert wie möglich, gegebenenfalls unter Àrztlicher Kontrolle anwenden.

AbfĂŒhrmittel: Medikamente, die auch Darmbakterien ausschleusen

Auch AbfĂŒhrmittel sind in Bezug auf unsere Darmbakterien Medikamente, die nicht zu hĂ€ufig zum Einsatz kommen sollten. Die rasche und starke Entleerung des Darms gibt den Darmbakterien weniger Zeit zur Verwertung der Nahrung. Langfristig kann es so zu VerĂ€nderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien kommen.

Medikamente, die die Darmentleerung ebenfalls unterstĂŒtzen und die Darmbakterien dabei weniger beeintrĂ€chtigen, sind zum Beispiel

  • Flohsamenschalen,
  • Lactulose und
  • Macrogol.

Darmbakterien leiden unter einigen Medikamenten

Unsere Darmbakterien reagieren aber auch auf zahlreiche andere Medikamente, die den Magen-Darm-Trakt auf den ersten Blick gar nicht betreffen. Es gibt Anhaltspunkte, dass

  • Antidepressiva,
  • Antidiabetika wie Metformin,
  • HormonprĂ€parate und auch
  • Blutdrucksenker

Einfluss auf die Darmbakterien haben. Forschende fordern daher, alle Medikamente schon bei der Entwicklung auf ihren Einfluss auf unsere Darmbakterien zu untersuchen.

Bis es so weit ist, helfen ein paar Tipps dabei, die Darmbakterien bestmöglich zu unterstĂŒtzen. Eine ballaststoffreiche, ausgewogene ErnĂ€hrung mit gesunden Fetten und wenig Zucker zĂ€hlt genauso dazu wie ausreichende FlĂŒssigkeitszufuhr, genug Bewegung, Stressreduktion und der Verzicht auf schĂ€digende Stoffe wie Alkohol und Nikotin. Ein gesundes Gleichgewicht unter den Darmbakterien lĂ€sst sich dann womöglich auch weniger leicht durch Medikamente aus der Bahn werfen.

Quellen:
https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/darmgesundheit/id_100742500/diese-medikamente-schaedigen-die-darmflora.html
https://www.dzif.de/de/unerwartete-nebenwirkung-wie-gaengige-medikamente-krankheitserregern-den-weg-ebnen
https://dzhk.de/newsroom/aktuelles/news/artikel/wie-medikamente-das-mikrobiom-des-darms-beeinflussen

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