Zwei Frauen und ein Mann stehen nebeneinander und tragen einen weißen Kittel in der Apotheke© kzenon / iStock / Getty Images Plus
Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Lauterbach geht, sollen erfahrene PTA in Filial- und Zweigapotheken Apothekerinnen und Apotheker vertreten können.

Kritik an Reformvorschlägen

LAUTERBACH WILL MEHR PTA-KOMPETENZEN IN FILIAL- UND ZWEIGAPOTHEKEN

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat mit Vorschlägen zu Apothekenreformen großen Ärger ausgelöst – sowohl bei der ABDA als auch beim BVpta. Beide halten nichts von seiner Idee, erfahrenen PTA in Filial- und Zweigapotheken erweiterte Vertretungsmöglichkeiten zu geben.  

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Für die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ist klar: „Der Minister ist auf einem gefährlichen Irrweg. Die Apothekerinnen und Apotheker erteilen diesen zerstörerischen Plänen eine klare Absage.“

Mit diesen Worten in einer Resolution hat der Deutsche Apothekertag (DAT) sich am 28. September gegen Pläne von Karl Lauterbach gewandt. Der Bundesgesundheitsminister hatte zuvor mehrere Ansätze genannt, um den Apothekenmarkt zu verändern. 

Unterstützung via Telepharmazie

So sollen erfahrene PTA in Filial- und Zweigapotheken Apothekerinnen und Apotheker vertreten können. Sie sollen allein beraten und Medikamente abgeben dürfen. Unterstützt würden sie von Apothekern per Video („Telepharmazie“). Auf dem DAT in Düsseldorf machte der per Video zugeschaltete Minister klar, dass so der Betrieb von Apotheken auf dem Land erleichtert werden soll. Und: Es soll dafür erlaubt werden, leichter Zweigapotheken zu gründen und mehr Filialapotheken als bisher zu betreiben. Derzeit dürfen es neben einer Hauptapotheke bis zu drei sein. Lauterbach stellt sich offenbar vor, dass noch „ein bis zwei Filialen“ dazu kommen können. Das Fremdbesitzverbot will er aber nicht aufheben. Es schreibt vor, dass nur Apotheker  Apotheken führen dürfen.

Filial- und Zweigapotheken sollen zudem in Zukunft kein Labor mehr vorhalten müssen, keinen Rezepturherstellplatz, kein Notdienstzimmer: „Es macht ökonomisch keinen Sinn.“ Auch flexiblere Öffnungszeiten sollen erlaubt sein. Diese und weitere Punkte sollen bis Jahresende als Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht werden. Heutige Apothekenstrukturen seien gut, aber „eine Flexibilisierung ist nowendig“, so der Minister. 

Die ABDA stellte in einer Reaktion unter der Überschrift „Warum die Apotheken-Pläne des Bundesgesundheitsministeriums die Versorgung nicht verbessern“ klar: „PTA sind eine unverzichtbare Berufsgruppe in jeder Apotheke. Ihre Ausbildung entspricht aber nicht den Anforderungen, die für eine Apothekenleitung benötigt werden. Apothekerinnen und Apotheker sind studierte und approbierte Expertinnen und Experten der Arzneimitteltherapie – komplexe Beratungsfälle können nur sie bearbeiten.“  

Der Vorstand des Bundesverbands PTA zeigte sich „entsetzt“ von den Plänen: „Erstens über die Art und Weise, wie mit uns mal wieder nicht geredet wird. Zweitens packt uns das kalte Grausen über das Süppchen selbst, das uns auf diese Weise um die Ohren gehauen wird. Zuerst führt man unter fadenscheinigen Gründen den Versandhandel mit Arzneimitteln ein, dann spart man über Jahre die Vor-Ort-Apotheken tot. Und jetzt sollen es der Mehrbesitz und wir PTA richten? Wir sind bereits jetzt zu wenige, und diese Notnagel-Maßnahmen machen unseren Beruf nicht attraktiver. Wir sind sehr gut qualifiziert, wir übernehmen in den Apotheken viele Patientenkontakte, wir fertigen einen Großteil der Rezepturen an. Aber wir sind keine Apotheker, und wir lassen uns nicht gegen unsere approbierten Kolleginnen und Kollegen ausspielen.“ 
 

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