Frau mit ausgestreckten Armen auf Berg© .shock / iStock / Getty Images Plus
Einfach mal abschalten – auf einem Berg. Hier gibt es eine detaillierte Anleitung zur Bergmeditation.

Gelassenheit

SO HILFT DIE BERGMEDITATION, WENN ALLES ZU VIEL WIRD

Wie schafft man das – inmitten wechselnder Gedanken und GefĂŒhle innere BestĂ€ndigkeit zu spĂŒren? Diese Meditation lĂ€dt dazu ein, es auszuprobieren.

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Ruhe finden, sich erden und im Moment stabilisieren: Das wĂŒnschen sich viele gestresste GemĂŒter. Achtsamkeit und Meditieren können dabei erwiesenermaßen unterstĂŒtzen. Das fĂ€llt nicht jedem leicht, der sich danach sehnt. Umso mehr hilft es unter anderem, wenn man nicht nur Stress hat, sondern auch Herausforderungen wie psychische Erkrankungen oder Störungen, die einen ganz schön aus der Balance bringen können. Da hilft etwas StabilitĂ€t.

Und was könnte stabiler sein als ein – Berg? Die Bergmeditation nach Jon Kabat-Zinn gehört zu seinem Programm der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), zu deutsch: achtsamkeitsbasierte Stressreduktion. Sie dauert ĂŒblicherweise ungefĂ€hr 15 Minuten. Falls Sie jetzt denken, das ist zu lang – es geht auch schneller, aber funktioniert nur, wenn man nicht „durchhetzt“ (wie immer bei Achtsamkeit und Meditation).

Bergmeditation-Anleitung:

  • Setzen Sie sich bequem hin, am besten aufrecht und wĂŒrdevoll, und schließen Sie die Augen.
  • Nehmen Sie zunĂ€chst einige Momente, um Ihren Atem wahrzunehmen und im gegenwĂ€rtigen Moment anzukommen.
  • Stellen Sie sich vor Ihrem inneren Auge den schönsten Berg vor, den Sie kennen oder sich vorstellen können.
  • Nehmen Sie die Form, den Gipfel und die Basis des Berges wahr – seine Form, seinen Gipfel, die HĂ€nge, die breite Basis, die fest in der Erde verwurzelt ist.
  • Bemerken Sie die MajestĂ€t und BestĂ€ndigkeit dieses Berges. Wie er einfach da ist, vollkommen in sich ruhend.
  • SpĂŒren Sie seine Festigkeit und laden Sie sich selbst ein, mit diesem Berg zu verschmelzen.
  • Ihr Kopf wird zum Gipfel, Ihre Schultern und Arme zu den HĂ€ngen, Ihr Becken und Ihre Beine zur soliden Basis. Sie werden zum Berg – fest verwurzelt, stabil, prĂ€sent.
  • Verbleiben Sie in dieser inneren Haltung und beobachten Sie, wie sich um den Berg herum die Tageszeiten Ă€ndern: Die Sonne wandert ĂŒber den Himmel, es wird Nacht, der Mond und die Sterne erscheinen, ein neuer Tag bricht an. Der Berg bleibt einfach da, unberĂŒhrt vom Wechsel der Zeit.
  • Die Jahreszeiten ziehen vorĂŒber: Im FrĂŒhling sprießt zartes GrĂŒn an seinen HĂ€ngen, im Sommer blĂŒht es ĂŒppig, im Herbst fĂ€rben sich die BlĂ€tter bunt, im Winter bedeckt Schnee den Gipfel. Der Berg bleibt in seiner Essenz unverĂ€ndert.
  • Das Wetter wechselt: Sonnenschein, StĂŒrme, Regen, Nebel, Hagel, Hitze, KĂ€lte. Manchmal ist der Gipfel klar zu sehen, manchmal in Wolken gehĂŒllt. Doch der Berg steht einfach da – durch alle Bedingungen hindurch – fest und bestĂ€ndig.
  • Immer, wenn Ihre Gedanken abschweifen, kehren Sie zur Vorstellung des Berges zurĂŒck und nehmen die Kraft dieses Bildes in sich auf.
  • So wie der Berg können auch Sie in Ihrer Meditation – und im Leben – die QualitĂ€t der BestĂ€ndigkeit verkörpern. Gedanken, GefĂŒhle, Empfindungen, Ereignisse ziehen wie das Wetter durch Ihr Bewusstsein. Manche sind angenehm, manche unangenehm, manche neutral.
    Wie der Berg können Sie ihnen erlauben zu sein, wÀhrend Sie in Ihrer Mitte ruhen.
  • Sie sind nicht Ihre Gedanken, nicht Ihre GefĂŒhle. Sie sind das Bewusstsein, das sie wahrnimmt – stabil, wĂŒrdevoll, bestĂ€ndig wie ein Berg.
  • Verweilen Sie so lange in dieser Meditation, wie es sich fĂŒr Sie richtig anfĂŒhlt. Wenn Sie bereit sind, lösen Sie langsam das Bild des Berges auf, kehren zu Ihrem Atem zurĂŒck und öffnen sanft die Augen.

Am einfachsten ist es, wenn man die Instruktionen anhört. Man kann jemanden bitten, sie vorzulesen oder als Audiodatei aufzunehmen, sie selbst aufzeichnen oder gefĂŒhrte Audios oder Videos benutzen. DafĂŒr kann man einfach nach „Bergmeditation“ suchen. Ein Beispiel teilt der Deutsche Alpenverein (DAV) auf YouTube.

Hintergrund: Das Programm zur MBSR umfasst auch Elemente aus Yoga und Zen. Es wurde in den 1970er Jahren vom Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn entwickelt, der spĂ€ter das Memorial Center for Mindfulness an der UniversitĂ€t von Massachusetts grĂŒndete. In Klinik und Therapie kommen auch Teile daraus zum Einsatz, etwa die Bergmeditation.

Meditieren hilft nicht nur dabei, Stresssymptome zu reduzieren, sondern auch gegen Angststörungen. Wer meditiert, tut etwas fĂŒr seine emotionale Gesundheit und besseren Schlaf. Den Vereinten Nationen zufolge meditieren Menschen schon seit 7000 Jahren – zurzeit hunderte Millionen weltweit.

Quelle: dpa

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