Mehrere bunte runde Tabletten mit verschiedenen Motivprägungen, im Fokus steht eine gelbe Tablette mit einem Smiley.© Makhbubakhon Ismatova / iStock / Getty Images Plus
Wenn sonst nichts gegen die Depression hilft, kann Ecstasy eine wirksame Option sein - in psychotherapeutischer und psychiatrischer Begleitung.

Depression und PTBS

AUSTRALIEN LÄSST PARTYDROGEN ALS ARZNEIMITTEL ZU

In Deutschland sind Magic Mushrooms und Ecstasy verboten. Laut Betäubungsmittelgesetz sind sie weder verkehrs- noch verschreibungsfähig. Australien hingegen hat die Drogen kürzlich zur Behandlung von Depressionen und PTBS erlaubt. „Zu früh“ sagen die einen, „höchste Zeit“ die anderen.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

In Australien dürfen seit Juli die Rauschmittel MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin, „Ecstasy“) und Psilocybin-haltige Pilze (Magic Mushrooms) als Arzneimittel für therapeutische Zwecke eingesetzt werden. Auch in einigen anderen Ländern werden die Substanzen in Studien untersucht. Doch Down Under ist das erste Land der Welt, das die Partydrogen als Medikamente zugelassen hat.

Das synthetische Amphetaminderivat MDMA darf zur Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden. Der Wirkstoff Psilocybin, der in psychoaktiven Pilzen enthalten ist, ist zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen erlaubt.

Ecstasy und Pilze lieber nur in Studien?

Führende Psychologen und Neurowissenschaftler nahmen die australische Arzneimittelbehörde (TGA) ins Visier. Sie habe dem Druck von Öffentlichkeit und Lobbygruppen nachgegeben, „den Zugang zu diesen experimentellen Behandlungen außerhalb klinischer Studien möglich zu machen“, hieß es in einem Beitrag, der im Australian & New Zealand Journal of Psychiatry veröffentlicht wurde. Es gebe noch keine ausreichenden Beweise, um einen umfassenden Zugang zu rechtfertigen, schrieb die Gruppe um Susan Rossell, kognitive Neuropsychologin am Swinburne's Center for Mental Health.

Zwar seien erste Ergebnisse von Studien zum Einsatz der Rauschmittel vielversprechend, dennoch blieben viele Fragen offen. Eine Behandlung mit MDMA oder Psilocybin müsse zudem psychotherapeutisch begleitet werden, erklärten die Experten. „Die Forschung steckt diesbezüglich aber sicherlich noch in den Kinderschuhen.“

Einzige Option für manche Patienten

Der australische Guardian zitierte einen TGA-Sprecher am Donnerstag mit den Worten, die Entscheidung der Behörde sei keineswegs von Lobbygruppen oder Medien beeinflusst worden. Die Vorteile einer solchen Behandlung bei einigen Patienten unter der Aufsicht eines autorisierten Psychiaters überwögen die möglichen Nachteile. Für einige behandlungsresistente Patienten seien die Substanzen womöglich die einzige Option, hatte die TGA ihren Beschluss im Februar begründet.

Drogen nicht einfach auf Rezept
Es gelten strenge Vorschriften für die Vergabe der nötigen Erlaubnis: Psychiater, die die Wirkstoffe einsetzen wollen, müssen sich eine Genehmigung der TGA nach Prüfung und Zustimmung durch eine Ethik-Kommission einholen.

Wie Ecstasy und Magic Mushrooms wirken

MDMA löst bei Menschen Euphorie aus. Es werden Neurotransmitter wie das Glückshormon Serotonin ausgeschüttet, die die Stimmung deutlich heben.

Psilocybin wirkt halluzinogen und ist bewusstseinserweiternd. Anders als andere Antidepressiva dämpft Psilocybin die Gefühlswelt aber nicht, sondern macht Emotionen und Sinneswahrnehmungen intensiver. Experten warnen aber vor möglichen Psychosen.

Quelle: dpa

×