Nahaufnahme zwei Maß Bier - zwei Männer prosten sich zu.© master1305 / iStock / Getty Images Plus
Das Münchner Oktoberfest will nachhaltiger werden: Was heiß das für die Wiesn-Besucher dieses Jahr? Wer im Paulaner-Festzelt ein Maß Bier oder Hendl genießen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen.

Bierpreise

WIESN WIRD NACHHALTIGER UND TEURER

Das Bier wird merklich teurer – und das Hendl auch. Mindestens dann, wenn es ein Bio-Hendl ist. Ein Vierteljahr vor dem Start des Oktoberfests sind die Bierpreise bekannt gegeben worden – und die Vorsätze der Wirte für eine nachhaltigere Wiesn.

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Der Bierpreis schrammt knapp an die 15-Euro-Marke, und auch beim Wiesn-Hendl werden Gäste teils deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Öko-Qualität ist auf dem Oktoberfest im Vormarsch – und das kostet mehr. Das Paulaner-Festzelt will seine Hendl dieses Jahr erstmals ausschließlich als Bio-Produkt anbieten. Insgesamt wollen die Wirte für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

Die Maß kostet 2023 zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro, wie die Stadt mitteilte. Demnach müssen die Gäste durchschnittlich 6,12 Prozent mehr für den Liter Festbier hinlegen als im vergangenen Jahr. Damals reichte die Preisspanne von 12,60 Euro bis 13,80 Euro.

Inflation macht sich auf dem Oktoberfest bemerkbar

Die Wirte begründen den Anstieg mit den hohen Energiekosten und der Inflation. Bierbrauen sei sehr energieintensiv – im vergangenen Jahr hätten noch Verträge mit alten Konditionen gegolten. Doch auch die gestiegenen Personal- und Materialkosten schlügen kräftig zu Buche, erläuterte Wirtesprecher Peter Inselkammer.

Günstiger als Bier sind alkoholfreie Getränke:
Im Schnitt beträgt der Preis pro Liter
● für Tafelwasser 10,04 Euro (2022: 9,67 Euro),
● für Spezi 11,65 Euro (2022: 10,85 Euro) und
● für Limonade 11,17 Euro (2019: 10,35 Euro).

Beim Bio-Essen macht das Paulaner-Festzelt dieses Jahr mit den Bio-Hendln den Vorreiter. „Das ist ein Versuch, wenn unsere Gäste ihn nicht akzeptieren, müssen wir im nächsten Jahr eventuell umdenken“, erläuterte Wirtin Arabella Schörghuber. Andere Speisen sollen aber weiter aus konventioneller Landwirtschaft kommen.

Auch Bio-Qualität und Nachhaltigkeit schlagen auf den Preis

Die Debatte um mehr Tierwohl, mehr biologische Lebensmittel und mehr Nachhaltigkeit auf dem Oktoberfest ist nicht neu. Im Frühjahr hatte es in der Stadt einen hitzigen Disput darum gegeben, ob es möglich sein könnte, auf der Wiesn nur Bio-Lebensmittel anzubieten – oder wenigstens eine Bio-Quote einzuführen.

Kritiker warnten, ein Besuch könne dann unbezahlbar werden. Im Paulaner-Festzelt soll das halbe Bio-Hendl nun 20,50 Euro kosten – ein konventionelles in einem der anderen Festzelte wird voraussichtlich bei 14 bis 15 Euro liegen.

Auf der prä-pandemischen Wiesn 2019 verzehrten die Gäste in Summe knapp 435 000 Hendl, etwa 66 400 Schweinshaxen, 125 Ochsen und 30 Kälber. Dazu flossen gut sieben Millionen Liter Bier durch die Kehle.

Runder Tisch: Oktoberfest bald klimaneutral

Auf Einladung der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) trafen sich erstmals Vertreter von Klima- und Lebensmittel-Initiativen, Wirten, Stadt, Schaustellern, Brauereien und Landwirten zu einem nicht-öffentlichen Runden Tisch zum Thema nachhaltige Großveranstaltungen. Beschlüsse gab es keine, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. Die Wirte kündigten aber an, dass die großen Festzelte binnen fünf Jahren – wenn möglich sogar schon 2026 – klimaneutral werden sollen. Das wäre deutlich schneller als die Stadt München, die das Ziel bis 2035 erreichen möchte. Der Freistaat Bayern will das bis 2040 schaffen.

Bislang gelten nach Angaben der Vereinigung der Wiesnwirte erst 3 der 15 großen Stamm-Zelte als klimaneutral, 4 machen bei Kompensationsprojekten mit.

Beim Thema Bio-Lebensmittel machten die Wirte bei dem Runden Tisch keine Zusagen, zeigten sich aber dialogbereit. Über Bio-Bier sei gar nicht gesprochen worden, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Die Wirte wollten aber bei Abfallvermeidung und Lebensmittelverschwendung weiter vorankommen.

Initiative „Faire Wiesn“ unter scharfer Kritik

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern hatte schon im März den Vorstoß der Initiative „Faire Wiesn“ zu 100 Prozent regionalem Bio-Food scharf kritisiert. „Die Begrifflichkeiten fair, bio, regional und Fair-Trade hören sich gut an, aber Nachhaltigkeit umfasst auch den Begriff der Ökonomie“, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert. „Wir müssen endlich ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zusammenführen. Einseitige Ideologie ist eine Einbahnstraße mit der Endstation Sackgasse“, ergänzte er. 

Das Oktoberfest findet vom 16. September bis 3. Oktober statt, erwartet werden sechs Millionen Gäste.

Quelle: dpa

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