Eine Kreidegrafik auf einer Tafel im Abwärtstrend, der Aufwärts-Verlauf wurde weg gewischt© Paperkites / iStock / Getty Images Plus
Wer hat gesagt, Apotheken würden durch die Pandemie an Umsatz zulegen? Den Trend kann man sich abwischen.

Apothekenlandschaft

APOTHEKENZAHL SINKT WEITER

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) gab jetzt in Zahlen bekannt, was viele schon geahnt und gefürchtet hatten: Immer mehr Apotheken schließen, der Abwärtstrend bei der Apothekenzahl hält an. Wo gehen Kund*innen hin, wenn ihre Apotheke vor Ort die Türen für immer schließt?

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Gerade für ältere oder chronisch Kranke Menschen ist ein*e kompetente*r Ansprechpartner*in vor Ort ein fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Dazu zählen nicht nur Arztpraxen oder andere therapeutische Einrichtung sondern auch Apotheken. 

In ländlichen Gegenden ist man aufgrund der häufig eingeschränkten Infrarstruktur nicht nur auf eine flächendeckende, sondern auch auf eine Arzneimittelversorgung in Laufnähe angewiesen. Diese Menschen treffen die zunehmenden Schließungen im Besonderen.

Auf eine neu eröffnete Apotheke kommen acht Schließungen

Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2022 weiter gesunken. Ende Juni gab es bundesweit noch 18 256 Apotheken, wie aus Daten der ABDA hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Dies waren 205 weniger als Ende vergangenen Jahres - 235 Schließungen standen 30 Neueröffnungen gegenüber. Der Rückgang war damit größer als im ersten Halbjahr 2021, in dem unter dem Strich ein Minus von 162 Apotheken stand. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und auch Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, die Apothekenzahl sinke immer weiter, ein neues Tief sei erreicht. „Viele Apotheken schließen, nur wenige machen neu auf. Das macht vielen Patientinnen und Patienten Angst." Auch die Bundesregierung sollte sich Sorgen um die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung machen.

„Apotheken haben ohnehin mit der Inflation, steigenden Personalkosten und großen Nachwuchssorgen heftig zu kämpfen", sagte Overwiening.

Der Verband warnte vor einer Schwächung der Apotheken im Zuge der Gesetzespläne zum Ausgleich eines Milliardendefizits bei den gesetzlichen Krankenversicherungen im nächsten Jahr. Der Entwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht unter anderem für zwei Jahre einen höheren Abschlag bei Honoraren für Apotheken vor.

Geringes Umsatzplus, steigende Kosten

Zwar wächst der Apotheken-Markt im 1. Halbjahr 2022 laut dem IQVIA Consumer Health Spotlights Report insgesamt um 5,7 Prozent. Trotzdem haben die Lockdowns seit 2020 zu Umsatzeinbußen geführt, von denen sich die Apotheken nun erst langsam wieder erholen. Umsatztreiber sind rezeptfreie OTC-Arznei- und Nichtarzneimittel, ihr Absatz hat sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp elf Prozent verbessert. Das vor-pandemische Niveau wird damit aber nicht erreicht. Der Umsatz landet nun im Online-Geschäft, die Pandemie hat diesen Vertriebsweg weiter gestärkt.

In Millionen Umsatz ausgesprochen: Es fehlen 86 Millionen Euro im Offizin-Bereich, wohingegen der Versandhandel immer stärker wächst, heißt es im IQVIA Consumer Health Spotlights Report.

Auffällig sei dies beispielsweise im Bereich der Körperpflege- und Kosmetikprodukte. Gerade hier sei der Versandhandelanteil schon vorher höher gewesen, nun verzeichnen Vor-Ort-Apotheken ein weiteres Umsatz-Minus von knapp acht Prozent - ein neuer Tiefstwert.

Quellen:
dpa
IQVIA

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