Alzheimer
SINKT DAS DEMENZRISIKO DURCH MEDIKAMENTE GEGEN BRUSTKREBS?
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Forschende aus Südkorea haben sich das Demenzrisiko für Brustkrebspatientinnen angesehen und es mit dem krebsfreier Kontrollpersonen verglichen. Dabei zeigte sich: Medikamente, die gegen Brustkrebs eingesetzt werden, und auch Strahlentherapien können das Demenzrisiko senken. Und das, obwohl die Behandlungen oft mit Gedächtnisstörungen, umgangssprachlich „Chemo brain“ genannt, einhergehen. Wie passt das zusammen?
Bestimmte Wirkstoffe scheinen als Nebeneffekt schĂĽtzend auf das Gehirn zu wirken. Auch Tiermodelle zeigen, dass das Demenzrisiko durch eine Krebsbehandlung sinken kann.
Demenzrisiko niedriger durch Krebsmedikamente
Mit dem Demenzrisiko von Brustkrebspatientinnen befasste sich ein Team um Professor Dr. Su-Min Jeon vom National University College of Medicine in Seoul. Die Forschenden sahen sich dazu die Daten von ĂĽber 70000 Brustkrebspatientinnen an, die zwischen 2010 und 2016 operiert wurden. Diese Daten verglichen sie in Bezug auf das Demenzrisiko mit denen von rund 180000 krebsfreien Kontrollpersonen.
Während in der Gruppe der Krebspatientinnen 2,45 Fälle der häufigsten Demenzform Morbus Alzheimer pro 1000 Personenjahre auftraten, waren es in der Kontrollgruppe 2,63. Das bedeutet für die Brustkrebsgruppe ein signifikant geringeres Demenzrisiko als für die Kontrollgruppe.
Warum das Demenzrisiko durch eine Krebsbehandlung sinkt, wird noch untersucht. Besonders bei einer Strahlentherapie gab es diesen positiven Effekt, aber auch bei Anthracyclinen, einer häufig eingesetzten Gruppe von Medikamenten gegen Brustkrebs.
Andere Substanzen wie Taxane, Antikörpertherapien, Tamoxifen oder Aromatasehemmer zeigten keine Auswirkungen auf das Demenzrisiko.
Medikamente bei Brustkrebs mit zellschĂĽtzenden Effekten
Warum das Demenzrisiko bei manchen Medikamenten gegen Brustkrebs und auch bei Strahlentherapie sinkt, dazu gibt es Theorien. Beweise stehen noch aus.
Bei der Strahlentherapie erklärt man sich das sinkende Demenzrisiko mit niedrig dosierter Streustrahlung, die möglicherweise die Selbstreinigungsfunktionen des Gehirns unterstützt und gleichzeitig immunmodulierend wirkt. Auch Tierversuche und eine Pilotstudie an Alzheimer-Patienten deuten darauf hin, dass niedrige Strahlendosen die kognitiven Fähigkeiten zumindest kurzfristig verbessern können.
Bei den Anthracyclinen wie Doxorubicin, die häufig eingesetzte Medikamente zur Chemotherapie bei Brustkrebs sind, vermuten die Forschenden neuroprotektive Effekte und so eine Reduktion des Demenzrisikos. Die Substanzen hemmen die Zusammenlagerung fehlgefalteter Tau-Proteine im Gehirn Demenzkranker. So verhindern oder verzögern sie die Bildung der berüchtigten Amyloid-Plaques. Diese Ablagerungen führen bei Morbus Alzheimer letztlich zum Absterben von Nervenzellen und den charakteristischen Symptomen.
Möglicherweise können also zytotoxische Medikamente und Therapien, die bei Brustkrebs eingesetzt werden, das Demenzrisiko senken. Das wäre dann zur Abwechslung eine positive Nebenwirkung.
Aktuelles in der Demenzforschung:
„Chemo brain“ nicht nur durch Medikamente gegen Brustkrebs
„Chemo brain“, über das viele Brustkrebspatientinnen berichten und das die Lebensqualität stark einschränken kann, ist übrigens nicht nur auf die Medikamente gegen den Brustkrebs zurückzuführen. Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen, chronische starke Erschöpfungszustände sowie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme beruhen auf vielen Faktoren.
Dazu zählen natürlich Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente, aber auch der Brustkrebs selbst, der mit Stress und Angst, aber auch mit hormonellen Veränderungen und Schlafstörungen einhergeht. Betroffene sollten sich unbedingt Unterstützung holen.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/tumortherapie-reduziert-alzheimer-risiko-157027/
Jeong S, Jung W, Cho H, et al.: “Alzheimer Disease in Breast Cancer Survivors”, . JAMA Network Open, 20. Juni. 2025. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.16468












