Ein kleines Modell eines Gehirns, daneben liegen HolzwĂŒrfel, auf die mehrere Buchstaben Z aufgemalt sind.© mohd izzuan/iStock/Getty Images Plus
Das Gehirn braucht Schlaf – wie sehr, haben Forschende jetzt beziffert

Neuronale Gesundheit

SCHLAFSTÖRUNGEN ERHÖHEN RISIKO FÜR DEMENZ

Wer schlecht schlĂ€ft, ist am nĂ€chsten Tag gereizt, unausgeglichen und weniger leistungsfĂ€hig. Der Körper kann dieses Defizit in den nĂ€chsten NĂ€chten wieder auffĂŒllen. Wer aber hĂ€ufig unter Schlafstörungen leidet, belastet sein Gehirn – mit langfristigen Folgen.

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Fast jede*r zweite Deutsche leidet unter Schlafstörungen, also Problemen beim Ein- und Durchschlafen. Das geht aus Daten der Statista Consumer Insights hervor. Rund zehn Prozent der Bevölkerung – das sind etwa sechs Millionen Menschen allein in Deutschland – geben an, mit chronischen Schlafstörungen zu kĂ€mpfen.

Schlafstörungen können grĂ¶ĂŸere Folgen haben als schlechte Laune oder hohen Koffein-Konsum. Schlafmangel kann auf Dauer zu Konzentrationsproblemen, chronischer Erschöpfung, Stress oder Kopfschmerzen fĂŒhren. Außerdem tragen Menschen mit chronischen Schlafstörungen ein höheres Herzinfarkt- und Diabetes-Risiko und beeintrĂ€chtigen ihre psychische Gesundheit. Laut einer Studie gesellt sich nun zu dieser AufzĂ€hlung auch ein höheres Demenz-Risiko dazu.

Folgen chronischer Schlafstörungen kaum untersucht

Ein US-amerikanisches Forschungsteam um Diego Z. Carvalho vom Zentrum fĂŒr Schlafmedizin der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota (NY) beschĂ€ftigte sich nun mit dem Thema. Die Forschenden untersuchten die ZusammenhĂ€nge zwischen chronischer Schlaflosigkeit, kognitiven Langzeitfolgen und der Gehirngesundheit Ă€lterer Erwachsener – ein insgesamt noch wenig erforschtes Feld.

Knapp 3000 Proband*innen von durchschnittlich 70 Jahren mit chronischen Schlafstörungen wurden hierfĂŒr untersucht. Also mit Schlafstörungen an mindestens drei Tage pro Woche ĂŒber einen Zeitraum von mindestens drei Monaten.

Chronische Schlafstörungen erhöhen Demenz-Risiko um 40 Prozent

Menschen mit chronischen Schlafstörungen trugen laut Studie ein 40 Prozent höheres Risiko an einer Demenz zu erkranken als Menschen mit ausreichend und gesundem Schlaf.
Konkret: Der Zusammenhang zwischen reduziertem Schlaf und Demenz könnte sich in einer durchschnittlichen zusÀtzlichen Alterung des Gehirns um 3,5 Jahre zeigen.

„Schlaflosigkeit wirkt sich nicht nur darauf aus, wie Sie sich am nĂ€chsten Tag fĂŒhlen, sondern kann mit der Zeit auch Ihre Gehirngesundheit beeintrĂ€chtigen", sagt Carvalho.

„Wir beobachteten einen schnelleren RĂŒckgang der DenkfĂ€higkeiten und VerĂ€nderungen im Gehirn, die darauf hindeuten, dass chronische Schlaflosigkeit ein FrĂŒhwarnzeichen oder sogar ein Faktor fĂŒr zukĂŒnftige kognitive Probleme sein könnte."

Parameter der Studie

Die Studienteilnehmenden wurden durchschnittlich 5,6 Jahre begleitet. 16 Prozent von ihnen litten unter chronischen Schlafstörungen, von diesen 16 Prozent entwickelten 14 Prozent wÀhrend des Studienzeitraumes eine leichte kognitive BeeintrÀchtigung oder Demenz. In der Kontrollgruppe ohne Schlafstörungen waren es 10 Prozent.

Folgende Parameter werden mit einer nachlassenden Gehirnfunktion oder mit einem erhöhten Demenz-Risiko assoziiert und wurden hierfĂŒr klinisch untersucht:

  • Die kognitive Grundleistung
  • Auftretende MikrolĂ€sionen im Bereich der weißen Hirnsubstanz (sog. HyperintensitĂ€ten)
  • Amyloid-Ablagerungen im Gehirn

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schlaflosigkeit das Gehirn auf verschiedene Weise beeintrĂ€chtigen kann",

sagt Carvalho. Allerdings untersuchte das Team Personen mit diagnostizierter Schlafstörung, sie entnahmen die Daten nur aus Krankenakten. Nicht diagnostizierte FĂ€lle wurden nicht erfasst und der Schweregrad der Schlafstörung nicht berĂŒcksichtigt.

Quellen:
https://de.statista.com/infografik/29586/befragte-die-unter-schlafstoerungen-leiden/
https://www.neurology.org/doi/10.1212/WNL.0000000000214155
https://www.n-tv.de/wissen/Laesst-Schlaflosigkeit-das-Gehirn-schneller-altern-article26029250.html

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