Auf einem Teller liegt Holzbesteck, als wären es die Zeiger einer Uhr. Zwischen den Zeigern liegt kalorienarmes Essen: ein Stück Paprika, drei Cherry-Tomaten, zwei Eier, fünf Heidel- und zwei Himbeeren sowie ein Glas stilles Wasser..© Yummy pic / iStock / Getty Images Plus
Die Chinese Medical Nutrition Therapy ist ein Ernährungsprogramm für Typ-2-Diabetiker, das Fastentage mit Intervallfasten verbindet.

Intervallfasten

NEUES FASTENPROGRAMM FÜR DIABETES-REMISSION

Fastenprogramme bei Diabetes Typ 2 gibt es einige, doch setzen sie auf teure Spezialnahrung oder sind auf Dauer kaum durchzuhalten. Eine neue Methode aus China sorgt mit alltäglichen Lebensmitteln für mehr Compliance – und in einer Studie konnten viele Probanden ihre Medikamente absetzen.

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Chinese Medical Nutrition Therapy – so lautet der Name des neuen Intervallfastenprogramms für Typ-2-Diabetiker. Dabei konsumiert man im Wechsel fünf Tage lang nur 840 Kilokalorien und isst dann zehn Tage lang normal. In beiden Phasen ist das Essen nur von 6.30 bis 8.30 Uhr, von 11 bis 13 Uhr und von 17 bis 19 Uhr erlaubt.

Das Besondere: Während andere medizinische Fastenprogramme für Diabetiker auf spezielle (und teure) Ersatznahrung zurückgreifen, setzt diese neue Form des Intervallfasten auf ganz normale, im Supermarkt erhältliche Lebensmittel. Eine Studie hat untersucht, ob das Programm funktioniert.

Medizinisches Fastenprogramm ohne Spezialnahrung

Für eine offene Studie wurden 72 Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes rekrutiert, die die Stoffwechselstörung im Schnitt seit 6,6 Jahren aufweisen. Ein Teil der Probanden wurde gänzlich auf die chinesische Essenstherapie umgestellt; für die Kontrollgruppe galt nur die Beschränkung der Essenszeiten, nicht das fünftägige Fasten. Auf den Tisch kam Normalkost nach den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Auch die Mahlzeiten für die stark kalorienreduzierten Fastentage wurden, wie erwähnt, aus einer Liste gängiger Lebensmittel zusammengestellt.

Bessere Blutzuckerwerte, Arzneimittel abgesetzt

Der Erfolg war durchschlagend:

  • Nach drei Monaten konnte die Hälfte der Probanden aus der Interventionsgruppe die Diabetesmedikation absetzen – in der Kontrollgruppe waren es lediglich 2,8 Prozent.
  • Die Nüchternblutzuckerwerte waren in der Fastengruppe um gut 33 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) niedriger als zu Studienbeginn und in der Kontrollgruppe nur um knapp 4 mg/dl.
  • Auch das Körpergewicht reduzierte sich mit dem Programm deutlicher (5,93 vs. 0,27 kg); der Blutdruck besserte sich in beiden Gruppen leicht.

Nach weiteren drei Monaten lag die Rate der Diabetesremission in der Fastengruppe immer noch bei knapp 48 Prozent (in der Kontrollgruppe dümpelte sie weiterhin bei knapp drei Prozent). Nun konnte man auch die Verbesserung des HbA1c-Wertes erkennen, bei Diabetikern ein Schlüsselwert: Der sank in der Fastengruppe um 1,75 Prozentpunkte – in der Kontrollgruppe aber nur um 0,37.

Fast die Hälfte blieb diabetesfrei

Erfreulich auch die Langzeitfolgen: Ein Jahr nach Ende der Intervention galten immer noch 44,4 Prozent der Fastengruppe als diabetesfrei, bei einem HbA1c-Wert von 5,9 Prozent. Auch die Gewichtsreduktion blieb erhalten. Die Kosten der eingenommenen Medikamente betrugen nur noch 23 Prozent der Kosten in der Kontrollgruppe – bei der zu diesem Zeitpunkt übrigens niemand mehr die Remissionskriterien erfüllte.

Fazit: Gute Erfolge und gute Compliance – vorerst

Es war zwar bekannt, dass eine gezielte Kalorienreduktion nach einem Jahr eine Diabetesremission mit sich bringen kann – doch diese Methode ist wohl besonders vielversprechend. Denn die Chinese Medical Nutrition Therapy verbindet zwei Konzepte: feste Essenszeiten und Fünf-Tage-Intervalle mit sehr geringen Energiemengen. Dass auf handelsübliche Lebensmittel zugegriffen werden darf (und nicht auf Eiweiß-Shakes oder ähnliche Spezialnahrung), dürfte zur Compliance beitragen.

Die Studie scheint ebenfalls zu belegen, dass die Anstrengung einer Fastenkur auch bei einer Diabetesdauer von fünf bis sechs Jahren noch unternommen werden kann – wenn man eigentlich schon von einem Betazellverlust der Bauchspeicheldrüse ausgehen muss, der die Remission erschwert.

Allerdings muss betont werden, dass die Beobachtungsdauer von 15 Monaten noch keinen Langzeiteffekt bedeutet.

Quelle: Springer Medizin

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