Obst und Gemüse und ein Blutzuckermessgerät© Chinnapong / iStock / Getty Images Plus
Diabetiker und Diabetikerinnen müssen besonders auf ihre Ernährung und die Auswirkungen auf ihren Blutzuckerspiegel achten.

Blutzucker

ERNÄHRUNG BEI DIABETES MELLITUS TYP-2

Alle acht Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Diabetiker an den Folgen seiner Erkrankung. Das ist tragisch, denn die meisten leiden an einem Typ-2 Diabetes. Ihr Tod wäre also vermeidbar.

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Diabetes mellitus betrifft weltweit etwa 425 Millionen Menschen. 90 Prozent von ihnen sind Typ-2 Diabetiker. Mangelnde Bewegung, eine hyperenergetische Ernährung mit geringer Ballaststoffzufuhr sowie genetische Faktoren sind ursächlich für die chronisch verlaufende Erkrankung. 

Während der Typ-1 Diabetes vorrangig im Kindes- und Jugendalter auftritt, manifestiert sich ein Typ-2 häufig erst nah dem 40. Lebensjahr.

Diabetes-Typ-2 beginnt schleichend

Der Manifestation des Typ-2-Diabetes geht oftmals eine langjährige, klinisch unauffällige Latenzperiode voraus. Dies hat zur Folge, dass bis zur Diagnose viele Beta-Zellen ihre Funktion verlieren. Diese Βeta-Zellen finden sich in den Langerhans‘schen Inseln des Pankreas. Sie produzieren Insulin, welches den Blutzuckerspiegel dadurch senkt, dass Glucose mithilfe des Insulins in die Zellen aufgenommen wird.

Die Alpha-Zellen der Bauchspeicheldrüse bilden Glukagon. Das Hormon ist der Gegenspieler und wirkt blutzuckererhöhend. Durch das Zusammenspiel von Alpha- und Beta-Zellen wird der menschlichen Blutzuckerspiegel reguliert. Werden die Beta-Zellen zerstört, sinkt die Insulinproduktion, der Blutzuckerspiegel steigt.

Die Gene allein sind es nicht

In Kombination mit einer Insulinresistenz führt dies langfristig zu einem Diabetes mellitus Typ-2. Ursächlich ist ein multifaktorielles Gefüge in Verbindung mit einer genetischen Prädisposition. Studien zufolge beeinflussen bestimmte Gene die Insulinsekretion und -sensitivität sowie den Stoffwechsel der Adipozytokine.

Die Folge kann eine Insulinresistenz sein, bei der der Körper nicht mehr in der Lage ist, Glucose aus dem Blut in die Zellen abzugeben. Er verbleibt im Blutkreislauf, der Blutzuckerspiegel steigt an. Doch trotz der gehäuften familiären Prävalenz machen Gene allein einen gesunden Menschen nicht zum Diabetiker.

Wesentliche Gründe für die Entstehung einer Typ-2-Diabetes sind quantitative und qualitative Fehlernährung und eine dadurch bedingte viszerale Adipositas. Untersuchungen zeigen, dass rund 90 Prozent der Patienten übergewichtig sind. Bereits ab einem Body-Mass-Index von 30 steigt das Risiko, an Diabetes mellitus Typ-2 zu erkranken, rapide an. Übergewicht entsteht jedoch nicht über Nacht.

Eine ausgewogene Ernährung kann deshalb bereits im Kindesalter die Weichen für ein gesundes Leben stellen. Aber auch Normalgewichtige können durch intraabdominelle Fettablagerungen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko aufweisen. Gerade in den westlichen Industrieländern führen zu viel Fett und Zucker zu immer mehr Erkrankungen.

Hinzu kommt Bewegungsmangel. Er fördert nicht nur Übergewicht, sondern auch die Abnahme der insulinabhängigen Glucoseaufnahme in die Muskulatur. Dabei senken bereits 20 Minuten Bewegung täglich das Erkrankungsrisiko um ein Viertel.

Worauf ist zu achten?

Eine Ernährungstherapie verfolgt bei Diabetes mellitus stets mehrere Ziele. Neben einer Gewichtsreduktion stehen das Erreichen normnaher Blutzucker- und HbA1c-Werte im Vordergrund. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf die Art der Lebensmittel, sondern auch auf die Portionsgrößen und den persönlichen Bedarf zu achten. Die Zusammenarbeit mit einem Ernährungs- oder Diabetesberater kann hilfreich sein, um eine an die Person angepasste Ernährungsstrategie zu entwickeln, die auch die individuellen Präferenzen der Patienten bei der Lebensmittelauswahl berücksichtigt.

Außerdem sollten Diabetiker regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel überwachen, um festzustellen, wie dieser auf bestimmte Lebensmittel und Aktivitäten reagiert. Ein Ernährungstagebuch hilft ebenfalls dabei, den Überblick zu behalten. In speziellen Kursen lernen Diabetiker zusammen mit anderen Betroffenen, wie sie Bewegung in ihren Alltag integrieren und ihre Ernährung auf eine gesunde Mischkost umstellen können. Von Crash-Diäten, Extremsport und „Wunderpillen“ ist, besonders ohne ärztliche Begleitung, dringend abzuraten.

Empfohlene Ernährung für Diabetiker

Die Ernährungsempfehlungen für Diabetiker wurden in den vergangenen Jahrzehnten stetig modifiziert. Während vor einigen Jahren eine fettreiche und kohlenhydratarme Kost ärztlich empfohlen wurde, hat sich zuletzt die strikte Kohlenhydratrestriktion zunehmend liberalisiert. Die heutigen Empfehlungen basieren auf einer ausgewogenen Mischung aus Kohlenhydraten, Proteinen und gesunden Fetten. Dabei sind jedoch einige Punkte zu beachten.

  • Kohlenhydrate kontrollieren: Statt einfacher Kohlenhydrate, wie Zucker und raffinierten Mehlen, sollten Diabetiker komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Obst und Gemüse bevorzugen. Diese liefern Ballaststoffe und sorgen für eine langsamere Zuckeraufnahme. Laut der European Association for the Study of Diabetes sollte die tägliche Energiezufuhr durch einen Kohlenhydratanteil von 45 bis 60 Prozent gedeckt werden. Bei einer angestrebten Gewichtsreduktion kann ein Kohlenhydratanteil im unteren Empfehlungsbereich zugunsten eines höheren Proteinanteils förderlich sein. Darüber hinaus sollte die Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate pro Mahlzeit kontrolliert werden, um den Blutzuckerspiegel über den Tag hinweg zu stabilisieren.
  • Portionskontrolle: Nicht nur die Menge an Kohlenhydraten spielt eine Rolle beim Abnehmen, auch die Portionsgröße und damit der Kaloriengehalt des Essens insgesamt ist entscheidend. Dabei hilft es schon, die Portionen einfach etwas kleiner zu gestalten. Somit entfällt lästiges Kalorienzählen. Damit kein Hunger entsteht, wird das Essen mit frischen Salaten, ohne fettige Dressings – dafür aber ohne Mengenbegrenzung – kombiniert.
  • Proteine und Fette: Die Aufnahme von magerem Protein (z. B. Hähnchenbrust, Fisch, Hülsenfrüchte) und gesunden Fetten (z. B. Avocado, Nüsse, Olivenöl) hilft, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und sorgt für Sättigung. Die Höhe der täglichen Proteinzufuhr ist abhängig von der Nierenfunktion und liegt bei 10 bis 20 Energieprozent.
  • Ballaststoffe: Eine hohe Ballaststoffzufuhr (etwa 30 bis 40 g pro Tag) ist für Diabetiker in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Lösliche Ballaststoffe wie zum Beispiel Pektin sind in der Lage, postprandiale Blutzuckeranstiege und somit Hyperglykämien nach einer Mahlzeit zu minimieren. Darüber hinaus sorgen sie für eine lange Sättigung und eine gute Verdauung. Ballaststoffreiche und kohlenhydratarme Lebensmittel sind beispielsweise Paprika, Himbeeren und Mandeln. Gerade letztgenannte sind in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und sollten daher täglich, am besten vor jeder Mahlzeit, in kleiner Menge (2 bis 4 Stück) verzehrt werden.
  • Alkohol: Lange war er verpönt, mittlerweile ist er auch bei Diabetes mellitus in Maßen erlaubt. Gibt es aus ärztlicher Sicht keine Bedenken, ist gegen ein kleines Gläschen ab und zu nichts einzuwenden.

Es ist also gar nicht schwer, die Weichen im Kampf gegen den Diabetes richtigzustellen.

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