WER HAT ANSPRUCH AUF URLAUBSGELD?

Ob Sie einen Anspruch auf eine jährliche Sonderzahlung in Form von Urlaubsgeld haben, hängt davon ab, ob bei Ihnen Tarifbindung besteht (über Ihre Mitgliedschaft bei ADEXA und die der Apothekenleitung im Arbeitgeberverband) oder ob Sie in ihrem Arbeitsvertrag die Geltung des Tarifvertrages vereinbart haben.

In beiden Fällen steht Ihnen ein 13. Gehalt in Höhe Ihres tariflichen Bruttomonatsverdienstes zu, also ohne einen etwaigen übertariflichen Anteil (§ 18 BRTV).

Ein Sonderfall ist zum 1. Juli 2025 im Tarifbereich Nordrhein mit dem neuen Gehaltstarifvertrag in Kraft getreten: Hier wird die Hälfte des Urlaubsgeldes bereits mit dem monatlichen Gehalt ausgezahlt, also pro Monat 1/24 des Tarifgehalts. Die andere Hälfte der Sonderzahlung ist wie im übrigen Bundesgebiet mit dem Novembergehalt fällig.

Sollten Sie in einer Apotheke in Nordrhein arbeiten, prüfen Sie doch gleich einmal Ihre Gehaltsabrechnung für den Juli und vergleichen Sie sie mit dem Juni-Gehaltszettel. Ein kleines Urlaubsgeld sollten Sie erhalten haben.

Wechseln Sie im Laufe des Jahres in eine höhere tarifliche Berufsjahresgruppe, ist das neue höhere Gehalt für die gesamte Urlaubsgeld-Sonderzahlung maßgeblich. Anders ist es, wenn sich im Verlauf des Kalenderjahres nur Ihre Stundenzahl und damit Ihr Gehalt verändert:

Dann muss die Apothekenleitung das Jahresmittel berechnen und auszahlen.

Für die tarifliche Sonderzahlung sind in § 18 BRTV weitere Voraussetzungen festgelegt: Der Anspruch entsteht, wenn Sie länger als sechs Monate in Ihrer Apotheke gearbeitet haben. Waren Sie im Jahr der Auszahlung noch keine zwölf Monate beschäftigt, wird für jeden vollendeten Monat ein Zwölftel des Urlaubsgeldes gezahlt. Kündigt die Apothekenleitung Ihnen betriebsbedingt, so muss sie ebenfalls für jeden Monat ein Zwölftel bezahlen.

Achtung: Bei einer Eigenkündigung in der ersten Jahreshälfte besteht kein Anspruch auf Urlaubsgeld für das laufende Jahr!

Wenn bei einer Betriebsübernahme die neue Apothekenleitung nicht ohnehin tarifgebunden ist, bleiben die tariflichen Ansprüche, also auch der auf die Urlaubsgeld-Sonderzahlung, noch für ein Jahr bestehen. Ist die Geltung des Tarifvertrages im Arbeitsvertrag vereinbart, so gilt dies auch weiterhin, sofern die neue Apothekenleitung Ihnen keine Änderungskündigung vorlegt. Dies zeigt, wie wichtig ein schriftlicher Vertrag ist, in dem alle wesentlichen Arbeitsbedingungen festgelegt sind.

Unabhängig von der tariflichen Urlaubsgeld-Sonderzahlung könnten Sie auch einzelvertraglich ein Urlaubsgeld in beliebiger Höhe vereinbaren. Allerdings werden solche Sonderzahlungen zwar auf die Höhe von Arbeitslosengeld und Krankengeld angerechnet, zählen aber nicht beim Elterngeld und Mutterschaftsgeld. Wer also noch in Familienplanung ist, sollte statt der Finanzspritze für den Sommerurlaub vielleicht lieber ein etwas höheres Monatsgehalt verhandeln.

Kürzlich hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung Daten von mehr als 67000 Beschäftigten ausgewertet. Generell erhielten 44 Prozent aller Angestellten in der Privatwirtschaft Urlaubsgeld. In tarifgebundenen Unternehmen waren es 72 Prozent, in Firmen ohne Tarifvertrag nur 34 Prozent. Damit bleibt Tarifbindung wie in den Vorjahren mit Abstand der wichtigste Faktor! Dass im Osten nur 33 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld bekamen, im Westen jedoch 46 Prozent, erklären die Forschenden ebenfalls mit Unterschieden bei der Tarifbindung.

Minou Hansen
Leitung ADEXA Rechtsabteilung

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