Ein leerer Pappkarton steht auf dem Boden.© Axel Bueckert / iStock / Getty Images
Wer nichts hat, kann nichts abgeben - das schadet Kund*innen und Apotheken.

Umfrage

LIEFERENGPÄSSE BETREFFEN FAST DIE HÄLFTE DER REZEPTE

Sie wissen es selbst: Es wird immer schwieriger, Kunden mit bestimmten Arzneimitteln zu versorgen. Der Apothekerverband Nordrhein hat in einer Umfrage konkrete Zahlen erhoben. Die erstaunen zwar nicht, aber schockieren dennoch.

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Fast jedes zweite Rezept ist nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein von Lieferengpässen bei Arzneimitteln betroffen. Das sei das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Blitzumfrage unter den Apotheken des Regionalverbandes, teilte der Verband am 13. Februar mit. Etwa jede vierte Apotheke habe sich in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche daran beteiligt. 

Wenn eine Arzneimittelpackung auf einem Rezept von Lieferengpässen betroffen ist, suchen Apotheker und PTA zunächst nach einem alternativen Präparat von einem anderen Hersteller. Der Verbandsvorsitzende Thomas Preis erläuterte, das sei häufig nicht mehr möglich. In dem Fall müsse man dann auf einen anderen Wirkstoff ausweichen und dafür Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.  

Kein Ende der Engpässe

„Das spiegelt die Lage wider, wie sie seit Wochen und Monaten ist. Und wir sehen auch kein Ende der Lieferengpässe“, sagte Preis. Für die Apothekenteams bedeute diese Situation einen enormen Mehraufwand und auch eine hohe psychische Belastung.

Nach Hochrechnungen des Regionalverbandes beläuft sich der Mehraufwand pro Monat und Apotheke auf etwa 3000 Euro. Dazu kommen noch Honorareinbußen durch nicht abgegebene Packungen und ein seit 1. Februar erhöhter Kassenabschlag.

Zeiträuber: Rückrufe und Recherche

Den größten zeitlichen Aufwand nähmen die Rückrufe und das erneute Vorlegen des Rezeptes in der Arztpraxis sowie die Nachfrage bei der Recherche nach noch lieferbaren Arzneimitteln bei Großhändlern und Herstellern ein.

Jeweils rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer werteten dies als größte Belastungen. Jeder zweite Umfrageteilnehmer habe auf eine enorm gestiegene Belastung bei der Beratung der Kunden sowie bei der aufwendigen Dokumentation verwiesen.

„Das spiegelt die Lage wider, wie sie seit Wochen und Monaten ist.“

Einbußen wirtschaftlich nicht mehr tragbar

„Das Maß ist voll! Betriebswirtschaftlich sind der nicht vergütete Mehraufwand, die Umsatzverluste, seit Februar noch verbunden mit dem erhöhten Kassenabschlag für immer mehr Apotheken nicht mehr tragbar“, sagte Preis in einer Mitteilung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sei gefordert, rasch für Veränderungen zu sorgen.

Quelle: dpa

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