Resistenzen
AZITHROMYCIN: INDIKATIONEN WERDEN EINGESCHRÄNKT
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Das Makrolid Azithromycin ist eins der bei vielen Indikationen am häufigsten verordneten Antibiotika. Resistenzen gegen die Substanz werden dadurch begünstigt, dass der Wirkstoff eine sehr lange Halbwertszeit besitzt und nach der letzten Einnahme noch lange in niedriger Konzentration im Körper verbleibt. Daher soll Azithromycin nur noch nach strenger Indikationsstellung zum Einsatz kommen.
Außerdem will die EMA erreichen, dass Anwendungshinweise und eine Erklärung zu Antibiotika und Resistenzen in die Packungsbeilage aufgenommen werden.
Azithromycin nicht mehr bei jeder Indikation
Azithromycin soll zukünftig nur noch eingeschränkt verordnet werden. Die Indikationen, die die EMA streichen will, sind:
- Mittelschwere Akne vulgaris
- Eradikation von Helicobacter pylorii und
- Prävention von Exazerbationen von eosinophilem und nicht eosinophilem Asthma.
Außerdem sollen die Anwendungsempfehlungen für Azithromycin geändert werden. Das betrifft folgende Indikationen:
- Infektionen der oberen und unteren Atemwege wie akute bakterielle Sinusitis, Streptokokken-Tonsillitis, akute Exazerbationen chronischer Bronchitis sowie ambulant erworbene LungenentzĂĽndung,
- Sexuell übertragbare Erkrankungen der Harnröhre und des Cervix durch Chlamydien oder Neisseria gonorrhoeae sowie Infektionen der weiblichen Genitalien,
- Zahninfektionen wie Abszesse oder Parodontitis und
- Behandlung und Prävention bestimmter Mycobakterien-Infektionen bei Menschen mit HIV.
Neben den Einschränkungen soll bei Azithromycin außerdem ein Hinweis zu Antibiotika-Resistenzen und der Begünstigung dieser durch lange Halbwertzeiten in die Packungsbeilage aufgenommen werden.
Gegen viele Antibiotika steigende Resistenzen
Hintergrund der Einschränkungen: Azithromycin wird bei vielen Indikationen wegen seiner langen Verweildauer im Körper nur kurz eingenommen. Im Gegensatz zu anderen Antibiotika, die schnell abgebaut werden, können Bakterien so aber leichter Resistenzen bilden, denn es bleiben lange niedrige Mengen des Wirkstoffes im Körper. Gegen Antibiotika bilden Bakterien leichter Resistenzen, wenn sie in geringen Konzentrationen in der Umgebung vorliegen. Dann reicht theoretisch eine Mutation im Bakterien-Genom, um den Wirkstoff entweder abbauen zu können oder seine Wirkung zu umgehen. Das entsprechende Bakterium besitzt in der Umgebung einen Überlebensvorteil, wird sich stärker vermehren und seinen Vorteil so weitergeben. Das Gen für eine Antibiotika-Resistenz können Bakterien außerdem untereinander austauschen.
Bisher wird Azithromycin bei vielen Indikationen breit eingesetzt, wie eine Studie zeigt. Gegen die Substanz häufen sich aber in den letzten Jahren die Resistenzen. Daher hat die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrem AWaRe-Programm Azithromycin in die zweite Kategorie (Watch) eingestuft, was bedeutet, dass die Substanz nicht mehr zu den Antibiotika der ersten Wahl (Access) zählt. Die dritte Kategorie (Reserve) soll nur im begründeten Einzelfall angewendet werden. Neben Azithromycin, das neu in der zweiten Kategorie ist und dessen Indikationen nun eingeschränkt werden, zählen auch Cefaclor und Levofloxazin zu den Antibiotika mit vielen Resistenzen.
Mittel der ersten Wahl sind Substanzen wie Amoxicillin und Clindamycin, zu den Reserveantibiotika zählen Linezolid und Tigecyclin.
Ob die Maßnahmen, bei Azithromycin die Indikationen einzuschränken und die Anwendungshinweise zu verändern, ausreicht, muss sich zeigen. Für viele Antibiotika gibt es bereits jetzt schon viele Resistenzen. Es gilt, dieses Problem einzudämmen.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/indikationen-werden-eingeschraenkt-156244/
https://www.who.int/publications/i/item/2021-aware-classification
https://catalogues.ema.europa.eu/node/3659/methodological-aspects