Mythen und Fakten
AKTUELLE LAGE ZUM FUCHSBANDWURM IN DEUTSCHLAND
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Infektionen mit dem Fuchsbandwurm (Echinokokkose) sind in Deutschland meldepflichtig. Jährlich werden etwa 40 bis 50 Fälle gemeldet. Damit ist es wahrscheinlicher, beim Baden zu ertrinken, als sich in Deutschland mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren. Es handelt sich also um eine seltene Erkrankung, die in der Regel auch gut behandelbar ist.
Einer neuen Studie zufolge schätzen Expert*innen jedoch, dass die Dunkelziffer viel höher liegt und ein großer Teil der Fuchsbandwurm-Infektionen unentdeckt ausheilt. Das liegt an den häufig unspezifischen Symptomen, die der Befall mit dem Parasiten auslöst. Worauf zu achten ist und welche Aussagen zum Fuchsbandwurm in Deutschland zutreffen, erfahren Sie im folgenden Faktencheck. Doch schon vorab: Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm durch das Naschen von Beeren ist eher unwahrscheinlich.
Mythos 1: Der Fuchsbandwurm in Deutschland lauert an jeder Ecke.
Nein, die meisten Infektionen mit dem Fuchsbandwurm werden im Süden Deutschlands registriert. Über 60 Prozent der Betroffenen stammen von der Schwäbischen Alb, aus der Alb-Donau-Region, Oberschwaben und dem Allgäu. Der Parasit befällt vor allem Rotfüchse, aber auch andere Säugetiere der gleichen Gattung oder kleinere Nagetiere, häufig als Zwischenwirt.
Jedoch hat der Fuchsbestand seit der verstärkten Bekämpfung der Tollwut wieder zugenommen. In den Hauptrisikogebieten in Baden-Württemberg und Bayern steigen zudem die Zahlen der infizierten Füchse stellenweise auf über 70 Prozent.
Mythos 2: Man holt sich den Fuchsbandwurm durch Beeren-Naschen im Wald.
Sich den Fuchsbandwurm durch Beeren zu holen, ist ein sehr unwahrscheinlichen Fall. Bei Menschen, die häufig im Wald Beeren, Pilze oder auch Bärlauch sammeln, konnte kein gehäuftes Auftreten von Fuchsbandwurm-Befällen festgestellt werden.
Lebenszyklus Fuchsbandwurm
Während manche Bandwürmer meterlang werden, ist der Fuchsbandwurm, Echinococcus multilocularis, mit 1,4-3,4 Millimetern klein. Er besitzt einen saugnapfbesetzten Kopf und kleine Haken, mit denen er sich an der Darmwand seines Wirtes festsetzt.
Im letzten Segment des Bandwurms reifen selbstbefruchtende Eier heran, die das erste Larvenstadium des Fuchsbandwurms enthalten. Der Bandwurm stößt dieses Segment bei Zeit ab und die Eier gelangen über den Kot in die Umwelt, wo sie lange überleben können.
Dort werden sie von Zwischenwirten, meist Wühlmäusen, aber auch Hunden oder Menschen als Fehlwirt aufgenommen. In deren Körper löst sich die Eikapsel auf und die sogenannte Sechs-Haken-Larve bahnt sich ihren Weg zur Leber, selten auch zu anderen Organen. Hier entwickelt sich in einem blasenartigen Gewebe (Finnen) das nächste Larvenstadium
Diese gallertartigen Bläschen vermehren sich und infiltrieren zunehmend menschliches Gewebe, was den Wirt schwächt und ihn damit zu einem anfälligen Beutetier für den Endwirt Fuchs macht. Frisst der Fuchs diese Finnen, heften sich die darin enthaltenen Larven wieder an die Darmwand, entwickeln sich zum adulten Fuchsbandwurm und persistieren, bis der Kreislauf erneut beginnt.
Vor Infektionen schützen:
Mythos 3: Man infiziert sich bei jedem Kontakt mit dem Fuchsbandwurm.
Die meisten Menschen in Deutschland kommen einmal in ihrem Leben mit dem Fuchsbandwurm in Kontakt. Allerdings kommt es nur in etwa einem von hundert Fällen zu einer Infektion. In der Regel bekämpft das Immunsystem die aufgenommenen Eier, bevor sich das Larvenstadium entwickelt.
Mythos 4: Immungeschwächte Personen tragen ein besonders hohes Risiko.
Ja, immungeschwächte Personen tragen ein höheres Risiko an aufgenommenen Eiern des Fuchsbandwurms zu erkranken als immungesunde Menschen.
Den häufigsten Kontakt mit dem Erreger haben Hobbygärtner*innen und Hundebesitzer*innen. Bei der Gartenarbeit haften sich die Eier an die Hände und können unbemerkt verschluckt werden. Hunde wühlen und schnüffeln gerne im Dreck, dabei können die Eier aufgeleckt werden oder haften sich am Fell fest. Daher tragen Hundehalter*innen ein höheres Risiko für eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm in Deutschland.
Exkurs: Wurmmittel, Anthelminthika
Mit Anthelminthika lassen sich innerliche Infektionen mit Würmern behandeln. Man unterscheidet:
- Nematizide: Wirksam gegen Nematoden, also Fadenwürmer wie Spul-, Maden- oder Hakenwürmern
- Trematodizide: Wirksam gegen Trematoden, also Saugwürmer wie den Lungen- oder Leberegel
- Cestodizide: Wirksam gegen Cestoden, also Bandwürmer wie der Rinder-, Hunde- oder Fuchsbandwurm
Häufig lässt sich ein Wirkstoff aus einer Gruppe auch gegen Infektionen mit Würmern anderer Gattungen einsetzen. So wirkt beispielsweise Praziquantel aus der Gruppe der Cestodizide auch gegen Saugwürmer.
Anthelminthika wirken, indem sie entweder in den Energiestoffwechsel des Wurms eingreifen, beispielsweise die Glucose-Aufnahme hemmen, wodurch der Wurm stirbt. Oder sie lähmen ihn, indem sie neuronale Übertragungswege beeinflussen. Praziquantel öffnet zum Beispiel Calcium-Kanäle in der Zellmembran des Wurms und hält diese offen. Der Wurm stirbt durch die dauerhafte Kontraktion (spastische Lähmung) und wird ausgeschieden.
Diese Symptome löst eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm in Deutschland aus
Eine Infektion löst unspezifische Symptome aus:
- Müdigkeit
- Schmerzen im Oberbauch
- grippeartige Beschwerden
Die eingenisteten Finnen teilen und verbreiten sich im menschlichen Gewebe vergleichsweise langsam und lösen demnach auch erst spät Beschwerden aus, die sicher auf eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm zurückzuführen sind. Teilweise können von einem Befall bis zu der Diagnosestellung Jahre vergehen. Ein großer Teil sind Zufallsdiagnosen.
Bei einer gesicherten Diagnose via Ultraschall werden die gebildeten Finnen so gut es geht entfernt. Je nach Befall, Alter der Betroffenen und wie stark die Finnen das Lebergewebe bereits infiltriert haben, ist dies nicht immer möglich.
In jedem Fall muss ein Anthelminthikum (meist Albendazol oder Mebendazol) eingenommen werden, häufig ein Leben lang. Unbehandelt stirbt ein Mensch an einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm in Deutschland.
So schützen Sie sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm
Der beste Schutz stellt Händewaschen dar: nach dem Waldspaziergang, nach der Gartenarbeit, nach jedem Wühlen im Dreck – unabhängig davon, ob man sich im Wald aufgehalten hat oder nicht. Denn der Fuchs erobert Vororte eben so wie Innenstädte. Tierhalter*innen wird empfohlen, Hunde und Katzen regelmäßig zu entwurmen.
Quellen:
https://www.swr.de/swrkultur/wissen/fuchsbandwurm-risiko-gepflueckte-beeren-102.html
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/fuchsbandwurm-102.html
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fuchsbandwurm/diagnose-therapie.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Anthelminthikum












