LebensumstÀnde
ALTERSDEPRESSION ERKENNEN: WENN PSYCHISCHE ERKRANKUNG IM ALTER UNSICHTBAR BLEIBT
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Altersdepressionen können jeden treffen â in jedem Alter. Eine sogenannte Altersdepression â also der Ausbruch dieser Erkrankung bei Menschen ab 65 â bleibt aber hĂ€ufiger unerkannt, sagt Professor Ulrich Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Eher ungewöhnlich sei auch, wenn eine Altersdepression erstmals in hohem Alter auftrete. Der frĂŒhere Trigema-Chef Wolfgang Grupp hatte zuvor offen darĂŒber gesprochen, wegen Altersdepressionen einen Suizidversuch unternommen zu haben. Die Aufmerksamkeit fĂŒr dieses Thema ist momentan groĂ.
Depression im Alter nicht durch LebensumstÀnde ausgelöst
Entgegen landlÀufiger Meinung seien Depressionen im Alter keine Reaktion auf schwierige LebensumstÀnde, sagt Hegerl.
Es hĂ€ngt weniger von Ă€uĂeren Faktoren ab, als man glaubt.
Aber: âErkranken alte Menschen an einer Depression im Alter, so besteht oft die Gefahr, dass diese nicht erkannt, sondern fĂ€lschlicherweise als nachvollziehbare Reaktion auf die Bitternisse des Alters aufgefasst werdenâ, sagt der Experte. Denn im Leben alter Menschen hĂ€uften sich schwierige Ereignisse wie der Tod eines Partners oder Krankheiten. âDa sagt das Umfeld schnell: 'Ist ja klar, dass er traurig ist' â und dann geht unter, dass er ernsthaft krank ist und wirklich Hilfe braucht.â
Symptome Altersdepression frĂŒhzeitig erkennen
Eine Altersdepression zu erkennen, sei aber ganz besonders wichtig: Die Erkrankung sei bei alten Menschen noch gefĂ€hrlicher, betont Hegerl. âDenn wenn ein depressiver alter Mensch wegen seiner Altersdepression sich ins Bett zurĂŒckzieht, nicht mehr ausreichend isst und trinkt, dann wird das ganz schnell lebensbedrohlich.â Auch steige das Suizidrisiko bei Senioren, vor allem bei Ă€lteren MĂ€nnern, drastisch an. Ohnehin gingen 50 Prozent aller Suizide mit einer Depression im Alter einher.
Laut der Krankenkasse AOK zĂ€hlen Depressionen im Alter neben demenziellen Erkrankungen zu den hĂ€ufigsten psychischen Erkrankungen im Alter â mit Symptomen einer Altersdepression wie Schlafstörungen, SchuldgefĂŒhlen und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken.
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Suizidrisiko Senioren in Pflegeheimen besonders beachten
Auch in Altenheimen sei die Gefahr recht groĂ, eine Altersdepression nicht zu erkennen. Ein kostenloses E-Learning-Tool, zur VerfĂŒgung gestellt von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, könne da beispielsweise Altenpflegerinnen und Altenpflegern helfen, entsprechende Signale bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenheimen richtig zu deuten.
Auch die Evangelische Heimstiftung schult ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Blick auf das Problem. Laut einer Sprecherin hĂ€lt man das Risiko einer Erkrankung an Altersdepression in einer Einrichtung fĂŒr Seniorinnen und Senioren aber fĂŒr kleiner als bei alten Menschen, die zu Hause leben. Denn in Altenheimen seien die Menschen oftmals weniger allein und weniger einsam. âWohngruppen stiften Gemeinschaftâ, das sei hilfreich, sagte sie.
Veranlagung fĂŒr Altersdepression entscheidend
Altersdepression sei eine schwere Erkrankung, die sich durch alle Altersgruppen ziehe, sagt Hegerl.
Insgesamt hÀngt sie sehr von der Veranlagung ab:
Liegt diese vor, dann erkranken Menschen meist mehrfach in ihrem Leben, auch wenn sie vergleichsweise gute LebensumstÀnde haben.
Diese Veranlagung könne vererbt oder durch Traumatisierungen in der Kindheit erworben sein. Bei Grupp sei die Tatsache, dass er die Verantwortung fĂŒr sein Unternehmen abgegeben habe, möglicherweise ein Trigger gewesen â aber vermutlich nicht der Hauptgrund fĂŒr die Altersdepression.
Auch im Alter sei diese Krankheit gut behandelbar mit Antidepressiva und/oder einer Psychotherapie. Damit könne auch das Risiko, erneut zu erkranken, um circa 70 Prozent verringert werden.
Quelle: dpa












