Zwei Paar ineinander gelegte Hände mit den Handflächen nach oben halten eine kleine, grüne Weltkugel aus Gras.© pcess609 / iStock / Getty Images Plus
Das Thema Nachhaltigkeit wird in den deutschen Apotheken zunehmend ernster genommen.

Klimaschutz

NACHHALTIGKEIT KEIN THEMA IN APOTHEKEN?

Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger. Das Gesundheitswesen trägt bisher zu wenig dazu bei, sagt ein aktuelles Gutachten der Bundesregierung. Warum ist das so?

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Es gäbe immer dringendere Probleme, so die Autoren von der unabhängigen gemeinnützigen Stiftung Viamedica. Deshalb würde der Klimaschutz in den Apotheken stets als nachrangig angesehen. Die vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) finanzierte Untersuchung zeigt allerdings auch recht einfache Schritte, einen Anfang zu machen.

57 Apotheken wurden für das Gutachten „Ressourceneffizienz, Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“ untersucht und das Personal befragt. Dabei stellte sich heraus, dass bisher zu wenig Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz umgesetzt werden.

Woran es bei der Nachhaltigkeit hapert: hohe Kosten, wenig Zeit, fehlende Information

Zu hoher Kosten- und Zeitaufwand und die umfassende Personalnot sind die Hauptgründe, weshalb sich die deutschen Apotheken beim Thema Nachhaltigkeit schwertun. Außerdem fehlt es, so das Gutachten, an nachhaltigen Alternativen beziehungsweise an Daten dazu.

Genauer: die Umweltverträglichkeit von Arzneimitteln muss nur bei einer Neuzulassung ermittelt werden. Diese Daten erheben die Hersteller selbst, sie werden nicht veröffentlicht. Somit ist keine unabhängige Prüfung möglich. Apotheker und PTA, aber auch die Kundschaft können also keine Nachhaltigkeitsaspekte bei der Auswahl ihrer Arzneimittel berücksichtigen.

Außerdem hindern die fehlende Unterstützung durch die öffentliche Hand beziehungsweise das Fehlen von Informationen zu möglichen Fördermaßnahmen die Apotheken daran, Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen. Konkret: Viele Apothekeninhaber wissen oft gar nicht, wo sie anfangen sollen und welche Möglichkeiten es gibt.

So gelingen kleine Klimaschutzmaßnahmen Schritt für Schritt

Das Gutachten empfiehlt, eine Person als Nachhaltigkeitsverantwortlichen zu benennen und diese aktiv zu unterstützen. Weiter sollen konkrete Ziele definiert und Möglichkeiten zur Zielerreichung festgelegt werden.

Kleine Maßnahmen lassen sich als erste Schritte meist recht einfach umsetzen, so zum Beispiel

  • der Wechsel zu einem Ökostromtarif oder
  • der Einbau von Zeitschaltuhren für Lichter und andere Stromverbraucher.
  • Faxe können auf E-Mail-Empfang umgestellt,
  • Büromaterial sowie
  • Leucht- und 
  • Reinigungsmittel auf ihre Umweltfreundlichkeit überprüft werden.

Die kostenlose, akkreditierte Fortbildung „Die nachhaltige Apotheke“ erklärt Ihnen in vier Video-Modulen Allgemeines über Nachhaltigkeit und auch spezielle Maßnahmen, die Sie in der Organisation, im Handverkauf und in der Rezeptur umsetzen können.
Nehmen Sie noch bis 30. Juni an Modul 1 teil! PTA erhalten einen Fortbildungspunkt. Im Juli geht es weiter mit Modul 2.

Die Initiative Pharmacists for Future bietet eine kostenlose Checkliste zum Download an, die einen guten Überblick für den Einstieg darstellt. Einsparungen bei Strom, Wasser und Heizung, die Umstellung auf papierlose Kommunikation oder der Verzicht auf die Ausgabe von Kundenkarten und Werbegeschenken aus Plastik: All das birgt nicht zuletzt auch Möglichkeiten, Geld zu sparen.

Das Thema Nachhaltigkeit schätzen die Autoren des Gutachtens außerdem als möglichen Wettbewerbsvorteil ein. Sowohl Kundschaft als auch potenzielle Mitarbeitende legen zunehmend Wert auf diesen Aspekt der Betriebe, bei denen sie einkaufen oder arbeiten möchten.

Kleine Beiträge summieren sich: Mit Klimaschutz Geld sparen

Viele Apotheken werden in Mieträumen betrieben. Energetische Sanierungen der Gebäude wie den Einbau neuer Dämmung, Fenster, Heizungsanlagen und Klimageräte sind deshalb schwierig; das Gutachten sieht sie als weiteres großes Hemmnis bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen an. Doch wenn 18 000 Apotheken kleine Maßnahmen ergreifen, kann das einen großen Unterschied machen.

Die Autoren des Gutachtens werten die Beschlüsse vom Deutschen Apothekertag 2022 als Zeichen, dass das Thema Nachhaltigkeit auch in den deutschen Apotheken zunehmend ernster genommen wird. Hier sprachen sich die Apotheker unter anderem dafür aus, Gesetzgebungsverfahren nachhaltiger zu gestalten, Daten zu Ökotoxizität in die ABDA-Datenbank aufzunehmen sowie die Arbeit in deutschen Apotheken klimafreundlicher zu gestalten. Ein Anfang.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/apotheken-tun-nicht-genug-fuer-den-klimaschutz-140070/
https://www.viamedica-stiftung.de/fileadmin/user_upload/ReKlimaMed/Apotheken_Text_final.pdf
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/gemischte-bilanz-zum-dat-thema-nachhaltigkeit-135669/
https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/newsroom/detail/deutscher-apothekertag-2022/
https://pharmacistsforfuture.org/wp-content/uploads/2022/08/Checkliste_nachhaltige_Apotheke.pdf

×