Opa und Enkel spielen Schach.© Jupiterimages/iStock/Getty Images Plus
Da wird viel umgebaut: Das Gehirn verändert sich in fünf Phasen, selbst noch im hohen Alter.

Entwicklungsstadien

GEHIRNENTWICKLUNG: LEBENSLANG UND IN FÜNF PHASEN

Unsere Gehirnentwicklung verläuft in Phasen und ist keinesfalls mit dem Erwachsenwerden abgeschlossen. Das weiß man schon länger. Neue Erkenntnisse zeigen: Vier Mal im Leben baut sich das Gehirn sogar komplett um: mit 9, 32, 66 und 83 Jahren. Was passiert da und was heißt das für die Forschung?

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Erstmals nennt eine Untersuchung genaue Zeitpunkte, zu denen in der Gehirnentwicklung neue Phasen beginnen. Im Kindesalter, als Erwachsene, mit dem Beginn des Rentenalters und noch einmal mit über 80 Jahren finden große Umbauten statt. Diese stellen Wendepunkte in der Vernetzung unserer Nervenzellen dar. Die einzelnen Phasen liefern Forschenden wichtige Hinweise, wann das Gehirn am anfälligsten ist.

Die Daten aus der Untersuchung sollen das Verständnis dafür verbessern, warum sich manche Gehirne an wichtigen Punkten im Leben anders entwickeln. Und warum Lernschwierigkeiten oder Demenz entstehen.

Entwicklung des Gehirns messen

Dass die Gehirnentwicklung in Phasen zu bestimmten Zeitpunkten verläuft, fanden Alexa Mousley und ihr Team der University of Cambridge heraus. Die Forschenden sahen sich rund 3800 Datensätze von Menschen zwischen 0 und 90 Jahren ohne neurologische Erkrankungen an.

Das dabei genutzte Verfahren nennt sich MRT-Diffusionsscan. Es bildet Nervenverbindungen ab, indem es den Weg von Wassermolekülen durch das Hirngewebe nachverfolgt. Bei den Untersuchungen zeigte sich deutlich, dass die Gehirnentwicklung in insgesamt fünf Phasen unterteilt werden kann.

Gehirnentwicklung: drei Phasen bis zum Leistungsmaximum

Die erste Phase findet zwischen der Geburt und etwa dem neunten Lebensjahr statt. In dieser Zeit reduziert sich die bei der Geburt überhöhte Anzahl der Synapsen auf die aktiv genutzten Verbindungen. In der dann folgenden ersten Umbauphase verändern sich die kognitiven Fähigkeiten sprunghaft, es besteht aber auch ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen.

Die Gehirnentwicklung tritt dann in die zweite Phase ein, in der die Pubertät stattfindet und das Gehirn anschließend seine Effizienz weiter verbessert. Schnelle Kommunikation und eine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit machen diese Phase einzigartig und zu einem regelrechten Höhenflug.

Mit etwa 32 Jahren steht der nächste Umbau an. Dieser markiert den stärksten Wendepunkt in der gesamten Gehirnentwicklung. Die folgende Phase stellt ein über 30 Jahre dauerndes Plateau in Bezug auf Intelligenz und Persönlichkeit des Menschen dar.

Der genaue Zeitpunkt des größten strukturellen Umbaus variiert. Er hängt auch von kulturellen, historischen und sozialen Faktoren ab.

Entwicklung des Gehirns: bis ins hohe Alter

Mit Mitte 60 erreicht die Entwicklung des Gehirns einen leicht ausgeprägten Wendepunkt ohne große strukturelle Umbauten. In der folgenden Phase sind Menschen aber einem erhöhten Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen ausgesetzt, die das Gehirn schädigen können. Dazu zählen Bluthochdruck und Arterienverkalkung.

Die Gehirnentwicklung tritt schließlich mit etwa 83 Jahren in die letzte Phase ein. Die Vernetzung der Nervenzellen reduziert sich. Weil keine Probanden in der Untersuchung über 90 Jahre alt waren, gibt es zur weiteren Entwicklung des Gehirns keine Daten.

Was wir noch herausfinden wollen

Das Team aus Cambridge wünscht sich weitere Untersuchungen zur Gehirnentwicklung und ihren Phasen. Dabei sollten größere Stichproben untersucht und geschlechtsspezifische Unterschiede stärker berücksichtigt werden. Die Erkenntnis, dass unsere Gehirnentwicklung in fünf Phasen verläuft, soll in Zukunft nützlich sein.

Das Verständnis soll erkennen helfen, wann und warum die Verdrahtung im Gehirn anfällig ist. Für die Forschung zum Beispiel zu Lernschwierigkeiten, psychischen Störungen oder Demenzerkrankungen kann das nützlich sein.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wann-das-gehirn-seine-fuenf-grossen-umbrueche-hat-160844/
Mousley, A., Bethlehem, R.A.I., Yeh, FC. et al.: „Topological turning points across the human lifespan”, Nature Communications, 25. November 2025. https://www.nature.com/articles/s41467-025-65974-8

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