Frau mit gelbem Pullover sitzt auf der Couch und putzt sich die Nase© Ridofranz / iStock / Getty Images Plus
Humane Coronaviren (HCoV) haben bereits in der Vergangenheit viele Erkältungen bei Menschen ausgelöst.

Antikörper

ERKÄLTUNGSVIREN SCHÜTZEN VOR CORONA

Humane Coronaviren (HCoV) schwirren schon länger durch die Luft und lösen nach einer Infektion harmlose Erkältungen aus. Nun gibt es Hinweise darauf, dass Antikörper aus solchen durchlebten Erkältungen auch vor Sars-CoV-2 schützen könnten.

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Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 ist nicht das einzige Mitglied seiner Familie. In der Vergangenheit lösten solche humanen Coronaviren bereits zahlreiche Erkältungen in der menschlichen Bevölkerung aus. Sie sind zwar nur entfernt verwandt, dennoch gleichen sich einige Oberflächeneigenschaften. Daher stellte sich ein wissenschaftliches Team um Irene Abela von der Universität Zürich die Frage, ob nicht auch die gebildeten Antikörper ähnliche Wirksamkeit zeigen könnten. Und somit eine durchlebte Erkältung in gewisser Weise auch von einer COVID-19-Erkrankung schützt. 

Dafür analysierte das Team verschiedene Blutproben auf gebildete Antikörper: rund 800 Spenden, die vor dem Auftreten von Sars-CoV-2 entnommen worden, knapp 700 Proben zu Beginn der Pandemie und fast 400 Blutproben von Personen, die nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Es zeigte sich, dass die Probanden mit HCoV-Antikörpern seltener mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Im Umkehrschluss wiesen die Proben der Personen, die nachweislich an CVID-19 erkrankt waren, den geringsten HCoV-Antikörper-Titer auf. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bereits vorhandene Immunreaktionen auf HCoVs bis zu einem gewissen Grad vor einer Sars-CoV-2-Infektion schützen können“, folgern Abela und ihre Kollegen.
 

Immungedächtnis schafft mildere Verläufe

„Laut unseren Ergebnissen führt eine stärkere Antikörperreaktion gegen humane Coronaviren auch zu höheren Antikörpermengen gegen Sars-CoV-2“, sagt Abelas Kollegin Alexandra Trkola. „Eine Person, die gegen harmlose Coronaviren eine Immunität hat, ist somit auch besser vor schweren Verläufen bei einer Sars-CoV-2-Infektion geschützt.“ Zu diesem Ergebnis kam das Team durch Computermodelle sowie den Analysen der Blutproben. Denn die Probanden mit hohen HCoV-Antikörper-Werten mussten nach einer Sars-CoV-2-Infektion seltener intensivmedizinisch versorgt werden.
Den Grund sehen die Forscher in der humoralen Immunantwort – also der Bildung von Antikörpern - , als auch in der T-Zell-Immunität. Dadurch zeigen durchlebte Infektionen mit harmlosen Coronaviren ähnliche Effekte auf das Immunsystem wie eine Impfung – wenn auch deutlich schwächer ausgeprägt. „Spezifisch gegen SARS-CoV-2 gerichtete Immunreaktionen, die von Gedächtniszellen ausgehen, sind natürlich weit wirksamer als kreuzreaktive“, sagt Trkola. „Aber obwohl der Schutz nicht komplett ist, verkürzen Kreuzreaktionen den Krankheitsverlauf und mildern dessen Schwere. Und genau das erreichen wir ja auch mit den Impfungen, nur viel, viel effizienter.“ So ließe sich auch erklären, warum manche Menschen schwerer an COVID-19 erkranken als andere: „Eine frühere Immunität gegen HCoV kann bis zu einem gewissen Grad vor dem Erwerb von Sars-CoV-2 schützen, die Entwicklung einer Sars-CoV-2-spezifischen Immunität fördern und damit das Risiko für eine schwere Hospitalisierung senken. Ein leichter Schutzeffekt durch HCoV-Immunität wäre eine plausible Erklärung für den hohen Anteil an asymptomatischen und milden SARS-CoV-2-Infektionen.“
 

Schützen die COVID-19-Impfstoffe also auch vor anderen Coronaviren?

Diese Frage kann das Team nicht sicher beantworten – ihre Erkenntnisse zeigen lediglich Assoziationen auf. Dennoch: „Sollte eine Sars-CoV-2-Immunität auch einen gewissen Infektionsschutz vor anderen Coronaviren bieten, würden wir einem umfassenden Schutz gegen Coronaviren, also auch neu auftretenden Varianten, einen großen Schritt näherkommen“, so Trkola. 

Quelle: www.wissenschaft.de
 

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