Vier dunkle schemenhafte Gestalten befinden hinter einem Sichtschutzvorhang in einem verglasten Büro.© shironosov / iStock / Getty Images Plus
Wer Angst am Arbeitsplatz hat, fühlt sich schnell überfordert und hat das Gefühl, ständig beobachtet oder bewertet zu werden.

Angst-Arten

WENN DIE ARBEIT KRANK MACHT: SO BEWÄLTIGEN SIE ANGST IM JOB

Wenn die Arbeit zur Belastung wird: Viele Menschen kennen  die Angst im Job – sei es durch soziale Angst, Arbeitsplatzphobie oder Selbstzweifel. Was wirklich hilft – und warum eine Krankschreibung oft keine gute Lösung ist.

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Dass es im Arbeitsleben manchmal Situationen gibt, die uns stressen oder auch Angst im Job machen – das kennen viele Menschen. Aber was, wenn die Arbeit an sich dauerhaft mit Angst verbunden ist? Beate Muschalla, Professorin für Psychotherapie und Diagnostik an der Technischen Universität Braunschweig, spricht darüber in der aktuellen Ausgabe von „Psychologie Heute“ (06/2025).

So zeigt sich soziale Angst am Arbeitsplatz

Muschalla unterscheidet drei Arten von Ängsten, die am Arbeitsplatz auftreten können: Eine davon ist die soziale Angst – sie betrifft die Interaktion mit Kolleginnen, Vorgesetzten oder Kunden.
Soziale Angst zeigt sich als Unsicherheit in Gesprächen, Nervosität in Meetings oder Überempfindlichkeit gegenüber der Meinung anderer. Betroffene meiden Gespräche oder ziehen sich zurück.
Auch bei Präsentationen oder bei Small Talk mit Vorgesetzten kann soziale Angst lähmend wirken. Wer darunter leidet, fühlt sich schnell überfordert und hat das Gefühl, ständig beobachtet oder bewertet zu werden.

Wenn schon der Gedanke an Arbeit Panik auslöst: die Arbeitsplatzphobie

Eine weitere Form der Angst im Job ist die sogenannte Arbeitsplatzphobie. Dabei bekommen Betroffene schon beim Gedanken an den Arbeitsplatz Panikattacken. Allein der Weg zur Arbeit kann Auslöser für starke körperliche Reaktionen wie Zittern, Schwitzen oder Herzrasen sein.

Die Arbeitsplatzphobie kann sich schleichend entwickeln – etwa nach einem Mobbing-Erlebnis, einem Burnout oder anhaltendem Leistungsdruck.
Oft versuchen Betroffene, das Büro zu meiden, indem sie sich krankmelden. Doch genau das kann kontraproduktiv sein.

Hilfe finden: Verhaltenstherapie bei Angst

Wenn die Angst im Job so stark wird, dass der Alltag kaum noch zu bewältigen ist, kann eine Verhaltenstherapie bei Angst helfen. Muschalla rät, sich die belastenden Situationen genau anzuschauen und in kleinen Schritten daran zu arbeiten. Wer etwa Angst vor Konferenzen hat, könnte sich vornehmen, in sechs Monaten selbst einen kleinen Vortrag zu halten.

Ziele sollten realistisch und überschaubar sein. Wichtig sei auch, soziale Angst nicht zu verdrängen, sondern zu verstehen: Gibt es Beweise für meine Selbstzweifel? Oder handelt es sich um übertriebene Befürchtungen?

In der Verhaltenstherapie bei Angst lernen Patientinnen und Patienten, solche Denkmuster zu hinterfragen und ihre Erfolge bewusst wahrzunehmen – etwa indem sie positive Erlebnisse notieren wie: „Ich habe mich in der Besprechung nach vorne gesetzt und eine Frage gestellt.“

Warum eine Krankschreibung nicht immer die Lösung ist

Viele ziehen sich bei Angst im Job zunächst zurück – auch durch Krankschreibungen. Doch laut Muschalla kann sich dadurch die Arbeitsplatzphobie verfestigen und auf andere Lebensbereiche ausweiten. Schließlich werde dann nicht mehr nur der Arbeitsplatz, sondern die gesamte Erwerbsarbeit zum angstauslösenden Faktor.

Daher gilt: Wer unter Angst im Job leidet, sollte aktiv gegensteuern – durch Gespräche, kleine Herausforderungen und, wenn nötig, eine Verhaltenstherapie bei Angst.

Quelle: dpa

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