Nahaufnahme: Eine Person mit blauen Augen tropft sich Augentropfen.© megaflopp / iStock / Getty Images Plus
Ein neues Präparat gegen Glaukom: Roclanda® enthält Latanoprost und Netarsudil, den ersten Rho-Kinase-Hemmer.

Netarsudil

NEUHEIT FÜR GLAUKOM-PATIENT*INNEN

Neuer Wirkmechanismus bei Glaukom: Netarsudil senkt den Augeninnendruck über das Enzym Rho-Kinase. Wie das funktioniert und was es bei der Abgabe zu beachten gilt.

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Ein Glaukom-Präparat senkt den Augeninnendruck mit neuem Wirkmechanismus: Roclanda® Augentropfen von Santen Oy enthalten 50 Mikrogramm pro Milliliter (µg/ml) Latanoprost und 200 µg/ml Netarsudil. Netarsudil ist der erste (und derzeit einzige) Wirkstoff einer neuen Klasse mit neuartigem Wirkmechanismus.

Damit ist es gleichzeitig der erste Arzneistoff mit neuem Wirkmechanismus gegen Glaukom seit Jahren. In den USA ist es als Monotherapeutikum bereits seit 2017 erhältlich, die European Medicines Agency (EMA) hat sich 2019 für die Zulassung ausgesprochen.

Wirkmechanismus von Roclanda®

Der Limbus cornea ist die Übergangszone zwischen Horn- und Lederhaut des Auges. Im Limbus cornea liegt der Kammerwinkel, an dem Hornhaut und Iris zusammenstoßen. Darin wiederum liegt schwammartig das Trabekelwerk, durch welches der Großteil des abfließenden Kammerwassers ausgeschleust wird. Netarsudil hemmt das Enzym Rho-Kinase und erhöht so den Abfluss des Kammerwassers über das Trabekelwerk. Außerdem senkt es den Venendruck der episkleralen Venen, die hinter dem Limbus cornea liegen.

Zur Erinnerung
Das Prostaglandin-Analogon Latanoprost ist ein Prodrug. Der aktive Metabolit Latanoprostsäure ist ein Agonist am Prostaglandin-F-Rezeptor, an den natürlicherweise Prostaglandin F2α binden würde um den Kammerwasserabfluss zu steigern. Ein anderer Wirkmechanismus mit anderen Zielstrukturen also.

Zulassungsstudien

An den Phase-III-Studien MERCURY 1 und MERCURY 2 nahmen 1468 Proband*innen teil. Verglichen wurde die Kombination von Netarsudil und Latanoprost gegenüber den Einzelkomponenten. Dazu verglichen die Forschenden den Augeninnendruck zu verschiedenen Zeitpunkten. Roclanda® senkte dieWerte klinisch relevant und statistisch signifikant stärker als die Einzelkomponenten.

Roclanda® ist zugelassen zur Senkung von erhöhtem Augeninnendruck bei Erwachsenen mit primärem Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertension, wenn die Monotherapie mit Netarsudil oder einem Prostaglandin nicht ausreicht.

Dosierung

Anwender*innen tropfen einmal täglich abends in jedes Auge einen Tropfen. Wenden sie mehrere Augenarzneimittel an, halten sie einen Abstand von fünf Minuten zwischen den verschiedenen Tropfen ein. Die beste Reihenfolge ist: Erst andere Augentropfen, dann Roclanda®, dann Augensalben. Kontaktlinsen sollten vorher herausgenommen und erst 15 Minuten nach der Anwendung wieder eingesetzt werden.

Nebenwirkungen und Warnhinweise

Die häufigste Nebenwirkung während der Studien waren dabei rote Augen, etwa jede*r zweite Teilnehmer*in klagte darüber. Andere Nebenwirkungen waren Schmerzen an Eintropfstelle, Augenjucken und eine Vortexkeratopathie, bei der sich trübe Wirbel in der Hornhaut ablagern.

Die Warnhinweise, die Sie in der Fachinformation finden, beziehen sich auf das in Roclanda® enthaltene Latanoprost. In die Iris können mehr braune Pigmente eingelagert werden, die Wimpern können länger, dicker, dichter und dunkler werden und in wilde Richtungen wachsen.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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