Gender Gap
MÄDCHEN, MUT ZU MATHE!
Seite 1/1 2 Minuten
Mädchen sind besser in der Schule, weil sie artig sind. Aber Jungs sind besser in Mathe und Sport. Schon mit der Einschulung beginnen die Klischees. Dabei gibt es so etwas wie geschlechtsspezifische Talente nicht. Während Mädchen im Kindergarten noch Steine schleppen und munter bis 20 zählen, sollen sie im Grundschulalter jegliche Kraft und Zahlenaffinität verloren haben?
Eine großangelegte Studie aus Frankreich zeigt jedoch die erschreckende Kluft, den Gender Gap, der sich bereits im Grundschulalter auftut. Nach vier Monaten seien Jungs schon besser in Mathe als Mädchen. Was so früh beginnt, kann sich durchs weitere Leben ziehen: Mädchen erlernen weniger naturwissenschaftliche Berufe, das Selbstbewusstsein für den Umgang mit Zahlen, der im ganzen Leben benötigt wird, wird unter Umständen angegriffen. Wie kommt es zum Gender Gap? Dieser Frage ging ein Team um Pauline Martinot von der Université Paris Cité nach.
Tatort Gender Gap Schule
Das Team wertete jede Menge Daten aus, von über 2,5 Millionen Kindern. Mädchen wie Jungs zwischen fünf und sieben Jahren. Während alle mit einer vergleichbaren Mathematikleistung starteten, zeigte sich bereits nach vier Monaten der erste Gender Gap Schule: Jungs schnitten ab dann bemerkenswert besser in Mathematik ab als Mädchen. Und diese Kluft weitete sich aus: Nach zwölf Monaten hatten sich die Unterschiede bereits vervierfacht.
Der messbare Gender Gap zeigte sich in ganz Frankreich, unabhängig von der Schulart, der Art der Mathetests oder dem Alter der Kinder bei der Einschulung – einzig das Geschlecht unterschied sich. Die Forschenden erklären sich den Gender Gap Schule dadurch, dass Jungs möglicherweise aufgrund verhafteter Vorurteile im Matheunterricht von Lehrer*innen bevorzugt werden. Doch auch Eltern könnten diesen Effekt (unbewusst) verstärken und durch veraltete Vorurteile dazu beitragen, dass Mädchen Versagensängste im Fach Mathematik entwickelten. Tatsächlich tritt diese Angst häufiger bei Mädchen auf als bei Jungs, wodurch sie sich weniger zutrauen oder Schul- sowie Studienfächer mit diesem Teilgebiet eher meiden als Jungs.
Mehr zum Thema Kinder und Schule:
„Die Verbesserung der Lehrerausbildung dürfte zweifellos einer der wirksamsten Hebel sein“, schreiben die Forschenden. Sie fordern einen genderneutralen Mathematikunterricht und den Abbau von Vorurteilen innerhalb des Lehrpersonals. Bereits im Kindergartenalter könne man dazu beitragen, die Matheangst bei Mädchen gar nicht erst entstehen zu lassen. Zum Beispiel durch spielerische Aufgaben, die Neugier auf Zahlen erwecken, kleine Matherätsel, die das Selbstvertrauen stärken und für die Schule und das weitere Leben wappnen.
Letztlich kann jede*r etwas dazu beitragen, den Gender Gap und damit Klischees und Vorurteile abzubauen: Mädchen Ball spielen und Jungs tanzen lassen, Mädchen wild und Jungs verträumt sein lassen, Jungs malen und Mädchen rechnen lassen! Wir brauchen mehr Ingenieurinnen, Automechanikerinnen, Software-Entwicklerinnen und ja, auch Pharmazeutisch-technische Assistentinnen.
Quelle:
Gender Gap in Mathe schon im ersten Schuljahr - wissenschaft.de
Pauline Martinot (Université Paris Cité) et al.; Nature, doi: 10.1038/s41586-025-09126-4












