Eine Darstellung einer Virusoberfläche mit Spike-Proteinen, an die Y-förmige Antikörper mit ihren Fab-Fregmenten, den "Ärmchen", binden.© Design Cells / iStock / Getty Images Plus
Die Antikörper, die durch die Impfstoffe gebildet werden, unterscheiden sich wohl im Fc-Fregment, dem "Stamm" der Y-förmigen Antikörper. Das beeinflusst, wie gut die Fab-Fregmente, die "Ärmchen", an das Virus binden.

Impfstoffwirksamkeit

MRNA-IMPFSTOFFE – GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE

Sowohl Spikevax® von Moderna als auch Comirnaty® von BioNTech/Pfizer haben sich in der Pandemie bewährt und überzeugen durch Sicherheit und Wirksamkeit. In der Praxis treten nun jedoch langsam Unterschiede in der ausgelösten Immunantwort zutage.

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Seit über einem Jahr steht (neben Comirnaty®) mit Spikevax® ein weiterer mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung. Und genauso lange wird schon über Gemeinsamkeiten und Unterschiede diskutiert, geschrieben und geforscht. Theoretisch ähneln sich die Impfstoffe mehr als sie sich unterscheiden, in der Praxis werden langsam marginale Differenzen deutlich.

So konnte einerseits beobachtet werden, dass die messbaren Antikörperreaktionen bei dem Moderna-Impfstoff stabiler waren. Andererseits scheint die Verträglichkeit des BioNTech-Impfstoffs besser zu sein, sodass die Gabe von Spikevax® nur für Menschen ab 30 Jahren empfohlen wird. Eine Auffrischung benötigen jedoch beide. Welche zellulären und humoralen Unterschiede genau in der Immunantwort vorliegen, hat sich nun ein Team um Dr. Paulina Kaplonek vom Ragon Institute of MGH, MIT and Harvard in Cambridge, USA, angesehen.

Robustere Immunantwort als eine Infektion

Beide Impfstoffe konnten in der Untersuchung eine ordentliche Fc-funktionale Antikörperantwort auslösen. Das Fc-Fragment (der „Stamm“ des Y-förmigen Antikörpers) enthält die rezeptorbindende Domäne (RBD) des Antikörpers. Sie bindet an entsprechende Rezeptoren auf phagozytierenden Immunzellen und aktiviert diese. Auch das Komplementsystem wird auf diesem Weg aktiviert.

Zudem hat die Struktur des Fc-Fragments Auswirkungen auf die Antigenbindung der Fab-Teile (die beiden „Arme“ des Y). Wenn also von Fc-Funktionalität die Rede ist, meint es die Fähigkeit des Antikörpers, eine phagozytierende oder zytotoxische Immunantwort auszulösen.

Das Team verglich dazu die Antikörperprofile genesener und geimpfter Personen (16 mit Spikevax® und 15 mit Comirnaty®) miteinander. Die ausgelösten Immunantworten fielen, gemessen an den IgG1- und -3-Spiegeln, bei Geimpften höher aus als bei Genesenen und richteten sich sowohl gegen den ursprünglichen Virustyp (Wildtyp) als auch gegen alle besorgniserregenden Varianten (VOC), wenn auch etwas abgeschwächter.

Unterschiedliche Antikörper, unterschiedlicher Schutz?

73 Serumproben von Krankenhausmitarbeiter*innen standen dem Team insgesamt zur Verfügung, 28 erhielten zweimal den Impfstoff von Moderna, 45 erhielten zwei Dosen des BioNTech/Pfizer-Vakzins. Antikörper bildeten alle, aber die Gestalt der Antikörper unterschied sich: Spikevax® induzierte höhere Titer spezifischer IgA-Antikörper, die sich gegen das Spike-Protein des Coronavirus richteten.

Bei denjenigen, die mit Spikevax® geimpft wurden, waren zudem die Antikörper-Titer erhöht, die zu einer Aktivierung natürlicher Killerzellen sowie neutrophilen Makrophagen führen. Dieses Phänomen könnte durch eine unterschiedlich gestaltete Fc-Region zu erklären sein, wodurch sich die biologische Effektivität der Antikörper deutlich erhöht. Denn so werden auch andere Komponenten des Immunsystems in das Infektionsgeschehen eingebunden – sprich: mehr scharfe Waffen im Abwehrkampf gegen SARS-CoV-2.  

Doch ob diese Unterschiede, sowohl hinsichtlich der gebildeten Antikörper-Isotypen als auch der abweichend gestalteten Fc-Region, zu einem verbessersten Impfschutz beitragen, bleibt offen.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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