Eine junge Frau mit bunt tätowiertem Arm wirft © pavlyukv / iStock / Getty Images Plus
Bunte Farben unter der Haut - das wird ab Januar 2022 schwierig.

Tattoos

DAS AUS FÜR BUNTE TÄTOWIERUNGEN?

Ab Januar nächsten Jahres dürfen viele Tattoo-Farben nicht mehr benutzt werden. Der Grund: gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe, vor allem unter den Farbpigmenten. Doch die wissenschaftliche Datenlage ist dünn.

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Jeder fünfte Deutsche hat ein Tattoo, die Körperverzierungen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Früher zeigte man mit einem Tattoo die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, religiösen Überzeugung oder rituellen Zeremonie. Und natürlich zeigte man damit auch Mut. Denn die Farbe wird mit Hilfe kleiner Nadeln, in der Regel mit Hilfe einer Tätowiermaschine, unter die Haut gebracht – ein schmerzhafter Prozess. Die Farben liegen dabei als Suspension vor und werden in der Dermis von Fibroblasten aufgenommen. Misslingt dieser Vorgang, zerläuft das Motiv und verteilt sich im Gewebe.

Doch trotz aller Vorsicht und Profession des Tätowierenden verteilen sich die Farben im Körper und gelangen in das Blut- und Lymphsystem des Körpers. Laut einer diesjährigen Studie verstießen fast alle der 73 getesteten Farben gegen europäisches Recht: Mehr als die Hälfte der Proben enthielten Eisen, Aluminium, Titan und Kupfer. Die bedenklichen Pigmente fanden sich vor allem in grünen und blauen Tattoo-Tinten. Und diese sollten sich natürlich nicht im Körper akkumulieren.

Pauschale Aussage über Gefährlichkeit von Tattoos unmöglich

Wie genau die Farben zusammengesetzt sind oder ob sie mögliche unerwünschte Begleitstoffe enthalten, ist sehr unterschiedlich. Häufig handelt es sich bei den Farbstoffen um Azo-Pigmente wie Monoazo- (grünlich bis mittelgelb, rötlich-gelb bis orange) oder Dis-Azo-Farbstoffe (grünlich, rötlich bis orangerot) und polyzyklische Kohlenwasserstoffe wie ß-Naphtol (orange bis mittel rot) und Naphtol AS (mittelrot bis violett).

Die Abbauprodukte dieser und anderer organischen Verbindungen sind unter anderem Amine oder Schwermetalle. Sie stehen unter dem Verdacht, Krebs auszulösen. Und natürlich kann der Vorgang des Tätowierens selbst gefährlich werden: Narbenbildung, Infektionen oder Unverträglichkeitsreaktionen gehören zu den unerwünschten Wirkungen. Doch pauschal beurteilen lässt sich das aktuell nicht.

Typische Tattoo-Pigmente:
Monoazo-Pigmente: grünlich bis mittelgelb, rötlich-gelb bis orange
Dis-Azo-Pigmente: grünlich, rötlich bis orangerot
ß-Naphtol: orange bis mittel rot
Naphtol AS: mittelrot bis violett

REACH-Verordnung soll schützen

Ab Januar gilt die neue EU-Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe – kurz: REACH. Mit ihr werden viele Chemikalien, die auch in Farblösungen zum Einbringen unter die Haut verwendet werden, verboten. Damit fallen rund zwei Drittel aller üblichen Tattoo-Farben weg. Alternativen sind zwar in Planung, aber für wichtige blaue und grüne Pigmente existieren noch keine neuen Formeln.

Eine zweijährige Übergangsfrist ermöglicht Herstellern noch etwas Zeit zum Forschen – ansonsten wird es erst einmal keine blauen oder grünen Tattoos mehr geben. Tätowierende fürchten nun, auf alten Farben sitzen zu bleiben oder keine Alternativen vergleichbarer Qualität – hinsichtlich Haltbarkeit oder Anwendbarkeit – zu erhalten.

Quellen:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/35995-taetowierungen-die-schwarzmaler-kommen 
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cod.13913 
https://www.tattoolos.com/tattoo-geschichte/ 

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