Thrombus in einem Blutgefaeß und rote Blutkoerperchen, die herumschwimmen© libre de droit / iStock / Getty Images Plus
Im aktuellen Rote-Hand-Brief wurde eine Einordnung für Chormadinon-Pillen vorgenommen. Das Thrombose-Risiko ist demnach leicht erhöht gegenüber dem Standardwirkstoff Levonorgestrel.

Rote-Hand-Brief

CHLORMADINON-PILLE SCHRAUBT THROMBOSE-RISIKO HOCH

Es gibt einen neuen Rote-Hand-Brief, und der ist für Frauen wichtig, die die Pille nehmen. Einer neuen Analyse zufolge ist das Thrombose-Risiko unter Chlormadinon/Ethinylestradiol leicht erhöht gegenüber dem Standardwirkstoff Levonorgestrel.

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Zwar ist bekannt, dass alle Verhütungspillen das Thrombose-Risiko erhöhen, doch wie sehr, hängt von der Gestagen-Komponente ab. Von einer Thrombose spricht man, wenn ein Thrombus, also ein Blutgerinnsel, ein Gefäß verstopft, sodass der Durchfluss behindert oder unmöglich wird. Sie entstehen fast immer in den Venen, jenen Blutgefäßen, die das sauerstoffarme Blut aus dem Körper zurück zum Herz transportieren. Von dort fließt es weiter zur Lunge, wo die Gefäße immer kleiner werden. Ein losgelöster Thrombus, den man dann Embolus nennt, bleibt dann hier stecken. Im Falle der hormonalen Kontrazeptiva ist das Risiko für tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien, genannt VTA, erhöht.

Im aktuellen Rote-Hand-Brief wird eine Einordnung für Chormadinon-Pillen (z. B. Belara®, Neo Eunomin® und viele andere) vorgenommen. So haben Frauen, die diese Art Pille mit Chlormadinonacetat und Ethinylestradiol einnehmen, ein 1,25-fach erhöhtes Risiko für VTE – und zwar gegenüber Frauen, die den Klassiker aus Levonorgestrel und Ethinylestradiol nehmen. Das ergab eine repräsentative Kohortenstudie mit mehr als 250 000 Anwenderinnen.
 

VTA-Risiko ist allerdings nur leicht erhöht

Während das Risiko für VTA bei Frauen, die nicht mit der Pille verhüten, bei zwei Fällen pro 10 000 Frauen pro Jahr liegt, sind es unter Pillen mit den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat fünf bis sieben Fälle. Eine neue Analyse schätzt das Risiko für Chlormadinonacetat nun auf sechs bis neun Fälle. Damit ist das Risiko gegenüber dem Klassiker Levonorgestrel, das als Referenz gilt, nur leicht erhöht.

Andere Kombinationen liegen sogar noch darüber: zum Beispiel Dienogest (8 bis 11 Fälle) oder Desogestrel und Drospirenon (9 bis 12 Fälle). Wer es genauer nachlesen möchte: Eine Tabelle mit Auflistung aller kombinierten hormonalen Kontrazeptiva ist im Rote-Hand-Brief enthalten.

Mögliche Anzeichen für eine Thrombose
•    Starke Schmerzen oder Schwellung eines Beins, auch begleitet von
      Druckschmerz, Erwärmung oder Blässe bzw. einer Verfärbung
•    Plötzliche unerklärliche Atemlosigkeit, Atemnot oder schnelle Atmung
•    Plötzlicher Husten
•    Brustschmerz
•    Unwohlsein, Druck, Schweregefühl
•    Vom Oberkörper in den Rücken, Kiefer, Hals und Arm ausstrahlende
      Beschwerden
•    Völlegefühl, Verdauungsstörungen oder Erstickungsgefühl, Schwitzen,
      Übelkeit, Erbrechen, Schwindel
•    Schwäche oder Taubheitsgefühle des Gesichts, Armes oder Beins, die auf
      einer Körperseite besonders ausgeprägt sind
•    Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten
•    Plötzliche Verwirrtheit
•    Plötzliche Sehstörungen oder Sehverlust
•    Schwere oder länger anhaltende Kopfschmerzen
 

Risiko und Nutzen ist gegeneinander abzuwägen

Jedoch fällt auch ein Satz, der Ausnahmen gestattet: „Bei den meisten Frauen überwiegt der mit der Anwendung von kombinierten hormonalen Kontrazeptiva verbundene Nutzen das Risiko schwerer Nebenwirkungen.“ Und dieses Risiko gilt besonders im ersten Jahr der Anwendung. Grundsätzlich sollten Ärzte zudem die Verordnung eines Präparates mit der niedrigsten VTE-Risikoklasse bevorzugen. Ko-Indikationen wie starke Akne können sonst auch für die Anwendung einer anderen Pille sprechen.

„Die Entscheidung, ein Arzneimittel anzuwenden, das nicht zu denen mit dem geringsten VTE-Risiko gehört, sollte nur nach einem Gespräch mit der Frau getroffen werden, bei den sicherzustellen ist, dass sie sich des Risikos (…) bewusst ist.“ Denn die Risikofaktoren können sich ändern – Stichwort Rauchen oder Gewicht – und müssen dann vom Arzt neu bewertet werden

Wichtig ist auch, dass Anwenderinnen die Anzeichen einer Thromboembolie kennen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) bittet zudem das Apothekenpersonal, die Frauen rund um dieses Thema gut zu informieren. Infos dazu gibt es auch unter www.arzneimittelkommission.de.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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