Alles über Jod – ist Deutschland ein Jodmangelgebiet?
18 Minuten
- 1Jod im Körper
- 2Schilddrüsenhormone
- 3Jodbedarf
- 4Jodmangel
- 5Jodversorgung in Deutschland
- 6Ist Jod toxisch?!
- 7Atomare Unfälle
- 8Lernerfolgskontrolle
01. September 2025
Jodblockade für atomare Unfälle
Bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk kann es zur Freisetzung radioaktiver Stoffe, darunter auch radioaktivem Jod, kommen. Wird es eingeatmet oder gelangt es über die Nahrung in den Körper, kann es sich in der Schilddrüse anreichern und die Entwicklung von Schilddrüsenkrebs befördern. Daher wird in diesem Fall – und nur in diesem Fall – die Einnahme von nicht-radioaktivem Jod in Form von hochdosierten Jodtabletten (Kaliumjodidtabletten) empfohlen.
Sie verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert, da sie mithilfe der Tabletten mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt wird. Radioaktives Jod kann dann von der Schilddrüse zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr aufgenommen werden. Man spricht von einer Jodblockade.
Die gewünschte Wirkung kann aber nur erreicht werden, wenn die Tabletten zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden. Nimmt man sie zu früh ein, kann das nicht-radioaktive Jod schon wieder eliminiert worden sein, bis das radioaktive Jod aufgenommen wird. Werden die Jodtabletten zu spät eingenommen, kann das radioaktive Jod zuvor bereits von der Schilddrüse aufgenommen worden sein. Der Schutz käme dann zu spät.
Die Empfehlung lautet, die Jodtabletten etwa eine Stunde vor dem Kontakt mit Luftmassen, die radioaktives Jod enthalten, einzunehmen. Allerdings sollten die hochdosierten Jodtabletten nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörden eingenommen werden, und nur in der von den Behörden genannten Dosis.
Die Empfehlung lautet, die Jodtabletten etwa eine Stunde vor dem Kontakt mit Luftmassen, die radioaktives Jod enthalten, einzunehmen – allerdings nur nach Aufforderung durch den Katastrophenschutz.
Grundsätzlich ist die einmalige Einnahme ausreichend. Weitere Tabletten sollten nur eingenommen werden, wenn die Katastrophenschutzbehörde dies empfiehlt. Ob in einer Region nach einem nuklearen Unfall zur Einnahme aufgefordert wird, hängt davon ab, ob radioaktives Jod mit der Luft in diese Region gelangen kann. Das ist wiederum davon abhängig, wie viel radioaktives Jod freigesetzt wurde, wie weit der Unfallort entfernt liegt und wie die Wind- und Wetterverhältnisse sind.
Wie groß der Umkreis ist, richtet sich nach der Schwere des Unfalls. Bei einem Unfall mit erheblicher Freisetzung von radioaktivem Jod kann es sein, dass für Erwachsene die Einnahme von Jodtabletten bis zu einer Entfernung von 100 Kilometern und für Kinder in ganz Deutschland empfohlen wird.
Grundsätzlich sollten nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörden in den betroffenen Gebieten alle Personen bis 45 Jahre hochdosierte Jodtabletten einnehmen, die Dosierung hängt vom Alter ab. Da die Schilddrüse insbesondere bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre besonders empfindlich ist, ist für Kinder und Jugendliche die Einnahme von Jodtabletten extrem wichtig. Bei Schwangeren dient die Einnahme von Jodtabletten insbesondere dem Schutz des ungeborenen Kindes.
Personen über 45 Jahre wird von einer Einnahme von Jodtabletten zur Schilddrüsenblockade abgeraten. Für sie überwiegen die Risiken von Nebenwirkungen den Nutzen der Vermeidung eines erhöhten Risikos für Schilddrüsenkrebs.
Denn die Einnahme der hochdosierten Jodtabletten ist durchaus mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Daher dürfen Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion, auch mit einer latenten Hyperthyreose ohne spürbare Symptome oder mit autonomen Adenomen keine Jodblockade vornehmen.
Eine latente Hyperthyreose kann durch Einnahme hoher Dosen von Kaliumjodid in eine Hyperthyreose mit Krankheitszeichen übergehen. Die Krankheitszeichen können bis hin zu akutem Herz-Kreislauf-Versagen reichen. Personen, bei denen eine Schilddrüsenerkrankung bekannt ist, sollten Jodtabletten generell erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einnehmen.
Personen mit einer Schilddrüsenerkrankung sollten Jodtabletten generell erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einnehmen.
Für die Lagerung und Verteilung von hochdosierten Jodtabletten sind in Deutschland die Bundesländer zuständig. In der direkten Umgebung eines Kernkraftwerkes sind hochdosierte Jodtabletten je nach Bundesland entweder direkt an alle Haushalte vorverteilt oder sind zum Beispiel in Rathäusern oder Feuerwehrhäusern lokal gelagert.
Darüber hinaus werden mehr als 180 Millionen hochdosierte Jodtabletten an verschiedenen Standorten im Land gelagert. Im Ereignisfall werden sie an Feuerwehrwachen, Rathäusern, Apotheken oder bekannten Wahllokalen an die Bevölkerung abgegeben. Die Bürger werden im Falle eines atomaren Unfalls durch Aufruf in den Medien aufgefordert, ihre Tabletten in diesen Ausgabestellen abzuholen.
Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.