Alles über Jod – ist Deutschland ein Jodmangelgebiet?
18 Minuten
- 1Jod im Körper
- 2Schilddrüsenhormone
- 3Jodbedarf
- 4Jodmangel
- 5Jodversorgung in Deutschland
- 6Ist Jod toxisch?!
- 7Atomare Unfälle
- 8Lernerfolgskontrolle
01. September 2025
Entwicklung der Jodversorgung in Deutschland
Bis Mitte der 1980er-Jahre war Jodmangel auch in Deutschland, vor allem im Süden, weit verbreitet. Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Deutschland als Jodmangelgebiet eingestuft hatte, wurde 1981 eine breit angelegte Jodprophylaxe gestartet. Ziel war die Vermeidung von Schilddrüsenerkrankungen durch Jodmangel.
Seither kann jodiertes Speisesalz, das zuvor als diätetisches Lebensmittel nur bei Schilddrüsenerkrankungen durch Jodmangel eingesetzt werden durfte, in jedem privaten Haushalt, in der Gastronomie und der Lebensmittelherstellung verwendet werden.
Auch Futtermitteln für Tiere zur Lebensmittelgewinnung wird seither in Deutschland Jod zugesetzt. Dies ist der Grund, weshalb tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milchprodukte heute mehr Jod enthalten als früher und ihr Verzehr nennenswert zur Jodversorgung beiträgt.
In der Folge verbesserte sich die Situation deutlich, sodass die WHO die Einstufung Deutschlands als Jodmangelgebiet 2007 aufhob.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnete 2012 Deutschland weiterhin als Jodmangelregion. Das bedeutet, dass die in Lebensmitteln natürlicherweise enthaltenen Jodkonzentrationen nicht ausreichen und eine Jodprophylaxe weiterhin erforderlich ist.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellte 2013 fest, dass sich die Jodversorgung von Schulkindern zwar seit den 1990er-Jahren zunächst verbessert hat, seit 2004 aber rückläufig ist. Als eine mögliche Ursache für den negativen Trend wird der mittlerweile verringerte Einsatz von Jodsalz in der Lebensmittelproduktion genannt.
Preisunterschiede zwischen jodiertem und nicht jodiertem Speisesalz sowie Billigimporte von nicht jodierten Fertigprodukten spielen eine Rolle. Hersteller, die nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa und weitere Länder produzieren, verzichten häufig auf jodiertes Salz, weil es in anderen Ländern andere Bestimmungen bezüglich der Jodverbindungen und Höchstmengen gibt.
Messung des Versorgungsstatus
Der Jodversorgungsstatus der Bevölkerung lässt sich unter anderem anhand der Ausscheidung von Jod über den Urin bestimmen. Rund 85 bis 90 Prozent der mit der Nahrung aufgenommenen Jodmenge werden konstant über den Urin ausgeschieden, der Rest über Schweiß und Stuhl. So kann anhand der täglichen Jod-Ausscheidungsmenge die Jodzufuhr pro Tag geschätzt werden. Repräsentative Daten zur Jod-Urinausscheidung für
die deutsche Bevölkerung wurden beispielsweise im Rahmen der nationalen Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts (RKI) erhoben.
Eine Studie des RKI, die von 2003 bis 2006 durchgeführt wurde, zeigt, dass etwa 30 Prozent der Erwachsenen und über 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht die ihrer Altersgruppe entsprechende Jodzufuhr erhalten. Einer anderen Studie zufolge nehmen 47 Prozent der 18- bis 29-jährigen und fast 40 Prozent der 30- bis 39-jährigen Frauen im gebärfähigen Alter nicht genügend Jod zu sich.
Die Jodversorgung ist in weiten Teilen der Bevölkerung also nicht nur mangelhaft, sondern sogar rückläufig.
Nach den Kriterien der WHO herrscht in Deutschland wieder ein milder Jodmangel. Die WHO/Europa empfiehlt, insgesamt weniger Salz, dafür aber immer jodiertes Salz zu verwenden.
Bio-Lebensmittel enthalten meist weniger Jod
Die meisten Bioverbände erlauben die Verwendung von Jodsalz. Die Ergebnisse einer Markterhebung der Universität Gießen weisen jedoch darauf hin, dass bei der Herstellung von Bio-Lebensmitteln nur in sehr geringem Maße Jodsalz eingesetzt wird. Davon sind vor allem Brotwaren betroffen.
Jod als Futtermittelzusatzstoff ist ebenfalls zulässig. Aber auch hier zeigen Studien, dass beispielsweise Biomilch nur etwa 60 bis 85 Prozent der Jodmenge enthält, die in konventionell erzeugter Milch enthalten ist. Eine mögliche Begründung ist die Fütterungsweise und damit die Jodversorgung der Tiere. Kühe in Biohaltung verbringen den Sommer auf der Weide und benötigen weniger zusätzliche Futtermittel, die Zusatzstoffe wie Jod enthalten könnten. Vermutlich werden in Biobetrieben generell weniger Zusatzfuttermittel eingesetzt.
Vermutlich werden in Biobetrieben generell weniger Zusatzfuttermittel eingesetzt.
Neuer Trend birgt Risiken
Milch und Milchprodukte sind in vielen west- und mitteleuropäischen Ländern eine wichtige Jodquelle, vor allem für Kinder. Doch der Verzehr dieser Produkte ist bei Jugendlichen und Erwachsenen rückläufig. Die zunehmende Beliebtheit von pflanzlichen Alternativen zu wichtigen Jodquellen wie Milch und Milchprodukten verringert die Jodzufuhr. In den meisten Milchalternativen ist nämlich kein Jod enthalten.
Dies verstärkt das Problem des Jodmangels in Deutschland und anderen europäischen Ländern und erhöht die Risiken für die Gesundheit. Insbesondere für Frauen, da sie ohnehin ein größeres Risiko für Schilddrüsenerkrankungen tragen als Männer. Während der Schwangerschaft muss der erhöhte Jodbedarf bei veganer Lebensweise durch Substituierung von Jod ausgeglichen werden. Fachleute fordern eine angemessene Anreicherung von Milchalternativen mit Jod.
Wie erhält man genügend Jod über die Nahrung?
- Täglich Milch und Milchprodukte verzehren
- Ein- bis zweimal pro Woche Meeresfisch essen, wobei fette Fischsorten weniger Jod enthalten als magere Sorten.
- Im Haushalt konsequent jodiertes Salz verwenden
- Bevorzugt Lebensmittel kaufen, die mit Jodsalz hergestellt wurden