Drei Männer und drei Frauen in Sportklamotten ziehen sich in einem industriell aussehenden Fitnessstudio an Klimmzugstangen hoch.© PeopleImages / iStock / Getty Images Plus
KlimmzĂĽge trainieren nicht nur den Bizeps, sondern auch die RĂĽcken-, Bauch- und Schultermuskulatur.

Technik & Motivation

KLIMMZUG LERNEN: SO SCHAFFEN SIE IHREN ERSTEN KLIMMZUG

Einen Klimmzug lernen – für viele ein echter Fitness-Meilenstein. Wie Sie den ersten Klimmzug schaffen, welche Übungen helfen und welche Fehler Sie vermeiden sollten, erfahren Sie hier.

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Geht es um typische Fitness-Meilensteine, denken viele sofort an den ersten Klimmzug.

Erst einer, später vielleicht fünf, zehn oder mehr – Klimmzug lernen steht bei vielen Sportbegeisterten ganz oben auf der Liste. „Klimmzüge zu schaffen ist für mich ein beeindruckendes Zeichen von Fitness und keine Selbstverständlichkeit“, sagt Johannes Frank. Er ist Physiotherapeut, Coach und Inhaber einer Fitnesseinrichtung in Berlin.

Doch wie gelingt es, den eigenen Körper an einer Stange so hochzuziehen, dass das Kinn auf deren Höhe schwebt? Für Fitnesstrainer ist es Alltag, Neulinge an den ersten Klimmzug heranzuführen. Zwei von ihnen geben Tipps, wie das klappt.

Warum Sie KlimmzĂĽge trainieren sollten

Klimmzüge trainieren den gesamten Körper. Nicht nur der Bizeps – auch Rücken-, Bauch- und Schultermuskulatur sind beteiligt. Wie Liegestütze und Kniebeugen zählen sie zu den Grundübungen mit dem eigenen Körpergewicht.

Daher findet der Sportwissenschaftler Daniel Kaptain den Klimmzug besonders wichtig. Der Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement betont:

„Langfristig sollte man den Klimmzug lernen, um die gesamte Muskulatur effektiv zu stärken.“

So gelingt der erster Klimmzug

Ohne Kraft geht es nicht – und die muss zuerst aufgebaut werden. Dabei helfen folgende Übungen:

  • NegativklimmzĂĽge: Man springt hoch, hält sich oben und lässt sich langsam herunter. „Das Hochziehen ist schwerer, die Ablassbewegung leichter“, sagt Kaptain. Deshalb sei es ideal, mit dieser Variante zu beginnen.

Dabei sollte das Kinn über der Stange bleiben, die Arme sind herangezogen. „Man startet mit fünf Sekunden und steigert sich auf 20“, so Kaptain.

  • Weitere Ăśbungen: Bestimmte Trainingsgeräte helfen, den ersten Klimmzug vorzubereiten – zum Beispiel der Latzzug. FĂĽr Kaptain ist das „nichts anderes als ein Klimmzug, nur dass man sitzt und ein Gewicht herunterzieht.“

Auch das Training an einer Rudermaschine ist sinnvoll. Alternativ geht es auch ohne Geräte: Vorbeugendes Rudern mit Hanteln oder das Ziehen des Körpers an Hüfthohen Ringen im 45-Grad-Winkel – für 15 bis 20 Wiederholungen – bringen laut Johannes Frank ebenfalls Fortschritte. Wie bei allen sportlichen Vorhaben gilt: Regelmäßigkeit zahlt sich aus. Kaptain sagt dazu:

„Man kann täglich trainieren, wenn man sich nicht überanstrengt.“

Wer noch keinen einzigen schafft, sollte das Training alle zwei Tage einplanen, um den ersten Klimmzug zu schaffen.

Hilfsmittel: Bänder und Maschinen beim Klimmzug lernen

Elastische Bänder, in die man sich einhakt, oder spezielle Klimmzugmaschinen können helfen – aber wie sinnvoll sind sie?

„Klimmzugmaschinen sind gar nicht schlecht, wenn der Widerstand stimmt“, so Johannes Frank. Den richtigen Widerstand findet man gemeinsam mit dem Personal im Studio.

Anders sieht das Daniel Kaptain: Er hält elastische Bänder für weniger sinnvoll. Sie reduzieren die Muskelarbeit so stark, dass keine ausreichende Anpassung erfolgt – der Umstieg auf den echten Klimmzug kann dann sogar zu einer Gelenküberlastung führen.

Wie lange dauert es, bis man einen Klimmzug richtig ausfĂĽhren kann?

„Das hängt vom Fitnesslevel ab“, sagt Kaptain. Übergewicht erschwert die Bewegung, da mehr Körpergewicht gezogen werden muss. Voraussetzung sind gesunde, belastbare Gelenke.

Johannes Frank ergänzt: „Männer haben es deutlich einfacher.“ Studien zeigen: Männer besitzen bis zu doppelt so viel Schulterkraft – genetische Unterschiede spielen beim Klimmzug lernen also eine Rolle.

Viele schaffen den ersten Klimmzug in drei bis sechs Monaten – bei intensivem Training auch deutlich früher.

So fĂĽhren Sie den Klimmzug richtig aus

Laut Daniel Kaptain sollte man etwas breiter als schulterweit greifen.
Dabei gibt es zwei Varianten:

  • Chin-up (Daumen nach auĂźen): stärkerer Fokus auf Bizeps und Armkraft. Auch die Schulter wird stärker gestreckt – ideal fĂĽr BĂĽroarbeiter.
  • Pull-up (Daumen nach innen): trainiert RĂĽcken und Schultern intensiver.

Entscheidend ist, den Klimmzug richtig auszuführen: Körperspannung halten, Gesäß und Rumpf anspannen. Der Blick sollte über die Stange gehen. Die Arme beugt man beim Hochziehen so, dass Bizeps und Unterarm sich berühren. Hoch- und Abwärtsbewegung sollten gleichmäßig erfolgen.

Typische Fehler beim Klimmzug lernen

Beim Klimmzug ausführen gibt es typische Fehler, die zu falschen Bewegungsabläufen und Fehlbelastungen führen können:

  • Nicht hoch genug ziehen: Das Kinn – oder besser das Brustbein – sollte ĂĽber der Stange sein.
  • Zu viel auf einmal wollen: Dabei drohen Ăśberlastung und fehlerhafte Bewegungsabläufe. Kaptain rät:


„Lieber aufhören nach einem guten Klimmzug als einen zweiten mit schlechter Technik.“

Was macht eine gute Klimmzugstange aus?

Ideal ist ein Durchmesser von drei Zentimetern.
„Man kann KlimmzĂĽge theoretisch an jeder stabilen Stange durchfĂĽhren“, sagt Kaptain. FĂĽr zu Hause eignen sich Stangen, die man in den TĂĽrrahmen klemmen kann – so gelingt das Klimmzug lernen auch ohne Studio. 

Quelle: dpa

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