SEMAGLUTID: SEHR SELTENE NEBENWIRKUNG AM AUGE

Die nicht arterielle anteriore ischämische Optikus-Neuropathie (NAION) tritt nur sehr selten auf und äußert sich in plötzlicher Sehverschlechterung bis zum Sehverlust an einem Auge. Ursache scheint eine Durchblutungsstörung des Sehnervs zu sein, die unter Semaglutid häufiger auftritt als bei nicht damit Behandelten. Die Nebenwirkung soll jetzt in der Fachinformation ergänzt werden.

Grund zur Panik besteht übrigens nicht. Nur ein Fall pro 100000 Personenjahren der Behandlung tritt auf. Betroffene sollten aber schnell handeln.

Der PRAC hatte eine Überprüfung zu Semaglutid eingeleitet, nachdem Meldungen zu NAION unter Semaglutid auftraten. Diese ist nun abgeschlossen. Die EMA empfiehlt auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse, dass die Fachinformation von Semaglutid um die sehr seltene Nebenwirkung einer NAION am Auge ergänzt wird.

Das Ergebnis der PRAC- Untersuchung verschiedener Studien und weiterer Daten war, dass Semaglutid das Fünf-Jahres-Risiko für eine NAION in etwa verdoppelt im Vergleich zu nicht mit der Substanz behandelten Diabetikern.

Auf die Ursachen für die Nebenwirkung von Semaglutid am Auge geht der PRAC nicht weiter ein. Was genau eine NAION auslöst, ist noch nicht genau bekannt. Eine Rolle spielt aber wohl die verminderte Durchblutung des Sehnervenkopfs. Plötzliche, einseitige Sichtverschlechterung oder Sehverlust sind die Folge. Es gibt keine Behandlung für eine NAION.

Es gibt keine Behandlung für eine NAION.

Während sich die EMA nicht dazu äußert, wie Semaglutid zur Nebenwirkung NAION führt, gibt es Vermutungen zum Mechanismus. Eine dänische Publikation berichtet, dass der GLP1-Rezeptor, an dem Semaglutid als Agonist bindet, auch im Sehnerv vorkommt. Es ist aber nicht bekannt, ob eine Dauerstimulation des Rezeptors durch Semaglutid die Durchblutung des Sehnervs verändert und so die Nebenwirkung auslöst.

Sollte das der Fall sein, handelt es sich wahrscheinlich um einen Gruppeneffekt. Das würde bedeuten, dass auch die anderen GLP1-Agonisten Liraglutid, Dulaglutid und Tirzepatid eine NAION begünstigen könnten.
Hier stehen aber noch genauere Untersuchungen aus.

Wenn Patienten unter Semaglutid plötzlich einen Sehverlust, Sehverschlechterung oder deutliche Gesichtsfeldeinschränkungen bemerken, sollten sie umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Bestätigt dieser eine NAION, muss die Therapie mit Semaglutid abgebrochen werden.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/neue-nebenwirkung-soll-in-die-fachinformationen-156577/
https://journalretinavitreous.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40942-024-00620-X