Eine schwangere Frau im Krankenhaus, Nahaufnahme vom Bauch© SerrNovik / iStock / Getty Images Plus
Schwanger und im Krankenhaus möchte man vor dem Entbindungstermin nicht sein.

Schwangerschaftskomplikationen

NEUE BIOMARKER KÖNNTEN SCHWANGERSCHAFTSVERLAUF SICHERER MACHEN

Kleinere wie größere Beschwerden hat so gut wie jede schwangere Frau, doch echte Komplikationen sind vergleichsweise selten. Wenn sie jedoch eintreffen, können die Folgen schwerwiegend sein. Könnten bestimmte Biomarker die Früherkennung verbessern?

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Zwar klagt nahezu jede Schwangere über Beschwerden wie Übelkeit, Kreislaufbeschwerden oder Rückenschmerzen, doch können sich hinter den Symptomen auch ernsthafte Erkrankungen, wie Hypertonie, Gestationsdiabetes oder Gallenstau verstecken.

Bestimmte Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt sollen dazu beitragen, diese Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. So wird bei jedem Besuch der Blutdruck gemessen, der Urin kontrolliert und einmal während der Schwangerschaft ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt. Doch eindeutige Biomarker zur Früherkennung solcher Komplikationen fehlen.

Stoffwechselprodukte des Mikrobioms könnten den Ausschlag geben

Bis jetzt. Denn Forschende an der Universität Ningbo in China haben kürzlich heiße Kandidaten für solche potenziellen Biomarker entdeckt – und zwar in der Darmmikrobiotia. Dass unsere Darmbewohner maßgeblichen Einfluss auf ganz unterschiedliche Gesundheitsaspekte unseres Lebens nehmen können, wichtige Stoffwechselprodukte für unseren Energiehaushalt liefern, gar mit dem Zentralen Nervensystem in Verbindung stehen, ist bereits bekannt. Ein paar dieser Stoffwechselprodukte könnten auch in Zusammenhang mit verschiedenen Schwangerschaftskomplikationen stehen und veränderte Konzentrationen frühzeitig vor diesen warnen.

„Die Stoffwechselprodukte der Darmflora, kurzkettige Fettsäuren, stehen während der Schwangerschaft in engem Zusammenhang mit diesen Schwangerschaftskomplikationen. Sie können als potenzielle Marker für Schwangerschaftskomplikationen verwendet werden", so Rongrong Xuan aus dem Forschungsteam. Diese kurzkettigen Fettsäuren stehen bereits im Fokus der wissenschaftlichen Forschung rund um den Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom beziehungsweise dessen veränderlichen Zusammensetzung und einzelnen Krankheitsbildern.

Im Falle der Schwangerschaftskomplikationen fielen die Kandidaten Isobuttersäure, Isovaleriansäure, Essigsäure und Propionsäure auf. Und zwar in folgenden Zusammenhängen:

  • Patientinnen mit Präeklampsie und Gestationsdiabetes wiesen erhöhte Werte aller Kandidaten auf,
  • bei Patientinnen mit Gallenstauung wurden erhöhte Isobuttersäurewerte festgestellt, aber erniedrigte Werte aller anderen kurzkettigen Fettsäuren; hinzu kamen erhöhte Hexansäurespiegel.

Prognose verbessern, früher eingreifen

Je früher man solche Komplikationen erkennen könnte, umso eher könnte man therapeutisch eingreifen und eine gesunde, vollständige Schwangerschaft ermöglichen. Die Forschenden gehen gar einen Schritt weiter und meinten, ihre Forschung könnten den Grundstein dafür legen, um den schwangerschaftsbedingten Komplikationen vorzubeugen.

Weitere Arbeiten sollen nun die mikrobielle Zusammensetzung des Stuhls untersuchen, um weitere Erkenntnisse über das Darmmikrobiom während der Schwangerschaft zu sammeln. Auch die Mikrobiota des Vaginalbereichs soll unter die Lupe genommen werden. Beides unter Berücksichtigung des jeweiligen Lebensstils, um die Daten nicht zu verfälschen.

Quellen:
MDR
Siquian Chen et al.: „Expression and clinical significance of short-chain fatty acids in pregnancy complications“, Frontiers in Cellular and Infection Microbiology, 12. Januar 2023.

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