Eine Schale mit grünem Pudding und zwei Löffel, einer mit Chiasamen, einer mit Matchapulver© Tatyana Berkovich / iStock / Getty Images Plus
Ob wie hier Chia und Matcha oder Goji und Acai: Superfoods sind Vitaminbomben. Aber müssen sie immer aus dem fernen Ausland kommen?

Ernährungs-Hype

SUPERFOOD ODER SUPERMARKT? INHALTSSTOFFE IM CHECK

Gesund und abwechslungsreich essen und den Körper mit allen wichtigen Vitalstoffen versorgen: eine gute Sache. Exotische Beeren, Früchte, Pulver, Samen oder Extrakte sollen dabei helfen. Was ist dran an diesen Empfehlungen und gibt es heimisches Superfood, das der Gesundheit ebenfalls guttut?

Seite 1/1 11 Minuten

Seite 1/1 11 Minuten

Immer wieder gibt es Trend-Lebensmittel, die dem Organismus guttun sollen. Hoch im Kurs stehen seit einiger Zeit Chiasamen, Goji-Beeren, Moringablätter oder Maca-Wurzeln. Klingt alles ziemlich exotisch und nicht gerade nach Dingen, die hier oder in unseren Nachbarländern zuhause sind. Sie alle gehören zur Gruppe der Superfoods. Und die haben eine lange Reise hinter sich, bevor sie – je nach Sorte – in Bio-Läden, Drogeriemärkten, Apotheken, Reformhäusern oder im Internet erhältlich sind.

Nicht nur, dass deren Ökobilanz auf Grund der langen Transportwege miserabel ist, Superfoods sind auch teuer. Beispielsweise kosten hundert Gramm Gojibeeren fünf Euro aufwärts. Doch warum werden sie, insbesondere auf diversen Social-Media-Kanälen, gerne durch Influencer, so gehypt?

Jeder Hype braucht eine gute Geschichte

„Verpasse deinem Produkt eine gute, glaubwürdige Geschichte, betone die gesundheitlichen Mehrwerte und lasse dies am besten über bekannte Influencer in die Welt hinaustragen. Schon ist der Hype geboren.“

So wird um Superfoods gerne eine exotische Geschichte gestrickt. Sie kommen aus dem tiefsten Dschungel, vom Amazonas oder werden bereits seit hunderten von Jahren bei Ureinwohnern für ein gesundes Leben genutzt. So und ähnlich kann es heißen, wenn neue Produkte das Begehren der Konsumenten wecken sollen und zum Kauf anregen.

Bei den Superfoods ist,laut erwähnter Medien, ein gesundes Leben ohne sie kaum möglich. Denn schon kleinste Mengen der Beeren, Samen und Co. sollen super für die Gesundheit sein, deshalb auch ihr Name Superfoods.

Superfoods sind zum Beispiel...

  • Acaibeeren
  • Aronia
  • Amaranth
  • Avocado
  • Chia-Samen
  • Chlorella
  • Gojibeeren
  • Hanfsamen
  • Kakaobohnen
  • Maca-Wurzeln
  • Matcha-Pulver
  • Moringa
  • Weizengras

Es stellt sich die Frage, wie Menschen in Industrienationen, in denen solche Trendlebensmittel nicht beheimatet sind, bisher ohne sie gelebt haben? Mehr noch: Ließen sich solche Attribute auch bei heimischem Superfood verwenden?Denn Kresse, Kohl, Beeren, Leinsamen, verschiedene heimische Kräuter oder Getreide können das im Grunde genommen auch, sind genauso gesund.

Ein kritischer Blick entlarvt Superfoods

Bei genauerem Hinsehen ist auch bei Superfoods nicht alles Gold was glänzt. Viele dieser neuen Superlebensmittel sind laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) noch nicht eindeutig auf Herz und Nieren geprüft. Demnach liegen noch nicht zu allen Superfoods genug repräsentative Studien vor, die gesundheitsbezogene Aussagen verschiedener Superlebensmittel rechtfertigen.

Außerdem können solche Produkte mit Schadstoffen und Pestiziden belastet sein – mit ein Grund, warum es nach dem Konsum oder Hautkontakt zu allergischen Reaktionen oder auch Überempfindlichkeitsreaktionen kommen kann. Allein schon deshalb empfiehlt es sich, wenn überhaupt, lediglich zertifizierte Bio-Superfoods auszuwählen.

Wenn Superfoods mit Medikamenten wechselwirken

Wichtig zu wissen für Sie in der Beratung ist, dass es auch zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen kann. Hier lohnt es sich nachzufragen, ob solche Superfoods zu den Essgewohnheiten der Kunden dazugehören.

  • Ein regelmäßig hoher Konsum von Goji-Beeren kann beispielsweise die Wirkung gerinnungshemmender Medikamente stören.
  • Gerbstoffe aus dem Getreide Amaranth können die Resorption von Vitaminen und Mineralien vermindern.
  • Chia-Samen enthalte Saponine, welche Reizungen der Darmschleimhaut verursachen können.

Besonders kritisch kann dies bei Superfoods in Kapselform sein. Denn hier kann es durch die Konzentrierung reizender und toxischer Stoffe zu gesundheitlichen Problemen kommen, warnt der Bundesverband der Verbraucherzentralen.

Was zur Superfood-Familie gehört

Bekanntestes Superfood sind mittlerweile Chia-Samen. Diese gibt es in den gängigen Drogeriemärkten zum moderaten Preis. Aronia, Acai- und Gojibeeren, Moringa, Maca-Wurzeln und auch das sehr fein gemahlene Grünteepulver Matcha werden ebenfalls als Superfood bezeichnet. Die meisten Beeren werden getrocknet angeboten. Aber auch als Pulver, ähnlich wie Matcha-Tee oder zermahlene Maca-Wurzeln.

Tatsächlich sind sämtliche dieser Superfood-Exoten Lieferanten von Vitalstoffen. Praktisch liefern sie dem Körper Vitamine, Mineralien sowie allen voran sekundäre Pflanzenstoffe. Was ihren Gehalt und die Wirkung möglicher enthaltener Enzyme betrifft, fehlen, wie bei vielen gesundheitsbezogenen Werbe-Aussagen, wissenschaftliche Belege. Sich also auf die vermeintlichen Superwirkungen der Superfoods zu verlassen, ist der falsche Weg.

Chia-Samen – 15 Gramm täglich und nicht mehr

Chia-Samen sind die exotische Antwort auf klassische Leinsamen. Im Hinblick auf ihr Innenleben glänzen sie mit Ballaststoffen sowie pflanzlichem Eiweiß und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Außerdem sind sie glutenfrei, was für Menschen mit einer Zöliakie interessant ist.

Eines der bekanntesten Gerichte daraus ist Chia-Pudding. Hier werden die Samen mit veganen Pflanzendrinks und beispielsweise Kokosblütenzucker gemischt und über Nacht im Kühlschrank eingeweicht. Am nächsten Tag noch ein paar frische Früchte dazugeben und löffeln. Ein gesundes Frühstück, keine Frage. Doch genauso gut funktioniert das mit Hafer. Einfach kernige oder zarte Haferflocken gegen Chiasamen tauschen. Das ist nicht nur preiswerter, sondern Hafer als heimisches Getreide ist ein echtes Superfood aus der Region.  Chia-Samen kommen oft aus Mittel- und Lateinamerika und hinterlassen einen unnötig hohen CO2-Abdruck.

Beliebt sind die dunklen Samen auch in der veganen Communitiy. Denn Chiasamen können als Ei-Ersatz zum Backen verwendet werden. Doch Leinsamen erfüllen den gleichen Zweck, so dass Chiasamen auch hier nicht zum Leben nötig sind.

Vegane Ei-Alternative zum Backen
Zwei Esslöffel gemahlener Leinsamen oder Chiasamen mit drei Esslöffeln warmem Wasser mischen. Diese Mengen entsprechen der Menge eines Hühnereis. Die Masse anrühren, eine Viertelstunde quellen lassen und nun mit den Teigzutaten verarbeiten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, kurz EFSA, ordnet Chiasamen in die Gruppe der Novel-Food-Lebensmittel. Außerdem empfehlen die dortigen Experten eine tägliche Höchstmenge von15 Gramm Chiasamen für Erwachsene.

Goji, Acai und Co. – wie gesund ist Superfood?

Getrocknete Goji-Beeren werden Frauen gerne als Anti-Aging Superwaffe empfohlen. Die EFSA hat hier jedoch keinen signifikanten Zusammenhang feststellen können. Auch der vielseits angepriesene hohe Vitamin C-Gehalt der Beeren ist nicht vergleichbar mit frischem Beerenobst, allen voran schwarzen Johannisbeeren. Denn sie sind echte Vitamin C-Bomben.

Acai sind die Früchte der Kohlpalme und reich an Calcium, Vitaminen und Antioxidantien. Ein besonderer Hype besteht hierbei in Hollywood. Wo Stars und Sternchen auf die Kraft der Acai setzen. Doch heimische Blaubeeren erfüllen den gleichen Zweck wie die teure Superfrucht.

Die Samen der Cannabis sativa, also Hanfsamen, sind nahezu frei vom berauschenden Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Die Samen sind reich an Omega 3-und -6 Fettsäuren, Vitamin E, kleinen Mengen Eiweiß und Ballaststoffen. Doch Walnüsse oder ein bis zwei Portionen fetter Fisch wie Hering, Lachs oder Makrele erfüllen für den Körper den gleichen Zweck.

Ganz gleich welches Superfood es sein soll – die erste Wahl sind immer Bio-Produkte. Denn immer wieder gibt es Meldungen über die hohen Belastungen an Schadstoffen, wie Pestiziden. Allerdings blättert man für Bio-Varianten noch einmal Extra-Euros hin. Denn die Hersteller lassen sich dies einiges kosten.

Wie wäre es mit heimischem Superfood?

Warum in die Ferne schweifen, wenn gutes Superfood aus der Region oder Nachbarländern möglich ist?

  • Statt sämtlicher exotischer Beeren bieten sich heimisches Beerenobst, Kräuter und Nüsse an.
  • Das heimische Pendant zu Chia-Samen sind Leinsamen.
  • Maca-Wurzel-Extrakt oder Moringa-Blätter lassen sich beispielsweise durch Kräuter tauschen.
  • Statt kostspieligem Matcha lässt sich ein grüner Tee auch aus klassischem grünem Tee bereiten.

Es ist also gar nicht so schwer, exotisches Superfood gegen heimische, kulinarische Superstars auszutauschen. Das tut der Gesundheit, der Umwelt und dem Geldbeutel gut.

So lassen sich Superfoods gegen heimisches Superfood tauschen

Trend Superfood

Inhaltsstoffe z.B.

Natural Superfood

Acerola-Kirschen

Vitamin C

Sanddorn, Kohl, Beerenobst

Acai

Antioxidanzien, Calcium

Trauben, Beeren, Kräuter, Nüsse

Amaranth     

Magnesium,
B-Vitamine

Hafer, Weizen, Roggen, Getreideprodukte

Aronia Beeren

Beta-Carotin, Zink, Folsäure

Blaubeeren, Getreide, Karotten

Camu-Camu-Frucht

Vitamin C

Sanddorn, Kartoffeln, Beerenobst, Kohl

Chia-Samen

Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren

Leinsamen, Fisch, Pflanzenöle

Goji-Beeren

Vitamin C und E

Obst, Gemüse, Nüsse, Pflanzenöle, Kartoffeln

Maca-Wurzeln

Sekundäre Pflanzenstoffe

Gemüse, Obst, Kräuter

Moringa-Blätter

Calcium, Kalium

Kräuter, Trockenobst, Bananen

Shiitake-Pilze

Eisen, Kalium, Vitamin D

Champignons, Austernpilze, Nüsse

Spirulina

Jod, Magnesium

Fisch, Meeresfrüchte, Vollkornprodukte, Spinat

Weizengras

Sekundäre Pflanzenstoffe

Gemüse, Obst, Kräuter

×