Gereizte und trockene Augen
PTA-Fortbildung

Hilfe für gereizte Augen

Gerötete, gereizte Augen, die vielleicht auch noch brennen, jucken oder tränen – ein typischer Beratungsfall in der Apotheke. Welche Kundinnen und Kunden gehören zum Arzt? Welche Inhaltsstoffe wirken reizlindernd? Und wie empfehlen Sie bei der Fülle an Tränenersatz-Produkten das passende Präparat?

18 Minuten

Trockene Augen

Auch Trockenheit kann die Ursache für eine Konjunktivitis sein. Vorherrschende Symptome eines trockenen Auges sind in der Regel Jucken, Brennen und ein Fremdkörpergefühl im Auge. Sie können sich auch mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit, einem Stechen oder Druck in den Augen sowie geröteten Augen bemerkbar machen.

Trockene Augen sind häufig gerötet, da der gestörte Tränenfilm die gefäßlose Hornhaut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Gefäße der Bindehaut übernehmen jetzt die Versorgungsaufgabe, indem sie sich dafür weiten. Damit sorgen sie aber zugleich für rote, manchmal auch geschwollene Augen. Zudem entwickelt sich daraus schnell eine Konjunktivitis, da ein gestörter Tränenfilm nicht mehr in der Lage ist, Keime hinreichend abzutöten und Fremdkörper auszuschwemmen.

Oft stellt sich zudem reaktiv ein verstärkter Tränenfluss (paradoxer Tränenfluss) ein. Dieses Phänomen ist für viele Betroffene irritierend, erklärt sich aber über den Pathomechanismus trockener Augen.

  • Das Auge versucht, mit vermehrter Produktion von Tränenflüssigkeit die Trockenheit auszugleichen.
  • Da aber der Tränenfilm häufig nicht richtig zusammengesetzt ist – meist fehlen Lipide – bricht der Tränenfilm auseinander und die Augen beginnen zu tränen.

Das Auge wird dann nicht mehr ausreichend mit Tränenflüssigkeit benetzt, weshalb Ophthalmologen beim trockenen Auge auch von einer Benetzungsstörung der Augenoberfläche sprechen.

Schirmer-Test

Der in der Praxis häufigste und oft erste Test zur Diagnosesicherung eines trockenen Auges ist der Schirmer-Test. Er gibt Auskunft über die Menge des wässrigen Anteils der Tränensekretion. Dazu wird ein Stück Lackmuspapier in den unteren Bindehautsack gelegt und nach fünf Minuten abgelesen, wie weit das Filterpapier durch den Tränenfilm befeuchtet ist. Durch das Filterpapier wird das Auge zusätzlich gereizt und zu vermehrter Tränenproduktion angeregt.

Beim gesunden Auge sind circa zehn Millimeter und mehr benetzt und durch die alkalische Tränenflüssigkeit blau verfärbt. Werte unter fünf Millimeter sind typisch für ein trockenes Auge.

Zwei Formen

Das Fehlen der Tränenflüssigkeit beruht entweder auf einer zu geringen Produktion oder auf einer erhöhten Verdunstung von Tränenflüssigkeit. Ein Mangel an Tränenflüssigkeit aufgrund einer verringerten Tränenproduktion wird als hypovolämische Form bezeichnet. Kommt es zu einer zu starken Verdunstung der Tränenflüssigkeit bei normaler Tränensekretion, liegt eine hyperevaporative Form vor. Letzteres ist bei einer nicht intakten Lipidschicht im Tränenfilm der Fall.

Die hyperevaporative Form kommt mit etwa 60 bis 80 Prozent der Fälle deutlich häufiger vor als die erste Variante, unter der etwa 15 bis 20 Prozent der von trockenen Augen Betroffenen leiden. Häufig verursacht ein kombinierter Defekt das trockene Auge.

Zur Erinnerung: Der Tränenfilm

Der gesunde Tränenfilm besteht aus drei Schichten:

  1. einer äußeren Lipidschicht,
  2. einer mittleren wässrigen Schicht und
  3. einer inneren Schleimschicht, die auch Mucinschicht genannt wird.

Für die Stabilität des Tränenfilms ist die äußere Lipidschicht verantwortlich, die als schützender Abschlussfilm die Verdunstung der wässrigen Schicht verhindert. Ihre Lipide (vorwiegend Cholesterin, Triglyceride und Phospholipide) werden von den am inneren Rand des Augenlids sitzenden Meibom-Drüsen gebildet. Produzieren diese zu wenig Lipide, hat dies eine Störung der Lipidphase des Tränenfilms zur Folge.

Die Lipidphase geht in die mittlere wässrige Schicht über, die den größten Teil des Tränenfilms ausmacht. Sie wird von der Tränendrüse abgesondert und dient vor allem der Befeuchtung, der Nährstoffversorgung und der Immunabwehr.

Die dünne innere Mucinschicht liegt direkt auf der Augenoberfläche auf und sorgt für die Haftung des Tränenfilms an der Hornhaut. Ihre Mucine werden in den Becherzellen der Bindehaut gebildet.

Volkskrankheit mit vielen Ursachen

Trockene Augen sind weit verbreitet. Man geht davon aus, dass etwa 15 bis 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland unter einem Sicca-Syndrom leiden, so der medizinische Fachbegriff für die Erkrankung.

Mit zunehmendem Alter werden die Augen immer trockener. Vor allem sind Frauen während und nach den Wechseljahren betroffen. Dann verlieren nicht nur Haut und Schleimhäute an Feuchtigkeit. Durch den Östrogenmangel wird auch weniger Tränenflüssigkeit produziert. Zudem führt ein Rückgang der Androgene zu einer nachlassenden Aktivität der Meibom-Drüsen. Ist ihre Funktion gestört, beeinträchtigt das die Lipidschicht des Tränenfilms und begünstigt eine vermehrte Verdunstung der Tränenflüssigkeit.

Ebenso können Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis, Rosazea), Autoimmunkrankheiten wie das Sjögren-Syndrom oder Schilddrüsenfunktionsstörungen mit trockenen Augen einhergehen. Sie können aber auch ein Symptom anderer Augenerkrankungen oder Nebenwirkung verschiedener Arzneistoffe sein (z. B. Anticholinergika, Antihistaminika, Neuroleptika, Diuretika, Ovulationshemmer, Betablocker, Isotretinoin, trizyklische Antidepressiva).

Aber auch äußere Reize wie trockene Heizungsluft, Zigarettenrauch, Abgase, Klimaanlagen, intensive Sonneneinstrahlung oder häufiges und langes Tragen von Kontaktlinsen sorgen für trockene Augen. Typischerweise leiden auch Personen, die häufig am Bildschirm sitzen, unter einem Sicca-Syndrom. Das ständige konzentrierte Betrachten und Fokussieren von oft sehr kleinen Texten und Bildern auf Laptop, Handy oder Tablet führt zu einer herabgesetzten Lidschlag-Frequenz, wodurch die Augenoberfläche nicht mehr ausreichend benetzt wird und der Tränenfilm aufreißt.

Verstopfen und entzünden sich die Meibom-Drüsen, kann sich eine Lidrandentzündung, eine Blepharitis, entwickeln, bei der unter Umständen das ganze Oberlid anschwillt.

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