Hilfe für gereizte Augen
18 Minuten
- 1Konjunktivitis im Überblick
- 2Infektiös, nicht-infektiös, allergisch
- 3Sicca-Syndrom
- 4Trockene Augen behandeln
- 5Konjunktivitis behandeln
- 6Passendes Präparat wählen
- 7Lernerfolgskontrolle
01. August 2025
Infektiöse Konjunktivitis
Akute bakterielle Konjunktivitiden zeichnen sich meist durch einen eitrigen Ausfluss aus. Typischerweise sind die Lider morgens durch getrockneten Eiter verklebt, wobei anfangs meist nur ein Auge infiziert ist. Später sind bei einer derartig infektiösen Erkrankung oft beide Augen betroffen, da die Erreger leicht von einem Auge zum anderen durch Schmierinfektion übertragen werden.
Einige der bakteriellen Konjunktivitiden müssen immer vom Arzt antibiotisch behandelt werden, bevor die Erreger zu Dauerschäden oder gar zur Erblindung führen – zum Beispiel durch Chlamydien ausgelöste Infektionen. Andere infektiös bedingte Konjunktivitiden können selbstlimitierend verlaufen, sodass bei ihnen nicht immer verschreibungspflichtige Augentherapeutika erforderlich sind.
Die häufigeren viralen Bindehautentzündungen treten oft in Verbindung mit grippalen Infekten auf, also mit einer gleichzeitigen Reizung benachbarter Schleimhäute wie in Nase oder Hals. Zudem ist der in Nasennähe liegende Teile der Bindehaut am stärksten betroffen und erscheint meist samtig-dunkelrot.
Bestimmte Viren wie die Adenoviren sind sehr ansteckend und werden leicht durch Schmierinfektion auf Kontaktpersonen übertragen. In diesen Fällen spricht man von einer epidemischen Konjunktivitis. Auch wenn es keine spezifischen Therapeutika dagegen gibt, sollte der Augenarzt darauf schauen, um die Infektion von einer Herpesentzündung abzugrenzen. Unbehandelt sind Herpesviren in der Lage, eine Entzündung der Hornhaut (Keratitis dendritica) hervorzurufen. Diese kündigt sich zunächst als Konjunktivitis an und zieht später die Hornhaut in Mitleidenschaft.
Nicht-infektiöse Konjunktivitis
Von den infektiösen Konjunktivitiden sind die nicht-infektiösen Entzündungen der Bindehaut zu unterscheiden. Sie werden auch als Reizkonjunktivitis bezeichnet, da verschiedene Reize für die Augenprobleme verantwortlich sind, wie etwa
- Wind,
- Zugluft,
- Staub,
- Schmutz,
- kleine Fremdkörper,
- eine starke Beanspruchung der Augen durch Bildschirmarbeit,
- der Kontakt mit Chlorwasser im Schwimmbad,
- Übermüdung oder
- das Tragen von Kontaktlinsen.
Auch trockene Augen können Wegbereiter einer Konjunktivitis sein. Wird das Auge nicht ausreichend von Tränenflüssigkeit benetzt, kann sich durch die Reibung des Augapfels die Bindehaut entzünden. Je nach Auslöser können sich einseitig oder beidseitig Symptome einstellen.
Ebenso können Medikamente einen Reiz darstellen. Typisches Beispiel sind gefäßverengende Augentropfen, die im Volksmund als Weißmacher bezeichnet werden. Werden derartige Vasokonstriktiva längerfristig gebraucht, kommt es schließlich zu einem Abklingen der gefäßverengenden Wirkung, die mit einer immer stärker werdenden reaktiven Durchblutung der Bindehautgefäße einhergeht – ähnlich wie beim zu häufigen oder zu langen Gebrauch von abschwellenden Nasensprays.
Ein Teufelskreis entsteht, da die starke Rötung von den Betroffenen missgedeutet und mit dem noch häufigeren Gebrauch der Vasokonstriktiva beantwortet wird. Dann helfen nur noch ein konsequentes Weglassen der Präparate und längeres Abwarten, bis sich die Gefäße allmählich wieder normalisiert haben.
Allergische Konjunktivitis
Medikamente können auch eine Kontaktallergie am Auge auslösen (Allergie vom Spättyp oder der Typ-IV-Reaktion). Häufig sind konservierungsmittelhaltige Augentropfen dafür ursächlich verantwortlich. In diesen Fällen erhalten die Betroffenen zukünftig Einzeldosen (EDO) ohne Konservierungsmittel.
Klagen die Betroffenen über gereizte Augen während der Pollenflugzeit, ist es möglich, dass eine allergische Reaktion vom Sofort-Typ (Typ I) der Auslöser dafür ist. Pollenbedingte Beschwerden äußern sich streng saisonal; entsprechend der Blütezeit der auslösenden Pflanzen. Definitionsgemäß liegt dann eine saisonale allergische Konjunktivitis vor.
Es kann sich aber auch um ganzjährige Augenbeschwerden handeln, die auf Allergene zurückzuführen sind, denen man das ganze Jahr über ausgesetzt ist. Eine dauerhafte Problematik wird als perenniale (ganzjährige) Konjunktivitis bezeichnet. Die allergischen Symptome sind vermehrt in Innenräumen besonders zu Beginn und am Ende der Heizperiode stark ausgeprägt. Am häufigsten wird eine ganzjährige Konjunktivitis durch Milbenkot, Schimmelpilze oder Exkremente von Haustieren ausgelöst.
In der Regel zeigen sich dann die Symptome auf beiden Augen und ein quälender Juckreiz bestimmt das Krankheitsbild. Zudem reagiert zugleich häufig auch die Nase. Typische nasale Reaktionen sind Nasenjucken und eine laufende Nase, manchmal ist sie auch verstopft. Aufgrund des Symptomkomplexes an Auge und Nase spricht man bei einer allergischen Konjunktivitis korrekterweise immer von einer allergischen Rhinokonjunktivitis.
Zunächst mit Antihistaminika probieren
Am häufigsten kommen H1-Antihistaminika zum Einsatz, die über die Blockade von H1-Rezeptoren die allergische Sofortreaktion unterdrücken und die Spätreaktion vermindern. Auch wenn orale Antihistaminika von vielen Allergikern bevorzugt verwendet werden, sind sie bei Beschwerden rein am Auge weniger effektiv als die topischen Vertreter. Ihr rascher Wirkungseintritt spätestens nach 15 Minuten sowie ihre guten Effekte bei Augenbeschwerden sind anerkannte Vorteile der lokalen Anwendung.
In der Selbstmedikation kommen vor allem die Substanzen Azelastin und Levocabastin in Form von Augentropfen zur Anwendung. Zudem steht Ketotifen rezeptfrei zur Verfügung. Vorteil von Azelastin und Ketotifen ist ein zusätzlicher mastzellstabilisierender Effekt sowie eine entzündungshemmende Wirkkomponente am Auge. Allerdings können Azelastin-Zubereitungen einen bitteren Geschmack hervorrufen (Ketotifen nicht). Bei Levocabastin-haltigen Präparaten ist auf das notwendige Schütteln vor Applikation hinzuweisen.
Eine wirkungsvolle Therapieoption können auch nasale Glucocorticoide sein. Die entzündungshemmenden Substanzen können in geringen Mengen über den Tränen-Nasen-Gang (Ductus nasolacrimalis) von der Nase in die Augen gelangen und dort direkt in das allergische Entzündungsgeschehen eingreifen.
Rezeptfrei stehen Nasensprays mit Beclometason, Fluticason und Mometason zur Verfügung, wobei Mometason-haltige Varianten im Handverkauf die größte Rolle spielen. Die Substanz weist unter den freiverkäuflichen nasalen Glucocorticoiden nicht nur das geringste Risiko für systemische Nebenwirkungen auf. Zudem soll Mometason bei nasaler Applikation die drei Augensymptome Rötung, Jucken und Tränen am besten lindern.
Da corticoidhaltige Nasensprays als Suspension vorliegen, müssen auch sie vor Applikation immer gut geschüttelt werden.










