Hand mit blauem Einweghandschuh hält ein Fläschchen auf dessen weißem Etikett Alzheimer steht.© angelp / iStock / Getty Images Plus
Lecanemab ist ein Antikörper für die Behandlung der frühen Alzheimer-Erkrankung. Es kann den demenziellen Verfall zwar nicht vollständig stoppen, wohl aber verzögern.

Durchbruch

ERSTES MEDIKAMENT GEGEN ALZHEIMER, DAS URSÄCHLICH WIRKT

Es ist der große Traum, seit es diese Krankheit gibt: ein Medikament zu finden, das das Fortschreiten von Alzheimer aufhält. Jetzt ist in den USA erstmals der Wirkstoff Lecanemab zugelassen worden. Er behindert die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn.

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Vorweggesagt: Lecanemab, vertrieben unter dem Handelsnamen Leqembi®, kann Alzheimer nicht stoppen, aber es kann die demenzielle Erkrankung zumindest verzögern und damit den kognitiven Verfall verringern. „Diese Behandlung kann, auch wenn sie kein Heilmittel ist, den Menschen mehr Zeit geben ihre Unabhängigkeit zu bewahren und Dinge zu tun, die sie gern tun“, erklärte die Präsidentin des amerikanischen Alzheimer-Verbandes, Joanne Pike.

Pike macht den Nutzen des Medikaments weiter deutlich: „Dies gibt Menschen mehr Monate, in denen sie ihre Ehepartner, ihre Kinder und Enkel erkennen.“ Das ist mehr, als es anderen Medikamenten bisher möglich war. Diese steigern „nur“ die vorhandene Hirnleistung.

Wie wirkt Lecanemab?

Lecanemab hingegen wirkt auf Grundlage einer passiven Immunisierung. Es handelt sich um einen Antikörper gegen das für Alzheimer typische Beta-Amyloid-Peptid. Aus diesen Eiweiß-Plaques bestehen die Ablagerungen im Gehirn, die mit der Zerstörung der Nervenzellen in Verbindung gebracht werden.

Leqembi® ist für Patienten zugelassen, bei denen die Alzheimer-Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist. Es wird alle zwei Wochen intravenös gespritzt.

Studien zu Wirksamkeit und Verträglichkeit

Für die Studie, die der Zulassung voranging, haben sich knapp 1800 Probanden, die an Alzheimer erkrankt waren, zur Verfügung gestellt. Nach Auswertung der Daten kam heraus, dass Lecanemab bei ihnen die kognitiven Einbußen um 27 Prozent verzögert hatte.

Auf der Minusseite stehen mögliche schwere, aber sehr seltene Nebenwirkungen wie Ödeme und Blutungen im Gehirn.

Auf der Positivliste schlägt zu Buche, dass sich der verzögernde Effekt mit zunehmender Dauer der Wirkstoffeinnahme vergrößert. Das könnte auch heißen, dass eine Einnahme über den Zeitraum der bisher untersuchten 18 Monate hinaus die Wirksamkeit von Lecanemab noch erhöht – weitere Studien müssen das untersuchen.

Zulassung: Wichtig für Kostenübernahme
Im Januar war Leqembi® in den USA bereits vorläufig zugelassen worden, nun erfolgte die vollständige Zulassung. Deshalb übernimmt die öffentliche Krankenkasse Medicare jetzt 80 Prozent der Behandlungskosten. Diese beziffert der japanische Hersteller Eisai mit 26 500 Dollar (etwa 24380 Euro) pro Jahr. In den USA besteht, anders als in Deutschland, keine Pflicht zur Krankenversicherung. Medicare versichert Personen über 65 Jahre und schwer Vorerkrankte. Welchen Anteil an Behandlungen und Arzneimitteln eine eventuelle private oder berufliche Versicherung zahlt, ist vom individuellen Tarif abhängig.

Wie geht es weiter bei Alzheimer-Arzneimitteln?

Hersteller Eisai prüft derzeit die Zulassung von Lecanemab in der EU, in Großbritannien, Japan und China.

Auch der amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly arbeitet an einem Alzheimer-Medikament, das bei den Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn ansetzt. Im Frühling hatte das Unternehmen angekündigt, rasch weltweit die Zulassung zu beantragen.

Laut Weltgesundheitsorganisation leiden rund um den Globus mindestens etwa 30 Millionen Menschen an Alzheimer – in Deutschland sind ungefähr zwei Drittel der rund 1,8 Millionen Demenzkranken von Alzheimer betroffen.

Quellen:
https://www.n-tv.de/wissen/Alzheimer-Mittel-Leqembi-erhaelt-in-USA-gruenes-Licht-article24245243.html
https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/ban2401/#
https://www.info-usa.de/versicherung-usa/

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