Eine Tasse Kaffee und ein Löffel Kaffeepulver inmitten von Kaffeebohnen© nerudol / iStock / Getty Images Plus
Frisch gebrühter Kaffee ist nicht nur ein Genuss, sondern scheinbar auch gesund.

Alzheimer

KAFFEE FÜR DEN KOPF

Kaffee macht wach, schützt das Herz-Kreislaufsystem und senkt das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Eine Studie zeigt nun einen weiteren positiven Effekt des Heißgetränks: Es beugt der neurodegenerativen Alzheimer-Demenz vor.

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Obwohl es Kaffee erst seit etwa 400 Jahren in Europa gibt, widmen sich ihm zahlreiche Forschungsarbeiten. Kein Wunder, denn Kaffee enthält zahlreiche sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Antioxidanzien und Flavonoide. Im Fokus stehen dabei immer wieder die Methylxanthine Coffein, Theophyllin und Theobromin. Und um genau die geht es auch in einer neuen Studie der Universität des Saarlandes und der Hochschule für Gesundheit.

Bekannt ist bereits, dass Coffein und Co. die Blutfettwerte beeinflussen. Die Frage, die sich die Forschenden um Professor Dr. habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen, nun stellten, war: Inwiefern beeinflussen verschiedene Kaffeeinhaltsstoffe die Lipide, die an der Entstehung von Morbus Alzheimer beteiligt sind? Dazu untersuchten sie neben den natürlichen Substanzen Coffein, Theophyllin und Theobromin auch die synthetischen Derivate Propentofyllin und Pentoxifyllin sowie ihren Einfluss auf Nervenzell-Kulturen.

Kaffee zur Alzheimer-Prophylaxe?

Bereits in einer vorherigen Studie hatten Grimm und sein Team gezeigt, dass Methylxanthine sich positiv und schützend bei neurodegenerativen Erkrankungen auswirken. Sie verhindern, dass Amyloid-β-Peptide aus ihrem Vorläufer-Eiweißmolekül freigesetzt werden und aggregieren und somit auch, dass diese Peptide Plaques im Gehirn bilden. Methylxanthine könnten also Alzheimer-Erkrankungen vorbeugen oder ihren Verlauf mildern.


Amyloid-Plaques
Amyloid-β-Peptide werden aus einem größeren Vorläufer-Peptid freigesetzt, lagern sich zusammen und bilden typische Ablagerungen, sogenannte senile Plaques, im Gehirn. Bei gesunden Menschen bauen Enzyme diese Plaques wieder ab. Bei der Alzheimer-Erkrankung ist dieser Selbstschutz-Mechanismus jedoch gestört.

Verschiedene Kaffee-Inhaltsstoffe unterschiedlich wirksam

Die aktuelle Studie zeigt, dass sich Methylxanthine nicht nur, wie bereits bekannt, auf Cholesterin- und Triglyceridwerte in der Leber und im Blutserum auswirken, sondern auch mit anderen Lipiden, die wiederum mit Alzheimer in Zusammenhang stehen: Sphingomyelinen, Ceramiden, Phosphatidylcholin und Plasmalogenen in Neuroblastomzellen. Die einzelnen Substanzen wirkten sich dabei unterschiedlich auf die Lipide aus. „Diese Änderungen umfassen Abweichungen, die als vorteilhaft bekannt sind, aber es wurden auch nachteilige Auswirkungen auf die Alzheimer-Krankheit beobachtet“, schreiben die Studienautoren. Insbesondere Coffein wirkte sich positiv auf die untersuchten Zellkulturen aus.

Die Forschenden ziehen daher den Schluss, dass Methylxanthine sich durchaus vorbeugend und mildernd auf eine Alzheimer-Erkrankung auswirken können. Um die negativen Effekte einzelner Kaffeeinhaltsstoffe auszugleichen, empfehlen sie jedoch, Methylxanthine nicht allein einzusetzen, sondern sie mit einer lipidverändernden Diät zu kombinieren.

Quellen:
Grimm, M.O.W. et al.: „Methylxanthines Induce a Change in the AD/Neurodegeneration-Linked Lipid Profile in Neuroblastoma Cells“, International Journal of Molecular Sciences, 18. Februar 2022. 

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Informationsdienst Wissenschaft 

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