Husten, Asthma und COPD
PTA-Fortbildung

Asthma und COPD: Wenn die Luft wegbleibt

Aktuellen Studien zufolge sind Lungenkrankheiten wie Asthma und COPD weltweit die zweithäufigste Todesursache. Durch den modernen Lebenswandel, Umweltverschmutzung und Tabakkonsum wird die Zahl der Todesfälle laut WHO in den nächsten zwei Jahrzehnten weiter steigen. 

21 Minuten

Diagnostik – Anamnese, Untersuchungen, Labortests

Ein frühzeitiges Erkennen von Asthma ist wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Diagnose der Erkrankung kann komplex sein und erfordert oft eine Kombination verschiedener diagnostischer Methoden. 

Zu Beginn stehen Anamnese und die körperliche Untersuchung, die bestenfalls während eines asthmatischen Anfalls durchgeführt wird. Im Anamnesegespräch stehen Fragen zur Anfallshäufigkeit, ihrem zeitlichen Auftreten sowie nach Triggerfaktoren (Medikamente, Stress, Allergene usw.) im Vordergrund. Detaillierte Fragen zu den Symptomen, wie zum Beispiel Kurzatmigkeit, Husten, Engegefühl in der Brust und pfeifende Atemgeräusche helfen bei der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen. 

Eine körperliche Untersuchung, insbesondere das Abhören der Lunge mit einem Stethoskop (Auskultation), kann Hinweise auf verengte Atemwege geben. Weitere typische Befunde, speziell während eines Anfalls, sind eine verlängerte Ausatemphase mit charakteristischen Atemgeräuschen (Giemen, Brummen und Pfeifen). Herz- und Atemfrequenz sind dabei deutlich erhöht (Tachykardie und Tachypnoe). 

Manche Patienten entwickeln einen paradoxen Puls. Dabei steigt der Blutdruck während der Einatemphase nicht an, sondern fällt ab. Sind durch eine Überblähung der Lunge keine Atemgeräusche hörbar, spricht man von einem silent chest. Ein wichtiger Teil der Diagnostik ist die sogenannte Lungenfunktionsprüfung. Sie ermöglicht dem Arzt eine genaue Diagnosestellung und Abgrenzung zu anderen Atemwegserkrankungen. 

Im anfallsfreien Intervall kann mithilfe des sogenannten Methacholintests überprüft werden, ob eine bronchiale Hyperreagibilität vorliegt. Dafür muss der Patient eine definierte Menge Methacholin inhalieren, was zu einer Verengung der Bronchien führt. Leidet der Patient unter einer bronchialen Hyperreagibilität, so sinkt die Einsekundenkapazität deutlich ab. Der Atemwiderstand (Resistance) nimmt zu. 

Mithilfe einer Blutuntersuchung können bei einem Asthmaanfall die Blutgaswerte ermittelt werden. Hier zeigt sich meist eine respiratorische Partialinsuffizienz. Der Sauerstoffgehalt im Blut ist erniedrigt, der CO2-Wert normal bis erniedrigt. Zeigt das Labor einen Anstieg des Kohlendioxid­Partialdrucks (Hyperkapnie), kann dies ein Hinweis auf eine Erschöpfung der Atemmuskulatur sein. Dem Patienten droht ein Atemstillstand.  

Mit Röntgenuntersuchungen kann überprüft werden, ob bereits eine Lungenüberblähung vorliegt. Außerdem hilft sie, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. 

Allergietest

 Bei Verdacht auf ein allergisches Asthma wird stets eine Allergiediagnostik durchgeführt. Hierzu kann beispielsweise der sogenannte Pricktest (Hauttest) eingesetzt werden. Darüber hinaus findet man bei Patienten mit allergischem Asthma häufig einen erhöhten Wert der eosinophilen Granulozyten. 

Regelmäßige Kontrolle – Peak-­Flow-Meter und Tagebuch

Wurde die Diagnose Asthma bronchiale gestellt, ist eine regelmäßige Verlaufskontrolle beim Pneumologen erforderlich. Zusätzlich ist es sinnvoll, wenn Betroffene ein Asthmatagebuch führen. Darin können Anfälle, Symptome sowie die Ergebnisse der Peak­Flow-Messung eingetragen werden.  

Mit dem Peak-Flow-Meter kann der Patient selbstständig seine Atmung messen und so den Verlauf der Erkrankung überprüfen. Die Anwendung ist einfach, sodass eine Messung bereits für Kinder im Grundschulalter sicher durchführbar ist. Der Patient atmet zunächst maximal durch den geöffneten Mund ein. Danach setzt er das Gerät an den Mund und atmet so schnell und kräftig er kann in das Peak-Flow-Meter aus. Unter Berücksichtigung des Alters des Patienten lässt sich das Ergebnis in Liter pro Minute ablesen.

Peak-Flow-Messung erklärt:

Liegt das Ergebnis im grünen Bereich, kann der Patient seine Medikation und seine Alltagstätigkeiten wie gewohnt fortführen. Werte im gelben Bereich können eine vorübergehende Erhöhung der Medikamentengabe erforderlich machen. Der Patient sollte dazu Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt halten. Liegen die Ergebnisse im roten Bereich, ist umgehend ein Arzt aufzusuchen oder sogar ein Notarzt zu rufen. In der Regel erreichen Asthmatiker morgens die niedrigsten und abends die höchsten Werte. 

 Aus hygienischen Gründen ist es wichtig, das Mundstück des Peak-Flow-Meters nach jedem Gebrauch gründlich zu reinigen.

Asthmabehandlung nach Grad der Krankheitskontrolle

Bei der Therapie des Asthma bronchiale unterscheidet man zwei wesentliche Therapieansätze: die Akut- und die Dauertherapie. Während die Akuttherapie in der Regel zur Behandlung eines Asthmaanfalls eingesetzt wird, zielt die Dauermedikation darauf ab, die Symptomatik langfristig zu verbessern und Asthmaanfälle zu vermeiden oder ihre Häufigkeit zumindest zu reduzieren. 

Für die Auswahl der Medikamente spielt der Grad der Asthmakontrolle eine wichtige Rolle. Mithilfe der folgenden Fragen kann dieser vom behandelnden Arzt eingeschätzt werden:  

  • Wann treten die Symptome auf – tagsüber – nachts?  
  • Ist die körperliche Aktivität oder Leistungsfähigkeit eingeschränkt?  
  • Wie oft kommt es zum akuten Asthmaanfall?  
  • Werden bronchienerweiternde Medikamente benötigt?  
  • Welche Ergebnisse liefern die Peak­Flow- und Lungenfunktionsmessungen?  

Anschließend wird der Zustand des Patienten einem von drei Graden der Asthmakontrolle zugeordnet. Bei einer guten Kontrolle hat der Patient nur geringe Beschwerden und ist in seiner Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt. Die Lungenfunktion ist normal. Der Betroffene muss seine Bedarfsmedikamente nur selten nehmen. Folgende Parameter dienen der Einteilung in die weiteren Grade der Asthmakontrolle (beobachteter Zeitraum eine Woche):  

  • häufige Beschwerden, 
  • eingeschränkte Lungenfunktion, 
  • Leistungsfähigkeit deutlich verschlechtert, 
  • Bedarfsmedikamente werden benötigt. 

Von einer Teilkontrolle spricht man, wenn einer dieser Punkte zutrifft. Bei einer schlechten Asthmakontrolle hat der Betroffene mindestens drei Symptome des teilkontrollierten Asthmas.  

Stufenschema der Asthmamedikation

Abhängig vom Grad der Asthmakontrolle erfolgt die Behandlung nach einem festgelegten Stufenschema. Zeigt ein Patient innerhalb seiner Medikationsstufe eine gute Asthmakontrolle, wird diese Stufe beibehalten. Auch eine Reduktion der Medikation ist in einigen Fällen möglich. 

Zeigt die Medikation in der jeweiligen Stufe nur eine unzureichende Wirkung, sodass ein nur teilkontrolliertes Asthma vorliegt, kann eine Anpassung beziehungsweise Intensivierung der Therapie sinnvoll sein. Der Patient steigt dann in die nächsthöhere Stufe des Behandlungsschemas auf. Bei einer schlechten Asthmakontrolle muss die Therapie zwingend intensiviert werden. 

Generell unterscheidet man in der Asthmatherapie fünf Behandlungsstufen. 

  1. In der ersten Stufe erhält der Patient als Bedarfsmedikament für den Notfall ein kurzwirksames Beta-2-Sympathomimetikum wie Salbutamol oder Fenoterol. Eine Dauertherapie ist nicht notwendig. 
  2. In Stufe zwei erfolgt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis eines inhalativen Glucocorticoids wie Beclometason, Budesonid, Fluticason oder Mometason als Dauertherapie. 
  3. Stufe drei kombiniert ein langwirksames Beta-2-Sympathomimetikum (z. B. Formoterol) mit einem inhalativen Glucocorticoid in niedriger oder mittlerer Dosierung. 
  4. Zeigt die Therapie keinen ausreichenden Erfolg, wird die Dosis der Medikamente in der vierten Stufe erhöht und gegebenenfalls um die Medikamente Theophyllin oder Montelukast in oraler Form erweitert. Tiotropiumbromid ergänzt als Anticholinergikum die langwirksamen bronchienerweiternden Wirkstoffe wie beispielsweise Formoterol. 
  5. In der fünften Stufe können zusätzlich zu den Medikamenten der Stufe vier orale Glucocorticoide oder bei allergischem Asthma Anti-IgE-Antikörper wie Omalizumab gegeben werden. 

Wie gut ist eine Asthmatherapie verträglich?

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen bei Glucocorticoid-haltigen Sprays Heiserkeit, Husten, Pilzinfektionen im Mund (Mundsoor), Mundtrockenheit, Karies und Zahnverfärbungen. Die meisten unerwünschten Wirkungen können durch eine korrekte Durchführung des Inhalationsvorgangs mit anschließendem Ausspülen des Mundraumes verhindert werden. 

Die Anwendung von Beta-2-Sympathomimetika kann zu Tremor, Tachykardie, Schlafstörungen, Hyperglykämie sowie einem erniedrigten Kaliumspiegel (Hypokaliämie) führen. Bei der inhalativen Anwendung (und korrekter Dosierung) gelangt allerdings nur ein sehr geringer Wirkstoffteil ins Blut, der größte Anteil wirkt lokal in der Lunge. Daher ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Nebenwirkungen bei der inhalativen Anwendung von Beta-2-Sympathomimetika vergleichsweise gering. 

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