Asthma und COPD: Wenn die Luft wegbleibt
21 Minuten
- 1Einführung
- 2Asthma bronchiale
- 3Asthma kontrollieren
- 4COPD
- 5Richtig inhalieren
- 6Weitere Tipps
- 7Lernerfolgskontrolle
01. Dezember 2025
Krampf in den Bronchien – Asthma bronchiale
Asthma ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, bei der das Bronchialsystem hyperreagibel ist. Asthma tritt typischerweise anfallsartig auf und ist durch akute Atemnot gekennzeichnet.
In Deutschland haben schätzungsweise 4,2 Prozent der Bevölkerung Asthma. Neben der genetischen Veranlagung spielen weitere Auslöser wie zum Beispiel Allergien, Infekte und inhalative Reizstoffe eine wichtige Rolle bei der Entstehung. Sie lösen in den Bronchien chronische Entzündungsreaktionen aus, was langfristig zu einer bronchialen Hyperreagibilität führt.
Infolge der Entzündungsprozesse schwillt die Bronchialschleimhaut an, die Bronchialmuskulatur verkrampft sich. Es kommt zur Verengung der Bronchien, dem sogenannten Bronchospasmus. Betroffene verspüren vermehrt Probleme bei der Ausatmung, da die Luft nicht ungehindert entweichen kann. Schlimmstenfalls droht die Überblähung der Lunge.
Drüsen der Bronchialschleimhaut produzieren zusätzlich zähen Schleim. Dieser kann durch die Verengung nur schwer abgehustet werden und bildet somit einen idealen Nährboden für Krankheitserreger, welche wiederum zu Entzündungsprozessen führen. Ein Teufelskreis beginnt.
Asthmaanfälle treten oft nachts oder in den frühen Morgenstunden auf. Auch wenn Betroffene bestimmten Triggerfaktoren ausgesetzt werden, können solche Asthmaanfälle auftreten. Diese sind durch folgende Symptome gekennzeichnet:
- Dyspnoe, plötzliche und anfallsartige Atemnot,
- Husten – meist trockener Reizhusten,
- Atemgeräusche beim Ausatmen wie Pfeifen (Stridor), Giemen oder Brummen,
- ein Engegefühl in der Brust,
- die Herzfrequenz ist im Asthmaanfall deutlich erhöht (Tachykardie),
- die Sauerstoffsättigung kann unter die Norm fallen.
Oftmals sind die Patienten ängstlich und versuchen die Atemnot durch schnelles Atmen zu kompensieren, was zu einer Hyperventilation und zur Überblähung der Lunge führen kann.
Techniken während eines Asthmaanfalls
Um die Atmung zu erleichtern, stützen Betroffene den Oberkörper auf und sitzen leicht nach vorne gebeugt. So kann die Atemhilfsmuskulatur – das sind verschiedene Muskeln im Brust- und Bauchraum – das Ein- und Ausatmen unterstützen. Auch der Einsatz der Lippenbremse kann helfen, die Symptome zu verbessern. Dabei atmen die Patienten langsam durch die nahezu zusammengepressten Lippen aus. Durch diese Technik erhöht sich der Druck in den Atemwegen. Sie bleiben während der Ausatmung länger geöffnet, wodurch die Lunge nicht gebläht wird.
Extrinsisch versus intrinsisch
Generell lässt sich Asthma in zwei Hauptformen differenzieren, wobei die meisten Asthmatiker im Laufe ihres Lebens eine Mischform entwickeln. Allergisches Asthma beginnt meist im Kindesalter. Da die krankheitsauslösenden Faktoren den Körper von außen angreifen, wird es auch als extrinsisches Asthma bezeichnet. Diese Form des Asthmas besitzt eine hohe erbliche Komponente. So steigt das Risiko für ein Neugeborenes um 30 Prozent, wenn ein Elternteil unter Asthma leidet. Sind beide Elternteile betroffen, steigt das Erkrankungsrisiko des Kindes sogar auf 60 Prozent. Die betroffenen Kinder haben oftmals auch weitere Erkrankungen des atopischen Formenkreises, wie Heuschnupfen oder Neurodermitis.
Die Genetik allein reicht allerdings nicht, damit die Krankheit ausbricht. Zusätzlich zur erblichen Veranlagung müssen bestimmte Umweltfaktoren auf den Organismus einwirken. Zu den klassischen Allergenen zählen
- Pollen,
- Hausstaub,
- Tierhaare,
- aber auch Nahrungsmittel und Chemikalien können die Ursache für ein extrinsisches Asthma sein.
Durch den Allergenkontakt bildet der Körper spezifische IgE-Antikörper. Daraufhin setzen die Mastzellen verschiedene Mediatoren wie Histamin, Leukotriene und Prostaglandine frei. Diese sind in der Lage, innerhalb weniger Minuten eine allergische Sofortreaktion in Form eines Bronchospasmus auszulösen. Es kommt zum Asthmaanfall. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen entwickeln sich Stunden nach dem Anfall entzündliche Spätreaktionen.
Das nicht allergische, intrinsische Asthma entwickelt sich meist erst im Erwachsenenalter. Die auslösenden Reize sind dabei weniger spezifisch als beim extrinsischen Asthma und lassen sich nicht immer bestimmen. Studien belegen jedoch einen Zusammenhang zwischen Virusinfekten der Atemwege und der Entstehung von Asthmaanfällen (sogenanntes Infekt-Asthma). Auch kalte oder verschmutze Luft, psychische Belastung sowie körperliche Anstrengung können einen Anfall auslösen oder die Symptome verschlimmern.
Bei der Einnahme von Arzneimitteln sollten Asthmapatienten ebenfalls vorsichtig sein. Verschiedene Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika (v. a. Acetylsalicylsäure) oder Betablocker können für Asthmatiker aufgrund ihres anfallsauslösenden Potenzials kontraindiziert sein.
Status asthmaticus – eine ernste Komplikation
Ein Asthmaanfall ist nicht zwingend ein Fall für den Arzt. Patienten, die schon länger an Asthma leiden, Medikamente für den Notfall und Kenntnis über atemerleichternde Maßnahmen haben, benötigen oftmals keine weitere medizinische Unterstützung. Dennoch sind Komplikationen jederzeit möglich.
Der Status asthmaticus stellt solch eine ernstzunehmende Akutkomplikation dar. Es handelt sich dabei um eine extreme Form der Asthma-Exazerbation, die über Stunden oder Tage andauert und auf die übliche Asthma-Behandlung meist nicht anspricht. Der Zustand der Betroffenen ist potenziell lebensbedrohlich und erfordert zwingend eine Behandlung und Überwachung im Krankenhaus.
Als Leitsymptomatik zeigt sich
- anhaltende, schwere Atemnot,
- ein unzureichender Sauerstoffgehalt (Hypoxämie)
- und eine erhöhte Kohlendioxidkonzentration im Blut (Hyperkapnie).
Letztere kann mittelfristig zu einer sekundären respiratorischen Insuffizienz führen. Auch die Herz- und Atemfrequenzen steigen an. Die Betroffenen zeigen aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung Anzeichen einer Zyanose, wodurch Lippen, Fingernägel und Gesichtshaut bläulich verfärbt sind.
Bei der Behandlung kommen neben antientzündlichen und Bronchien-erweiternden Medikamenten auch die Gabe von Sauerstoff sowie eine intensivmedizinische Behandlung zum Einsatz. In besonders schweren Fällen kann eine nicht-invasive Beatmung oder eine endotracheale Intubation und maschinelle Beatmung erforderlich sein.
Unbehandeltes Asthma: weitere Komplikationen
Auch wenn Asthmapatienten über einen längeren Zeitraum unzureichend behandelt werden, kann es zu Komplikationen kommen. Infolge der chronischen Entzündung ist eine dauerhafte Atemwegsobstruktion möglich. Bei dieser Form halten die Symptome lange an oder bilden sich nur teilweise zurück. Dadurch entwickeln die meisten Patienten langfristig eine chronisch-respiratorische Insuffizienz, eine pulmonale Hypertonie oder ein Lungenemphysem.











