Eine Darstellung von Antikörpern, die an ein Virus andocken.
Wissenschaftler stellten sich die wichtige Frage: Wenn man an COVID-19 erkrankt war, wie lange schützt das Immunsystem dann vor einer Neuinfektion? © urfinguss / iStock / Getty Images Plus

Studie | Immunität

ACHT MONATE GESCHÜTZT

Alle Hoffnungen ruhen auf der Impfung gegen COVID-19. Doch wie lange hält eigentlich der Immunschutz? Erstmals liefert eine US-Studie ermutigende Daten: Demnach sind bei den meisten Patienten auch acht Monate nach einer überstandenen Infektion wichtige Komponenten des Immungedächtnisses nachweisbar.

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Alles kommt auf die Gedächtniszellen an. Zwar besteht die wirksamste Waffe gegen COVID-19 in spezifischen Antikörpern, die der Körper nach Eindringen des Virus bildet, jedoch „ lässt sich ein erfolgreicher Schutz gegen das Erkranken oder Sterben auch durch mehrere andere Formen des Immungedächtnisses erreichen“, erklären Jennifer Dan vom La Jolla Institute for Immunology und ihre Kollegen.

Immungedächtnis
Spezielle Zellen – die B-Gedächtniszellen – bewahren nämlich die „Bauanleitung“ für die virenspezifischen Antikörper. So ermöglichen sie es, bei erneutem Virenkontakt schnell große Mengen dieser Antikörper zu produzieren. CD4+- und CD8+-T-Gedächtniszellen merken sich ebenfalls bestimmte Proteine oder Proteinteile des Virus. Siefördern bei einer Zweitinfektion unter anderem die Aktivierung von T-Killerzellen und von T-Helferzellen, die antivirale Botenstoffe freisetzen. Im Idealfall bleiben diese Gedächtniszellen über Jahre erhalten.

…und bei COVID-19?
Ob dies aber auch bei SARS-CoV-2 der Fall ist, was bislang unklar. So deutete manches darauf hin, dass einige genesene COVID-Patienten schon nach kurzer Zeit kaum noch neutralisierende Antikörper im Blut haben – und es hatte auch Fälle gegeben, wonach sich Menschen erneut mit dem Coronavirus angesteckt hatten. Dies hätte im Extremfall bedeuten können, dass eine Corona-Schutzimpfung regelmäßig wiederholt werden muss.

Für die Immunschutz-Studie nahmen die Wissenschaftler Blutproben von Menschen, die eine COVID-Infektion unterschiedlicher Schwere durchgemacht hatten: Einige hatten kaum Symptome, andere wurden intensivmedizinisch behandelt. Man ermittelte in den Proben den Gehalt

  • an spezifischen Antikörpern,
  • B-Gedächtniszellen,
  • CD4+-T-Zellen
  • und von CD8+-T- Zellen.

Es sei die umfangreichste je durchgeführte Studie, die alle vier Komponenten untersucht hat, sagt Co-Autor Alessandro Sette von der University of California in San Diego.

Monatelang nachweisbar
Das Ergebnis: 95 Prozent der Patienten trugen noch fünf bis acht Monate nach der überstandenen Infektion mindestens drei Komponenten des Immungedächtnisses gegen COVID-19 in sich. Die Menge der neutralisierenden Antikörper nahm zwar bei den meisten Probanden über die Zeit langsam ab und bei einigen waren die virusspezifischen Immunglobulin-G-Antikörper nach knapp drei Monaten nur noch in geringen Mengen nachweisbar.

Insgesamt aber wurden 90 Prozent der Patienten auch nach sechs bis acht Monaten noch positiv auf neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 getestet. Auch die Abwehr- und Gedächtniszellen bleiben größtenteils lange erhalten. Die B-Gedächtniszellen nahmen sogar weiter zu und blieben auch nach vier Monaten auf einem hohen Niveau. Als ähnlich langlebig erwiesen sich auch die CD4+-T-Gedächtniszellen. Nur die virusspezifischen CD8+-T-Zellen schwächelten; nach einem Monat waren sie nur noch bei 70 Prozent der Teilnehmer nachweisbar, nach sechs Monaten nur noch bei der Hälfte.

95 Prozent trugen fünf bis acht Monate nach der Infektion noch drei der vier Immungedächtnis-Bestandteile.
90 Prozent hatten noch neutralisierende Antikörper.

Nach Ansicht der Forscher sprechen die Ergebnisse der Studie dafür, dass der Impfschutz gegen SARS-CoV-2 mindestens sechs bis acht Monate anhält. „Es gibt eine gute Chance, dass Menschen für diese Zeit und wahrscheinlich darüber hinaus geschützt sind – zumindest gegen schwere Verläufe von COVID-19“, resümiert Dans Kollege Shane Crotty.

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: wissenschaft.de

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