Mann betrachtet seine Geheimratsecken vor dem Spiegel© LightFieldStudios / iStock / Getty Images Plus
Haarausfall ist ein Problem, das längst nicht nur Männer betrifft. Auch viele Frauen leiden unter dünner werdendem Haar. Was dann hilft.

Alopezie

KUNDEN MIT HAARAUSFALL EFFEKTIV BERATEN

Schönes dichtes, glänzendes Haar ist immer auch ein Schönheitsattribut. Wie können wir es gesund erhalten – und was tun wir, wenn die Haare spröde werden, wenn die Schuppen rieseln oder die Haare gar ausfallen?

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Der Markt für Haarprodukte ist riesig: Shampoos, Spülungen, Conditioner, Färbemittel füllen in großer Anzahl die Regale von Supermärkten und Drogerien. In den Apotheken finden sich hingegen meist spezielle Pflegeprodukte für Problemhaar: Die Palette reicht von empfindlicher Kopfhaut über trockenes Haar bis hin zu Schuppen. Ein ganz großes Thema ist auch der Haarausfall.

Gerade Frauen empfinden das Dünnerwerden des Haupthaares als ästhetischen Makel und tun viel dafür, den Prozess aufzuhalten. Aber auch für Männer kann die beginnende Platte auf dem Hinterkopf ein Problem bedeuten. Denn dichtes, kräftiges Haar steht auch immer für Vitalität, Attraktivität, Jugend und Gesundheit und dient unbewusst für andere als Einschätzung.

Haare sind äußerst reißfest

Das menschliche Haar – obwohl es letztlich aus toten, verhornten Zellen besteht - ist im Ursprung lebendig. Es wird aus einer Haarwurzel gebildet, die im Haarfollikel, einer bindegewebigen Hülle in der Lederhaut steckt.

Nüchtern betrachtet, ist ein Haar nichts weiter als ein langer Hornfaden, der überwiegend aus Keratin besteht, einer Zusammenballung wasserlöslicher Faserproteine, die durch ihre Anordnung außerordentlich fest und widerstandsfähig sind. Auch Fingernägel, Pferdehufe und Widderhörner bestehen aus Keratin. Die Substanz hat sich als äußerst langlebig erwiesen – selbst in ägyptischen Gräbern wurde nahezu intaktes Haar gefunden.

Das Haar baut sich aus Cuticula (äußere Schuppenschicht), Cortex (Faserschicht) und Medulla (Haarmark) auf. Das Mark besteht aus eng aneinandergereihten, kubisch geformten Zellen und ist von einem Mantel aus langgestreckten, spindelförmigen Zellen umgeben, der Cortexschicht. Die wiederum besteht aus einer großen Zahl feinster Keratinfasern, den Fibrillen, verbunden mit einer Art Kittsubstanz, die zusammen mit einer zusätzlichen, mechanischen Verdrillung die erstaunliche Festigkeit eines Haares herstellen – reißt man sich ein Haar aus, bricht es nicht etwa ab, sondern es kommt oft mit der Wurzel heraus.

Diese innere Faserschicht wiederum wird von der Cuticula, einer empfindlichen Schutzschicht überzogen. Ihr Zustand entscheidet, ob das Haar geschmeidig-glänzend oder spröde und stumpf erscheint. Unter dem Mikroskop sieht man flache, übereinandergreifende Zellen, deren dachziegelartige Anordnung an einen Tannenzapfen oder Fischschuppen erinnert. Bei gesundem Haar liegt die Schuppenschicht flach an und ergibt so eine glatte, durchscheinende Oberfläche, die das Licht optimal reflektiert.

Kopfschuppen – was steckt dahinter?

Besonders auf dunklen Kragen entdeckt man sie sofort: Schuppen. Sie lassen sich auch durch eine regelmäßige Haarwäsche nicht vertreiben und kehren immer wieder. Das kann verschiedene Ursachen haben: Die Gewöhnlichen Kopfschuppen (Pityriasis simplex capitis) entstehen einfach durch eine Überproduktion von Hornzellen. Die wird ausgelöst durch kleine, mit bloßem Auge nicht sichtbare Entzündungsherde der Kopfhaut. Ursache sind Pilze oder Bakterien, eventuell gefördert durch vermehrten Talgfluss (Seborrhoe). Durch die Entzündung reifen die Hornzellen nur unvollständig aus, verklumpen sich zu größeren Zellverbänden und fallen dann ab.

Im Gegensatz dazu steht das Seborrhoische Kopfekzem, ausgelöst durch den Hefepilz Malassezia furfur, der auch noch für andere unschöne Hauterkrankungen wie die Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor) verantwortlich ist. Malassezia sorgt für erheblichen Juckreiz auf dem Kopf und sollte mit einem Imidazol-Antimykotikum wie Ketoconazol bekämpft werden. Das gibt es als Shampoo in der Apotheke. Auch Octopirox ist ein solcher Wirkstoff. Als wirksam hat sich auch Selendisulfid erwiesen. Die Zubereitungen sind zur Anwendung seborrhoischer Zustände auf der Kopfhaut geeignet; sie dürfen allerdings nicht auf verletzter oder entzündeter Haut aufgebracht und sollten nur periodisch angewendet werden.

Wichtig: Das Shampoo muss sehr sorgfältig ausgespült werden, da es sonst zu Haarverfärbungen kommen kann. Keratolytisch, antimikrobiell und zytostatisch wirken auch kolloider Schwefel, Alkalipolythionate, Thiokohlensäurederivate, Zimnkpyrithion und Salicylsäure. Damit werden entstandene Kopfschuppen abgelöst, die Zellneubildungsrate gesenkt und das Zusammenbacken der abgeschilferten Hornzellen zu Schuppen verhindert. Zur Vorbeugung können auch Shampoos mit Teebaumöl benutzt werden, das wegen seines hohen Terpengehaltes fungizid und antiseptisch wirkt.

Wie die Farbe ins Haar kommt

Unsere Haarfarbe wird durch die Eigenfarbe der Hornsubstanz sowie durch Haarpigmente – Melanine – im Mark und in der Faserschicht bestimmt. Dabei ist Eumelanin für Töne von Braun bis Schwarz verantwortlich, Phäomelanin für Blond bis Rot. Die Haarfarbe von Menschen mit Albinismus erscheint durch das völlige Fehlen von Melanin als weißblond.

Mit zunehmendem Alter lässt die Pigmentbildung nach und die Haarsubstanz wird brüchig, sodass sich Luftbläschen zwischen den Zellen einlagern können: Dann sehen die Haare durch die Reflexion weiß aus. Grau erscheinen sie hingegen, wenn weiße und normal pigmentierte Haare nebeneinanderstehen; entgegen der Annahme gibt es also „graue Haare“ nicht. Und gelb erscheinen sie, wenn auf diese weißen Haare viel Sonne fällt: Dem UV-Licht fehlt dann der natürliche UV-Absorber Melanin.

Haare wachsen jahrelang ohne Pause

Das Wachstum der Haare erfolgt in drei Phasen: Der Wachstumsphase (Anagenphase), der Übergangsphase (Katagenphase) sowie der Ruhephase (Telogenphase). Während der durchschnittlich sechs bis acht, in Ausnahmefällen bis zu zehn Jahre dauernden Anagenphase produziert die Haarwurzel laufend Zellen. Melanozyten geben dabei ihre Pigmente an das entstehende Haar ab. Die keratinreichen Hornzellen wandern dann nach oben und bilden dabei den Haarschaft, der sich innerhalb des Follikels zur Hautoberfläche schiebt.

Gegen Ende ihres Lebens wechselt die Haarwurzel in die Übergangsphase, die etwa zwei Wochen dauert und in der sich der Follikel zurückbildet. Die Zellteilung kommt zum Erliegen, das Haar löst sich ab, verkümmert und wird in Richtung Kopfhautoberfläche verschoben.

Die anschließende Telogenphase dauert zwei bis vier Monate. In dieser Zeit ruht der Stoffwechsel. Danach fällt das Haar aus. Gottseidank aber nicht alle auf einmal: Der überwiegende Teil, 85 Prozent, befindet sich stets in der aktiven Wachstumsphase (Anagen), 14 Prozent sind in der Ruhephase (Telogen).

Durch die Bestimmung dieses Anteils kann man den Verdacht auf strukturelle Schädigungen oder überproportionalen Haarausfall belegen: Dazu wird ein Trichogramm (Haarwurzelanalyse) angelegt. Nachdem die Haare drei Tage lang nicht gewaschen und nur vorsichtig gekämmt wurden, werden mit einer Pinzette 50 bis 100 Haare ausgezupft und unter dem Mikroskop anschließend die Haarwurzeln nach Wachstumsphasen beurteilt. Moderner und ohne schmerzhaftes Auszupfen geht das über den Computer: In einem kleinen Areal auf dem Kopf werden die Haare gekürzt und nach zwei Tagen überprüft eine Kamera, wie viele Haare ein Stück gewachsen sind. So kann man diese zweifelsfrei den Anagenhaaren zuordnen.

Das Haar in Zahlen Wir alle haben (oder hatten) durchschnittlich 150 000 Haare auf dem Kopf. Wobei das nur für blonde Menschen zutrifft – Schwarzhaarige bringen es auf rund 110 000, Brünette auf 100 000 und Rothaarige „nur“ auf 75 000. Am gesamten Körper beträgt die durchschnittliche Haaranzahl hingegen 500 000. Ein Haar wächst 0,1 bis 0,5 Millimeter pro Tag, unabhängig davon, ob es geschnitten wird oder nicht. Pro Tag verlieren wir 60 bis 100 Stück davon. Die Haarwurzel lebt ca. sechs bis acht Jahre. Dadurch ist die durchschnittliche maximale Länge eines Haares begrenzt, sie beträgt etwa einen Meter, dann fällt das Haar aus (wobei Ausnahmen die Regel bestätigen). Die Zugfestigkeit eines Haares beträgt übrigens 200 Newton pro Quadratmillimeter.

Wenn der Rhythmus durcheinanderkommt

Übrigens: Während sich bei Tieren alle Haare des Pelzes gleichzeitig im Wachstum oder im Ruhestadium befinden (Fellwechsel), ist das beim Menschen anders: Hier agieren alle Haarfollikel vollkommen unabhängig voneinander. Es gibt also ständig junge und alte Haare auf dem Kopf. Aber die sind beeinflussbar: Medikamente oder sogar die Jahreszeiten können den regelmäßigen Wachstumsrhythmus durcheinanderbringen und so einen spürbar stärkeren Haarausfall auslösen.

Auch nach einer Geburt sorgt die plötzliche hormonelle Umstellung dafür, dass viele Haare auf einmal von der Anagen- in die Telogenphase versetzt werden und schließlich nach zwei bis vier Monaten ausfallen. Der Abfall des Östrogenspiegels bewirkt, dass dies besonders im Bereich des Haaransatzes und an den Schläfen passiert; das kann durchaus einmal ein Vierteljahr dauern. Danach wachsen die Haare aber in der Regel ganz normal nach.

Im Alter nimmt dann die Haardichte am Kopf bei den meisten Menschen ab. Dafür wird sie im Ohr, in der Nase und in den Augenbrauen größer. Bei Männern gibt es eine sichtbare Verminderung des Haupthaares; Frauen wächst vermehrt ein kleiner Oberlippenbart.

Effluvium und Alopezie

Der Mensch verliert täglich zahlreiche Kopfhaare, das ist ganz normal und führt zu keiner sichtbaren Lichtung. Wie Friseure bestätigen, neigen viele Menschen zudem zu einem periodisch verstärkten Haarausfall, besonders im Frühjahr und im Herbst. Beruhigenderweise wachsen dann aber genauso viele nach.

Androgenetischer Haarausfall (Alopecia androgenetica oder androgenetische Alopezie (AGA)) ist eine normale Begleiterscheinung des Älterwerdens. Etwa 70 bis 80 Prozent der Männer sind davon betroffen und 40 bis 50 Prozent der Frauen. Bei Männern weicht dann die Stirn-Haar-Grenze an den Schläfen zurück („Geheimratsecken“), das Haar wird schütter und es kann die sogenannte Tonsurglatze am Hinterkopf entstehen.

Bei Frauen nach der Menopause beginnt AGA im Scheitelbereich mit einer Ausdünnung des Haarwuchses. Allgemein nehmen beim weiblichen Geschlecht Haarqualität und Volumen ab. Diese Art Haarverlust führt aber nicht zur vollständigen Kahlheit. Wenn Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren, mit Aromatasehemmern behandelt werden, können bereits jüngere Frauen einen androgenetischen Haarausfall erleiden.

Schon Hippokrates kannte kreisrunden Haarausfall

Die androgenetische Alopezie beruht auf einer meist erblich bedingten Überempfindlichkeit der Haarwurzel auf das Steroidhormon Dihydrotestosteron. Wegen des verstärkten Androgen-Einflusses stellen die Haarfollikel ihre Aktivität langsam ein – und zwar vor der Zeit. Der Follikel verkleinert sich und erzeugt nur noch feine und dünne Haare bis hin zum Flaum, der am Ende dann ausfällt.

Unter der Alopecia areata, dem kreisrunden Haarausfall, versteht man einen runden, lokal begrenzten Haarausfall, den bereits Hippokrates (460-370 v. Chr.) beschrieb. Es handelt sich hier um eine Autoimmunerkrankung. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen kommt es innerhalb von sechs Monaten zu einer Spontanremission; nach einem Jahr ist meist jeder zweite Patient erscheinungsfrei. Mit einem Rezidiv in den nachfolgenden Jahren muss jedoch gerechnet werden.

Unter der diffusen Alopezie (auch: telogenes Effluvium) versteht man den Zustand, dass die Haare vom gesamten Kopf abfallen. Meist sind Frauen davon betroffen.

Die Gründe für diffusen Alopezie sind vielfältig:
+
 Hormonschwankungen
+ Schilddrüsenerkrankungen
+ Eisen- oder Zinkmangel
+ einseitige Ernährung
+ Infektionen
+ Stress

Das gegen ADHS oder Narkolepsie eingesetzte Medikament Methylphenidat kann ebenfalls zu Haarausfall beitragen; ebenso wie die Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus oder Morbus Crohn sowie Anorexie (Bulimie), die ja eine Form der Mangelernährung ist, aber auch eine Anämie. Ein bekannter Haarräuber ist auch das sehr giftige Metall Thallium, das bereits in Mengen unter einem Gramm einen totalen Haarausfall verursachen kann. Schließlich können blutgerinnungshemmende Medikamente in hoher Dosierung, Beta-Blocker, Retinoide, Thyreostatika, Gestagene und Statine Effluvien auslösen.

Bei einer Chemotherapie können die Zytostatika die Haarfollikel so sehr stören, dass der Keratinfaden bereits in der Haarwurzel bricht. Nach zwei bis drei Wochen ist das Haar an der äußeren Kopfhaut angekommen, sodass es dann so aussieht, als wenn dem Patienten die Haare „büschelweise“ ausfallen. Dabei kommt es eigentlich nur zum einem massiven, massenhaften Abbrechen. Die Haare wachsen jedoch fast immer nach, da es normalerweise zu keiner bleibenden Schädigung der Haarwurzeln kommt.

Was tun, wenn zu viele Haare ausfallen?

Der Behandlungsstandard in der Therapie von androgenetischer Alopezie ist der rezeptfreie Wirkstoff Minoxidil (topisch). Er kann den Haarausfall zuverlässig stoppen und eine höhere Haardichte erzeugen, muss allerdings konsequent zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Männer bringen dazu zweimal täglich eine fünfprozentige Lösung oder fünfprozentigen Schaum auf die Kopfhaut auf; für Frauen wird eine zweiprozentige Lösung zur zweimal täglichen Anwendung und ein fünfprozentiger Schaum zur einmal täglichen Anwendung angeboten.

Minoxidil wurde einstmals als Antihypertensivum (in Tablettenform) erfunden. Da als Nebenwirkung ein verstärkter Haarwuchs auftrat, veränderte man die Applikationsform: Als Creme oder Lösung topisch angewendet, senkt es nun primär nicht mehr den Blutdruck, sondern sorgt lediglich dafür, dass die Haarwurzel besser durchblutet wird. Follikelgröße und der Durchmesser des Haarschaftes nehmen unter der Behandlung zu und die Wachstumsphase wird verlängert.

Bei der Anwendung von Minoxidil muss man allerdings Geduld haben, da das Haar ja nur 0,3 Millimeter am Tag wächst: Zu Beginn schiebt das kräftig nachwachsende Haar das locker sitzende Telogen-Haar langsam heraus, so dass es zwei bis sechs Wochen nach Behandlungsbeginn zu sogenannten „Shedding“-Effekt kommen kann: Die alten, nicht mehr aktiven Haare werden aus der Kopfhaut herausgeschoben und das Haar wirkt insgesamt dünner.

Shedding ist also ein Beweis für die Wirksamkeit.

Es ist wichtig, Anwender darauf hinzuweisen, ansonsten brechen sie die Therapie vielleicht ab. Ein sichtbares Ergebnis kann erst nach zehn bis zwölf Wochen möglich sein, wenn die neuen, kräftigen Haare an der Oberfläche erscheinen. Das ist dann allerdings fast immer positiv: Studien belegen eine 90-prozentige Wirksamkeit. Minoxidil wirkt nur, so lange es genommen wird. Nach Absetzen kehren die Haare in den alten Zustand zurück.

Das rezeptpflichtige Finasterid ist für die systemische Behandlung der androgenetischen Alopezie beim Mann zugelassen. Der Arzneistoff fungiert als selektiver Inhibitor der Steroid-5α-Reduktase, unterdrückt also die Bildung von Dihydrotesteron. Er wird, als Fünf-Milligramm-Tablette, auch als Wirkstoff gegen die benigne Prostatahyperplasie angewendet; gegen Alopezie verabreicht man 1mg-Tabletten. Zurzeit probiert man in Studien auch die topische Form aus; sie scheint geringere Nebenwirkungen als die orale Form zu haben. Finasterid ist aufgrund seiner antiandrogenen Eigenschaften für Frauen weder geeignet noch zugelassen.

Weitere Therapien bei Haarausfall

Für die Damen verwendet man hingegen topische Zubereitungen mit Alfatradiol, einem weiteren, chemisch etwas veränderten Teststeron-5α-Reduktasehemmer; zudem werden Estrogene oder Antiandrogene gegeben. Auch Estrogenlösungen für topische Anwendungen stehen zur Verfügung; für deren Wirksamkeit gibt es allerdings noch keine ausreichenden Belege. Als letztes Mittel steht sowohl Männern als auch Frauen die Haartransplantation zur Verfügung. Dabei werden Haarwurzeln vom seitlichen und hinteren Kopf in lichtere Regionen der Kopfhaut verpflanzt. Nach etwa drei Monaten wachsen dort neue Haare.

Beim kreisrunden Haarausfall hat sich die Gabe von Zink wegen seiner immunmodulatorischen Wirkung bewährt. Auch Corticosteroide oder eine topische Immuntherapie kommen zum Einsatz. Da Mangelzustände bei der diffusen Alopezie eine Rolle spielen, bemüht man sich, diese mit Zink- oder Eisenpräparaten auszugleichen. Diese müssen dann über mindestens drei Monate eingenommen werden, um einen Effekt zu erzielen.

Wirkstoffe und Nahrungsergänzungsmittel

Wie bereits beim Minoxidil beobachtet, scheinen durchblutungsfördernde Substanzen die Haarwurzeln zum Wachstum anzuregen. Daraus resultiert beispielsweise der Einsatz von Klettenwurzelextrakt in Haarwässern, oder auch Capsicumtinktur, Kampfer und das Alkaloid Coffein.

Das chemisch mit dem Minoxidil verwandte Kopexil (Markenname Apexil) soll die durch das Testosteron verursachte Verhärtung rund um die Haarwurzel auflockern und es somit besser verankern. Es wird topisch angewendet. Thymusextrakt soll das Immunsystem in der Kopfhaut stimulieren und die Haarwurzel somit wachsen lassen. Baicapil wiederum ist ein Gemisch aus Baikal-Helmkraut-Wurzelextrakt sowie Soja- und Weizenkeimextrakten. Das Helmkraut wird auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet und soll in dieser Kombination einen positiven Einfluss auf das Haarwachstum haben, bislang allerdings nur im Mausmodell. Auch Thiocyanat wird bei täglicher Anwendung als Haarserum eine zellaktivierende Wirkung der Haarwurzeln und eine Zunahme der Haardichte zugeschrieben.

Bestimmte Nährstoffe sind zweifelsfrei wichtig für das Wachstum gesunder Haare. Da gibt es zum Beispiel die Vitamine der B-Gruppe, wie Panthotensäure, Biotin, Thiamin oder Aminosäuren wie L-Cystin. Ein Mangel an diesen Substanzen kann zu Haarausfall führen. Essenzielle Fettsäuren wie Linolsäure dienen zudem als Baustein für die Synthese wichtiger strukturgebender Elemente, wie zum Beispiel den Ceramiden, der Kittsubstanz zwischen der Schuppenschicht der Cuticula. Ob die äußerliche oder innerliche Anwendung dieser Substanzen Haarausfall bremsen oder reversibel machen kann, ist noch ungeklärt. Alles in allem muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die Wirkung von Haarwuchsmitteln Zeit braucht: meist vergehen bis zu sechs Monate bis ein Therapieeffekt deutlich sichtbar ist.

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