Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder an einem Ferienhaus am Strand. Die Erwachsenen laden das Auto aus, die Kinder rennen fröhlich auf die Kamera zu, halten sich dabei an den Händen und haben einen Wasserball dabei.© Tom Merton/ iStock / Getty Images Plus
Sonnenschutz eingepackt? Eine wichtige Frage in der Urlaubsberatung. Die Wahl des richtigen Produkts kann aber knifflig sein.

UV-Filter

NEUES UND BEWÄHRTES BEIM SONNENSCHUTZ

Dieses Jahr hat es gefühlt ewig gedauert, aber der Sommer ist endlich da! Doch die Sonne hat bekanntlich auch ihre Schattenseiten, wenn man nicht aufpasst. In den Apotheken steigen die Nachfragen nach Sonnencreme.

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Die Zahl der Produkte ist riesig, der Markt unübersichtlich. Berichte über rifffreundliche Sonnencreme, Bedenken gegen Nanopartikel und mögliche Nebenwirkungen von bestimmten Inhaltsstoffen verunsichern.

Leicht fällt die Entscheidung für ein Produkt also nicht, denn es gibt viel zu bedenken. Hier erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Fakten fürs Beratungsgespräch.

UV ist nicht gleich UV

Die Strahlen, die von der Sonne ausgehen, enthalten neben dem sichtbaren Licht energiereiche ultraviolette (UV-)Strahlung, die Sonnenbrand und Hautschäden auslösen kann.

UV-Strahlen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:

  • UVA- Strahlung, die in der Regel zwar keinen Sonnenbrand verursacht, aber tief in die Haut eindringt und dort zu Hautschäden führen kann. Sie macht den größten Anteil des UV-Lichtes aus. Sonnencremes müssen daher auch einen UVA-Schutz bieten.
  • UVB-Strahlung, die kurzwelliger ist als UVA und daher energiereicher. Sie schädigt die Haut und kann Entzündungen hervorrufen: den Sonnenbrand. Durch den hohen Energiegehalt der Strahlen können in den Basalzellen Veränderungen entstehen, die letztlich Hautkrebs verursachen.
  • UVC- Strahlung ist die energiereichste Sonnenstrahlung. Sie wird in der Atmosphäre durch die Ozonschicht abgefangen und erreicht die Erde in der Regel nicht. Daher ist der Erhalt der Ozonschicht so wichtig.

Blaues Licht – schädlich oder nicht?
Zusätzlich zum UV-Licht, das wir nicht sehen können, steht das blaue sichtbare Licht in den letzten Jahren im Verdacht, zu Haut- und Augenschäden beizutragen. Nicht nur die Sonne setzt es frei, sondern auch Bildschirme. Daher werden vermehrt Sehhilfen, aber auch Sonnenschutzprodukte mit sogenannten Blue Light-Filtern beworben. Für die Augen gibt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft allerdings Entwarnung, für diese zeigten entsprechende Filter keinen zusätzlichen Nutzen. Anders sieht es wohl bei unserer Haut aus: In Studien konnte eine Entzündungsreaktion sowie eine verstärkte Pigmentierung bei bestimmten Hauttypen, interessanterweise eher den dunkleren, nachgewiesen werden. Einige Hersteller von Sonnenschutzprodukten setzen bereits auf Blaulichtfilter.

UV-Strahlung ist unterschiedlich stark, je nachdem, wo gemessen wird. Zunehmende Höhe über dem Meeresspiegel verstärkt die UV-Strahlung. Schnee, Sand und Wasser reflektieren zusätzlich und erhöhen so die Sonnenbrandgefahr. Im Schatten treffen uns immer noch rund 70 (!) Prozent des Sonnenlichtes und auch bei bedecktem Himmel kann noch ein Teil des Lichtes durchdringen.

Die Intensität der eintreffenden UV-Strahlung am jeweiligen Ort zeigt der UV-Index. Je näher man dem Äquator kommt, desto höher liegt der Wert. In Berlin im Januar liegt er um 1, in Singapur allerdings ganzjährig nicht unter 10. Die Skala von 0 bis 11 beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert, den die Strahlung erreicht. Die WHO empfiehlt bereits ab UV-Index 3 den Gebrauch von Lichtschutzfaktoren. Ab einem Wert von 8 rät sie vom Aufenthalt im Freien zwischen 11 und 15 Uhr sogar gänzlich ab.

Wie UV-Strahlung auf den Menschen wirkt

Wie empfindlich ein Mensch auf UV-Strahlung reagiert, hängt von seinem Hauttyp ab. Die Zeit, die bei einem UV-Index von 8 vergeht, bevor es zum Sonnenbrand kommt, heißt Eigenschutzzeit.

Bei Hauttyp I mit sehr heller Haut, rötlichen Haaren und vielen Sommersprossen beträgt diese lediglich drei bis fünf Minuten. Hauttyp VI hat dunkle bis schwarze Haut und dunkle Augen und Haare. Menschen mit diesem Hauttyp können 90 Minuten und länger in der Sonne bleiben, ohne zu verbrennen.

Sonnenbrand kommt (leider) häufig vor und heilt meist durch Kühlung und entsprechende Pflege folgenlos ab. Bilden sich allerdings große Blasen, ist ein Arzt hinzuzuziehen. Die betroffenen Stellen können sich schnell entzünden. Außerdem besteht die Gefahr von bleibenden Schäden wie Narben oder Pigmentstörungen.

Sonnenbrand ist allerdings nicht die einzige Reaktion unserer Haut auf die Strahlung. In der Tiefe der Kollagenschicht sorgt vor allem die UVA-Strahlung für zunächst nicht sichtbare Alterungsprozesse. Durch ihre hohe Energie können aber alle UV-Strahlen das Erbgut in Basalzellen der Haut schädigen, was Hautkrebs auslösen kann. Jeder Sonnenbrand stellt ein Gesundheitsrisiko dar und sollte unbedingt vermieden werden.

Was beim Lichtschutzfaktor wichtig ist

Der Lichtschutzfaktor (LSF) eines Sonnenschutzproduktes sollte stets dem Hauttyp und dem UV-Index angepasst werden. Der LSF des Produktes multipliziert mit der jeweiligen Eigenschutzzeit ergibt die Zeit, die man sich maximal in der Sonne aufhalten kann. Allerdings sollte diese laut Bundesinstitut für Strahlenschutz nur zu maximal 60 Prozent ausgenutzt werden, denn kein Filter ist perfekt.

Der LSF entsteht durch verschiedene UV-Filtersubstanzen. Hier unterscheidet man zwischen chemischen und mineralischen Filtern. Meist kombinieren die Hersteller mehrere Filter, da die einzelnen Verbindungen immer nur einen Teil des UV-Spektrums abdecken. Alle verwendeten Stoffe weisen Vor- und Nachteile auf.

Chemische Filter sind stets große, flache Moleküle mit einer bestimmten Anzahl an Doppelbindungen und meist komplizierten Namen. Beispiele sind Diethylaminohydroxybenzoylhexylbenzoat oder Ethylhexyltriazon. Durch ihre besondere Struktur können sie die Energie aus der UV-Strahlung aufnehmen, bevor sie in die Haut eindringt.

Allerdings weiß man mittlerweile, dass einige chemische Filter problematisch sein können. Ihnen oder ihren Abbauprodukten werden hormonelle oder sogar giftige Wirkungen zugeschrieben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht aber bei den aktuell verwendeten Substanzen kein Risiko.

Ein weiterer Nachteil der chemischen Filter: Sie zerfallen durch die Aufnahme der energiereichen Strahlung, was zum einen den Schutz schnell reduziert und zum anderen zu hautreizenden Abbauprodukten führen kann. Gerade für Babys und Kleinkinder mit naturgemäß dünnerer Haut sind mineralische Filter daher meist besser geeignet.

Korallenriffe und Sonnencreme
Einige chemische Filtersubstanzen wie Ocinoxat und Oxybenzon sind giftig für Korallenpolypen und daher bereits in manchen Ländern verboten. Auch Octocrylen wirkt giftig auf Meeresorganismen und bildet beim Zerfall zusätzlich giftiges und hautreizendes Benzophenon. Viele Hersteller verzichten daher mittlerweile auf diese Substanzen.

Erfreulich: Die Zeitschrift Ökotest hat kürzlich Sonnencremes getestet und keine bedenklichen Filtersubstanzen gefunden. Vor zwei Jahren sah das noch anders aus.

Bei empfindlicher Haut können allerdings auch andere Stoffe problematisch sein, zum Beispiel Polyethylenglykol-(PEG-)Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen. Auch bei Konservierung mit Parabenen oder einer Parfümierung können empfindliche Menschen reagieren. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe.

Mineralische Filter sind Zinkoxid oder Titandioxid. Beide Stoffe bilden eine deckende Schicht auf der Haut und schützen so vor der Sonne. Der Nachteil: Diese Schutzschicht sieht man, weil die Substanzen weiß sind. Abhilfe schafft eine kleinere Partikelgröße bis hin zum Nanopartikel. Letztere wiederum sind in Verruf geraten, weil sie Kritikern zufolge in den Organismus eindringen können und zudem eine Umweltbelastung darstellen. Bei Babys und kleinen Kindern sollten besorgte Eltern also Produkte ohne Nanopartikel verwenden und lieber das unschöne „Weißeln“ in Kauf nehmen.

Werden Zinkoxid und chemische Filtersubstanzen gemeinsam verarbeitet, kann das Zinkoxid den Zerfall der chemischen Filter stark beschleunigen. Das setzt die Schutzwirkung herab. Verbraucher greifen also besser zu Rezepturen mit Titandioxid, das chemisch weniger reaktiv ist.

Sie sehen also: Das mit dem Sonnenschutz ist gar nicht so einfach. Allerdings ist es unerlässlich, ein Produkt zu verwenden, denn selbst ein schlechter Sonnenschutz ist immer noch besser als ein Sonnenbrand.

Ein wichtiger Punkt zum Schluss: Die angegebenen LSF- Werte können grundsätzlich nur bei Verwendung von ausreichend Sonnenschutzprodukt erreicht werden. Die meisten Menschen tragen zu wenig Produkt auf. Allgemein gilt:

  • Ein Erwachsener benötigt vier große Esslöffel voll. Besonders Nase, Ohren, Schultern, eventuell Kopfhaut und Fußrücken gut eincremen!
  • Viele, aber nicht alle Formulierungen wirken mittlerweile sofort nach dem Auftragen und sind meist wasserfest. Unbedingt die Anwendungshinweise beachten!
  • Alle zwei Stunden muss der Schutz erneuert werden sowie nach dem Schwimmen oder bei starkem Schwitzen, auch bei wasserfesten Produkten.
  • Babys und Kleinkinder gehören generell nicht in die Sonne. Idealerweise tragen sie  stets eine Kopfbedeckung und Kleidung. Die freien Hautpartien sollten zusätzlich mit Sonnenschutz behandelt werden.
  • Auch im Schatten oder bei bedecktem Himmel kann man Sonnenbrand bekommen! Die Anwendung von Sonnenschutz ist auch dann empfehlenswert.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/keine-bedenklichen-uv-filter-in-sensitiven-sonnencremes-140273/
https://idw-online.de/de/news775603https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/schutz/schutz_node.html128002/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/05/02/was-verbirgt-sich-hinter-riffreundlicher-sonnencreme
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/05/05/sonnencreme-sind-mineralische-uv-filter-besser-fuer-die-umwelt-teil-2
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/04/28/sonnenschutz-chemische-uv-filter-besser-nicht-mit-zinkoxid-kombinieren
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/06/24/chemisch-oder-mineralisch-wie-unterscheiden-sich-sonnenschutzfilter
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/05/09/korallenfreundliche-sonnencremes-das-sagen-die-hersteller-teil-3
https://www.ladival.de/wissenswertes
https://jddonline.com/articles/blue-light-and-skin-health-S1545961622P0962X/

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