Schlafstörungen
PTA-Fortbildung

Wenn Schäfchenzählen nicht hilft …

Nicht schlafen zu können, ist eine Belastung, die die Betroffenen im täglichen Alltag einschränkt. Bevor Schlafmittel empfohlen werden, sollte die Ursache geklärt sein, denn sie kann vielfältig sein.

16 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Februar 2020

16 Minuten

Der rastlose Lebensstil der Menschen in den Industrieländern hat nicht nur Einfluss auf das tägliche Leben, sondern auch auf den Schlaf. Die ständige Erreichbarkeit in unserer digitalisierten Welt führt dazu, dass Beruf und Freizeit, Arbeiten und Ruhen nicht mehr klar getrennt sind. Noch am Abend bestimmt das Smartphone den Takt. Abschalten und zu entspannen ist für viele Menschen fast unmöglich. Die Barmer Ersatzkasse hat 4000 Menschen bundesweit online zum „Schlafen in der digitalen Welt“ befragt. Laut der Umfrage bleibt ein Drittel der Menschen, die Tablets oder Handys permanent im Schlafzimmer haben, häufig oder immer länger als beabsichtigt auf. Von denjenigen, die keine elektronischen Geräte im Schlafraum haben, sind es nur 15 Prozent. 36 Prozent beklagen außerdem Einschlafstörungen. Außerdem wurde nach der üblichen Schlafdauer gefragt. Diese beläuft sich bei 38 Prozent der Befragten in einer typischen Arbeitswoche auf sechs Stunden und weniger. Nur 18 Prozent geben an, mit ihrem Schlaf vollkommen zufrieden zu sein. Die Studie zeigte außerdem, dass private Sorgen, Stress am 

ACHTUNG SCHLAFAPNOE-SYNDROM!
Die Schlafapnoe äußert sich mit Atempausen, die länger als zehn Sekunden andauern und öfter als fünfmal pro Stunde auftreten. Männer, vor allem mit Adipositas, sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Die Einnahme von Beruhigungsmitteln, Alkohol und großen Mahlzeiten vor dem Schlafengehen wirken sich negativ aus. Die Apnoe fällt zunächst dem Bettpartner auf. Er hört lautes unregelmäßiges Schnarchen mit Atempausen. Weitere Symptome sind nächtliches Schwitzen, morgendliche Kopfschmerzen und ausgeprägte Müdigkeit am Tag. Bei der Apnoe kommt es zu einer Verlegung der Atemwege während der Respiration. Der Betroffene ringt nach Luft, die Atemwege öffnen sich ein wenig und Luft kann wieder in die Lunge einströmen. Spürbar wird dieser Vorgang durch hörbare Atempausen und nachfolgende laute Schnarchgeräusche. Problematisch ist, dass diese Patienten in der Nacht dauerhaft schlechter mit Sauerstoff versorgt sind. Insbesondere Patienten mit Herzerkrankungen haben ein hohes Risiko für Komplikationen.

Regeneration Die Menschen verschlafen ein Drittel ihres Lebens. Das Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf, das sich am Abend einstellt, ist physiologisch ganz normal. Jeder Mensch benötigt seinen Schlaf für die Erholung von Körper und Geist. Während alle äußerlichen Aktivitäten eingestellt werden, laufen die inneren Organe auf Hochtouren, so zum Beispiel die Leber, die Nieren und die Haut. Es werden Hormone aus der Hypophyse ausgeschüttet. Aber auch das Immunsystem ruht nicht, während der Mensch schläft. Der Schlaf verläuft in Phasen, die rein äußerlich erkennbar sind: Schlafphasen ohne schnelle Augenbewegungen wechseln sich mit Schlafphasen mit schnellen Augenbewegungen (den sogenannten REM = rapid eye movement – Phasen) ab. Träume finden überwiegend in den REM-Stadien statt. Der Non- REM-Schlaf wird in drei Abschnitte unterteilt. Diese unterscheiden sich in Bezug auf die vom Schlafenden erzeugten Gehirnwellen.

Der Anteil der erholsamen Tiefschlafphasen ist bei Gesunden in den ersten Stunden des Schlafs besonders hoch; das ist der Schlaf mit den langsamen Wellen. Jemanden aus dieser Schlafphase aufzuwecken, ist am schwierigsten. Während des REM-Schlafs werden die Eindrücke des Tages verarbeitet, Lern- und Speicherprozesse im Gehirn finden statt. Wer eine Störung im physiologischen Ablauf der Schlafphasen hat, fühlt sich am nächsten Morgen nicht erholt. Doch wie viel Schlaf ist normal? Die benötigte Schlafmenge, um gut regeneriert und frisch seinen Alltag bestreiten zu können, ist individuell völlig verschieden. Säuglinge benötigen am meisten Schlaf, etwa 12 bis 15 Stunden täglich, Erwachsene nur noch etwa sieben bis neun und Senioren sieben bis acht Stunden. Wissenschaftler vermuten, dass die jeweils benötigte Schlafmenge zu einem Großteil genetisch angelegt ist. Die Annahme, dass alte Menschen einen deutlich geringeren Schlafbedarf haben als junge Erwachsene, haben aktuelle Studien widerlegt. Allerdings wird der Schlaf im Alter häufiger durch Schmerzen, nächtlichen Harndrang oder chronische Erkrankungen gestört. Die meisten Senioren haben ein polyphasisches Schlafmuster, mit einem nur leichten, zum Teil unterbrochenen nächtlichen Schlaf und kurzen Schlafperioden über den Tag.

Schlaflos Wer ständig in seinem Schlaf gestört wird, entwickelt tagsüber Konzentrationsstörungen, ist gereizt und irgendwann psychisch erschöpft. Längerfristige Einschlaf- oder Durchschlafstörungen können Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und psychische Erkrankungen begünstigen. Über Ein- und Durchschlafstörungen klagen circa 10 bis 30 Prozent der Deutschen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gelten davon etwa sechs Prozent als behandlungsbedürftig. Sie treten als eigenständige, therapiebedürftige Störung, aber auch im Zusammenhang mit einer Vielzahl chronischer Erkrankungen als Begleitsymptom auf. Schlafstörungen liegen dann vor, wenn jemand mindestens dreimal pro Woche innerhalb eines Monats unter Ein- oder Durchschlafstörungen leidet.

Von Einschlafstörungen ist zu sprechen, wenn regelmäßig mehr als eine halbe Stunde Zeit bis zum Einschlafen vergeht. Bei den Durchschlafstörungen wacht der Betroffene nachts auf und kann mindestens eine halbe Stunde nicht wieder einschlafen. Wenn Schlafstörungen mindestens einen Monat andauern und einen hohen Leidensdruck beim Patienten verursachen, dann sollte eine Behandlung eingeleitet werden. Vorrübergehende leichte Schlaflosigkeit ist normal und trifft jeden Menschen gelegentlich. Abzugrenzen sind Beschwerdebilder mit echtem Krankheitscharakter.

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