Masern und Co.
PTA-Fortbildung

Kinderkrankheiten im Beratungsalltag

Kinderkrankheiten umfassen ein großes Spektrum verschiedener Infektionen. Während einige noch heute häufig auftreten, sind andere inzwischen fast vollständig aus dem Blickfeld verschwunden. Kennen Sie sich aus?

22 Minuten

Hepatitis B – Gefahr der Chronifizierung

Obwohl es sich bei der Hepatitis B nicht um eine Kinderkrankheit im engeren Sinne handelt, empfiehlt die STIKO Säuglingen und Kleinkindern eine Hepatitis B-Impfung als Standardimpfung im Rahmen der Sechsfachimpfung. Ein Grund dafür ist, dass die bei den Kleinen zwar selten auftretenden Krankheitsfälle mit einem besonders hohen Risiko für chronische Hepatitis B-Infektionen einhergehen.

Während nur zehn Prozent der erkrankten Erwachsenen eine chronische Verlaufsform mit schweren Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose und Leberkrebs entwickeln, liegt der Anteil bei einer Erkrankung im Säuglings- und Kindesalter bei bis zu 90 Prozent.

Kinderkrankheiten machen vor Erwachsenen nicht Halt.

Eine weitere Begründung ist, dass eine Impfung im frühen Kindesalter der sicherste Weg ist, um später im Teenageralter geschützt zu sein. Somit besteht bei Jugendlichen mit der früh erfolgten Immunisierung bei Beginn sexueller Aktivitäten ein ausreichender Schutz vor einer Infektion mit Hepatitis B-Viren (HBV), die über infektiöse Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalsekret oder Speichel weitergegeben werden.

Humane Papillomviren (HPV) – Impfung vor dem ersten Sexualkontakt

Ebenso sollen Jugendliche vor Aufnahme sexueller Aktivitäten vor einer Infektion mit Humanen Papillomviren geschützt werden. Die sexuell leicht übertragbaren Viren können Krebs verursachen, vor allem am Gebärmutterhals, aber auch am After, Penis und im Mund. Der Impfkalender sieht die HPV-Impfung für alle Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 14 Jahren vor.

Idealerweise ist die vollständige Impfserie vor dem ersten Sexualkontakt abzuschließen. Wird die Impfung versäumt, soll sie spätestens bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden. Auch wenn die Impfung so am effektivsten ist, wird sie auch noch später als sinnvoll erachtet und angeraten. Für die Anzahl der erforderlichen Impfstoffdosen ist das Alter bei Beginn der Impfserie entscheidend.

Wird die Impfserie im Alter von neun bis 14 Jahren gestartet, ist ein 2-Dosen-Impfschema mit einem Impfabstand von fünf Monaten zugelassen. Bei Nachholimpfungen im Alter von über 14 Jahren oder bei einem Impfabstand von weniger als fünf Monaten zwischen der ersten und zweiten Dosis ist eine dritte Impfstoffdosis erforderlich.

Pfeiffersches Drüsenfieber – keine Impfung möglich

Entzündungen des Rachenraums, die durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) über den Speichel übertragen werden, treten vor allem bei älteren Kindern und Jugendlichen auf. Bekannte Synonyme sind infektiöse Mononukleose oder volkstümlich Kusskrankheit.

Während bei Kleinkindern die Infektion häufig asymptomatisch verläuft oder nur mit Symptomen einer leichten Erkältung auftritt, nimmt die Infektion bei Jugendlichen und Erwachsenen oft einen schwereren Verlauf. Starke Schwellungen der Lymphknoten im Halsbereich mit schwerem Krankheitsgefühl sind typisch. Zudem stellen sich vermehrt Komplikationen (z. B. bakterielle Superinfektionen, Erschöpfungszustände, Leber- oder Milzschwellung) ein.

Die Infektion kann sich über Wochen hinziehen, da nur eine symptomatische Behandlung mit desinfizierenden Lutschtabletten, Analgetika oder Halswickel möglich ist. Nach einer Infektion verbleibt das Virus lebenslang latent im Körper und kann reaktiviert werden.

Streptokokken-Angina und Scharlach – auch hier keine Impfung

Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A lösen Entzündungen der Rachenschleimhaut aus, bei der die Mandeln (Tonsillen) mit gelblichen Eiterstippen überzogen sind. Typisch für die Infektion ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber sowie geschwollene Halslymphknoten und ein starkes Krankheitsgefühl. Viele Kinder klagen außerdem über Bauchschmerzen und Erbrechen.

Tritt zudem zwölf bis 48 Stunden später im Gesicht und am ganzen Körper ein nicht juckendes Exanthem auf, heißt die Erkrankung Scharlach. Durch kleine dicht stehende, rote Pünktchen fühlt sich die Haut samtig an. Charakteristischerweise bleibt ein blasses Munddreieck frei. Die anfangs weiß belegte Zunge leuchtet am dritten oder vierten Krankheitstag flammend rot (Himbeerzunge).

Zudem schuppt die Haut an Gesicht und Körper ab dem siebten Tag, später dann auch an den Händen und Füßen. Um schwerwiegende Folgeerkrankungen (z. B. rheumatisches Fieber, Entzündungen der Nieren oder des Herzmuskels) zu verhindern, werden Streptokokken-Infektionen antibiotisch behandelt (z. B. mit Penicillin, Cephalosporinen, Makroliden). Da eine einmal durchgemachte Streptokokken-Infektion keine lebenslange Immunität hinterlässt, ist ein mehrmaliges Auftreten möglich. Eine Impfung existiert nicht.

Dreitagefieber – nur wenige Tage

Die durch das Humane Herpes-Virus Typ 6 auftretende Virusinfektion tritt besonders häufig im frühen Kindesalter auf. Die Erkrankung beginnt mit hohem Fieber, was plötzlich einsetzt und drei bis vier Tage lang anhält. Danach erscheint ein kleinfleckiger, blassroter Hautausschlag, der den ganzen Körper überzieht und nach ein bis zwei Tagen wieder verschwindet.

Seltene Komplikation sind Fieberkrämpfe. Einzige therapeutische Maßnahme besteht in der symptomatischen Linderung des Fiebers. Insbesondere bei der Neigung zu Fieberkrämpfen empfehlen Kinderärzte die frühzeitige Gabe (ab 38 Grad Celsius) von Paracetamol oder Ibuprofen. Eine Impfung gibt es nicht.

Ringelröteln – auffälliges Muster des Ausschlags

Die durch das Parvovirus B19 ausgelösten Ringelröteln (Erythema infectiosum) sind ebenfalls durch einen charakteristischen Hautausschlag gekennzeichnet. Er zeigt sich zunächst als schmetterlingsförmige Rötung von Wangen und Nasenwurzel und verläuft anschließend girlandenförmig an den Streckseiten von Armen und Beinen und später am Rumpf. In der Regel verblasst der Ausschlag nach sieben bis zehn Tagen, gelegentlich flammt er in den Folgetagen wieder auf.

Selten besteht Juckreiz oder ein Spannungsgefühl. Häufig wird die Infektion nicht bemerkt. Sollten sich Symptome entwickeln, sind sie meist nur leicht. Allerdings ist wie bei den Röteln- und Varizellen-Infektionen eine Embryopathie gefürchtet. Erkrankt eine Schwangere an Ringelröteln, kann das ungeborene Kind eine schwere Blutarmut und Wasseransammlungen im Körper entwickeln. Auch gegen die Ringelröteln existiert keine Impfung.

Pseudokrupp – schwere Atemnot

Dabei kommt es durch eine stark entzündliche Schleimhautschwellung unterhalb des Kehldeckels zu schweren Atemproblemen, die von einem plötzlich auftretenden bellenden, rauen Husten, Heiserkeit sowie einer pfeifenden Einatmung (inspiratorischer Stridor) begleitet ist. Da die Auslöser Viren sind, helfen Antibiotika nicht. Hingegen werden im akuten Zustand hochdosierte Cortisonzäpfchen (Prednison) notwendig, um die entzündliche Schwellung und somit die Atemnot zu beseitigen. Eine Impfung existiert nicht.

Gode Chlond, Apothekerin


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

Hier finden Sie die komplette Fortbildung als PDF-Download.

Hier finden Sie einer Übersichtstabelle zu den verschiedenen Impfschemata bei Kinderkrankheiten als PDF-Download.

×