Magen-Darm-Beschwerden
PTA-Fortbildung

Gut beraten zu Magen und Darm

Magen-Darm-Erkrankungen sind vielfältig, schließlich können im Gastrointestinaltrakt verschiedene Organe betroffen sein. In jedem Fall bedarf es einer kompetenten Beratung ­– ganz besonders, wenn jemand mit seinen Beschwerden nicht zum Arzt geht, sondern erst einmal in die Apotheke kommt.

18 Minuten

Nervöser Darm: Das Reizdarmsyndrom

Zehn bis zwanzig Prozent der Menschen leiden unter einem Reizdarmsyndrom. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und es ist eine der häufigsten Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes. Menschen mit Reizdarmsyndrom haben einen hohen Leidensdruck, weil sie oftmals mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen werden, aber auch keine richtige Ursache diagnostiziert wird.

Vermutlich hängt die Pathogenese mit Störungen in der Darminnervation zusammen. Auch Veränderungen des Mikrobioms oder Entzündungsprozesse in der Darmschleimhaut können mit dem Krankheitsbild zusammenhängen. Trigger für die Beschwerden sind außerdem Stress, Lebensmittelunverträglichkeiten oder psychische Faktoren.

Die Symptome umfassen Bauchschmerzen, Obstipation und Diarrhö. Begleitet werden die Hauptsymptome häufig von Völlegefühl, Blähungen oder Schleimbeimischungen im Stuhl. Sie sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Viele Betroffene klagen auch über wiederkehrende starke Bauchschmerzen, obwohl das Reizdarmsyndrom selbst nicht gefährlich ist.

Betroffene mit milden Formen kommen meist ohne Therapie oder nur mit einer symptomatischen Behandlung zurecht. Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel per Ausschlussdiagnose anderer Erkrankungen.

Folgende Kriterien sprechen für ein Reizdarmsyndrom:

  • Die Beschwerden bestehen chronisch, mindestens drei Monate, werden auf den Darm bezogen und gehen in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen einher.
  • Die Beschwerden beeinträchtigen die Lebensqualität und es wird deshalb ärztlicher Rat gesucht.
  • Andere ähnliche Krankheitsbilder können ausgeschlossen werden.

Die wichtigsten Maßnahmen sind eine gesunde ausgewogene Ernährung, Bewegung und Entspannung. Um herauszubekommen, was die Beschwerden verschlechtert oder verbessert, empfiehlt es sich ein Ernährungstagebuch zu führen. Hier werden die Mahlzeiten, Beschwerden und Stressfaktoren dokumentiert. So können gewisse Trigger identifiziert und in Zukunft vermieden werden.

Pharmazeutisch werden zum einen die Symptome behandelt: Durchfall zum Beispiel mit Loperamid, Darmkrämpfe mit Magnesium oder Spasmolytika, Quellstoffe oder Osmolaxanzien gegen Obstipation und Probiotika zum Aufbau des Darmmikrobioms. Auch pflanzliche Carminativa – zum Beispiel ätherische Öle aus Kümmel, Pfefferminz oder Fenchel können unterstützend wirken.

Bei stärkeren chronischen Schmerzen, begleitet von depressiven Verstimmungen, können auch Antidepressiva eingesetzt werden.

Völlegefühl und Blähungen

Immer wieder fragen Kunden in der Apotheke um Rat, was sie gegen Völlegefühl und Blähungen tun können. Diese eher unspezifischen Symptome können nach einem üppigen oder fettigen Essen auftreten, aber auch wenn blähende Speisen zugeführt werden, wie etwa Hülsenfrüchte. Dann ist der Darm überlastet und es entsteht ein unangenehmer Druck im Oberbauch.

Werden kohlensäurehaltige Getränke konsumiert, kann sich der Gasgehalt im Verdauungstrakt erhöhen und den Bauch aufblähen. Flatulenz und Meteorismus sind unangenehme Begleiterscheinungen. Betroffene ziehen sich aus Angst vor den unangenehmen Gerüchen und die Winde nicht zurückhalten zu können, oft aus Gesellschaften zurück. 

Meteorismus ist der Fachbegriff für eine abnorme Gasansammlung im Bauchraum, also für einen Blähbauch.
Flatulenz ist das vermehrte Abgehen dieser Gase, also das Pupsen.

Bevor Sie in der Selbstmedikation entblähende Fertigarzneimittel abgeben, klären Sie bitte, ob die Ursache eher mit einer unvorteilhaften Ernährung oder mit anderen chronischen Erkrankungen oder auch Medikamenten im Zusammenhang steht. Kann symptomatisch behandelt werden, sind Präparate mit

  • Simeticon oder
  • pflanzliche Zubereitungen mit Pfefferminz-, Anis-, Kümmel- oder Fenchelöl

mögliche Optionen. Sie sind gut verträglich, binden Gase, entkrampfen und reduzieren das Völlegefühl. Außerdem sind keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu befürchten.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn verlaufen in der Regel schubweise mit krankheitsfreien Intervallen und betreffen meistens erstmals junge Erwachsene. Die Colitis ulcerosa ist durch Entzündungen der inneren Schleimhaut vom Mastdarm in Richtung Dickdarm gekennzeichnet.

Der Hauptunterschied zu Morbus Crohn ist, dass bei der Colitis ulcerosa nur der Dickdarm betroffen ist, während Morbus Crohn alle Bereiche des Gastrointestinaltraktes befallen kann. Die Symptome beider Krankheiten sind blutige Durchfälle, Bauchkrämpfe, teilweise auch mit Fieber.

Ziel der Therapie ist, die Entzündungsreaktionen bei akuten Schüben zurückzudrängen und krankheitsfreie Phasen möglichst lange zu erhalten. Deshalb werden Arzneimittel gegeben, die unspezifisch die Hemmung der Entzündungsreaktion in der Darmschleimhaut bewirken. Dazu werden Immunsuppressiva wie MTX, Mesalazin, systemische Glucocorticoide, TNF-alpha, Januskinasehemmer oder Tacrolismus eingesetzt.

Die Erkrankungen lassen sich in der Regel nicht heilen, sondern nur beherrschen. Unter Umständen sind auch operative Maßnahmen – Entfernung von Darmabschnitten, um zumindest bei Colitis ulcerosa die Situation zu verbessern. Patienten sollten für Entspannung und Vermeidung von Stress sorgen. Eine ausgewogene schonende Ernährung ist wichtig. Da die Resorption von Vitaminen und Mineralstoffen behindert sein kann, sollte möglicherweise an eine Supplementierung von diesen gedacht werden, zum Beispiel Vitamin B12.


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

Hier finden Sie die PTA-Fortbildung der Ausgabe 09/2023 als PDF-Download.

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