Herpesinfektionen
PTA-Fortbildung

Eine schreckliche Familie

Herpes ist nicht gleich Herpes. Ein unschöner Lippenherpes, juckende Windpocken oder eine schmerzhafte Gürtelrose sind nur die bekanntesten unter den verschiedenen Herpesinfektionen.

20 Minuten

Post-Zosterschmerzen Die Gürtelrose kann aber nicht nur während der akuten Phase quälend sein. Bei einem Teil der Betroffenen können die Schmerzen noch lange nach Abheilen des Hautausschlages in Form einer postherpetischen Neuralgie fortbestehen. Mit dem Alter steigt das Risiko für Post-Zosterschmerzen an, welche die eigentliche Schwierigkeit einer VZV-Infektion darstellen. Plötzlich einschießende Schmerzattacken ohne entsprechenden Reiz oder eine Überempfindlichkeit gegenüber leichtesten Berührungen können über Monate und Jahre hinweg auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

Um derartige Komplikationen zu vermeiden, wird heute in der Regel bei Personen unter 50 Jahren umgehend nach Ausbruch der Hautsymptome (spätestens nach 72 Stunden) eine Behandlung mit oralen Virustatika eingeleitet. Zudem wird ein Befall am Kopf oder Halsbereich oder ein schwerer Zoster an Stamm oder Extremitäten systemisch behandelt. Dafür stehen vier Nukleosid- Analoga zur Verfügung, die von ihrer Wirkung nahezu gleichwertig einzustufen sind und jeweils sieben Tage lang zur Anwendung kommen.

Während Aciclovir fünf Mal am Tag eingenommen werden muss, erfordern Valaciclovir und Famciclovir nur eine dreimal tägliche und Biruvidin eine einmalige Gabe am Tag. Bei besonders schweren Verläufen kann Aciclovir als intravenöse Infusion verabreicht werden. Tritt dennoch eine postherpetische Neuralgie auf, kommen neben Analgetika (zum Teil Opioide), Antiepileptika wie Carbamazepin oder Antidepressiva wie Amitriptylin zum Einsatz. Eine Zoster-Impfung reduziert das Risiko an einer Gürtelrose zu erkranken. Zudem ist die Gefahr der postherpetischen Neuralgie deutlich verringert.

Schwangere ohne Immunität gegen das Varizella-Zoster-Virus sollten nach Kontakt mit dem Virus mit Varizella-Zoster-Immunglobulinen behandelt werden (passive Immunisierung).


Epstein-Barr-Virus - Pfeiffersches Drüsenfieber
Die infektiöse Mononukleose, auch als Pfeiffersches Drüsenfieber bezeichnet, ist eine durch das Epstein- Barr-Virus (EBV) verursachte Rachenentzündung, die vorwiegend Kinder und Jugendliche trifft. Sie wird über den Speichel übertragen, weshalb sie auch als Kusskrankheit bezeichnet wird. Während bei Kleinkindern die Infektion häufig asymptomatisch verläuft oder nur Symptome einer leichten Erkältung auftreten, zeigen Jugendliche und junge Erwachsene in der Regel deutlichere Krankheitszeichen. Starke Schwellungen der Lymphknoten im Halsbereich und ein schweres Krankheitsgefühl sind typisch. Auch treten vermehrt Komplikationen wie beispielsweise bakterielle Superinfektionen, Erschöpfungszustände, Leber- oder Milzschwellung auf. Die Infektion kann sich über Wochen hinziehen, da nur eine symptomatische Behandlung mit desinfizierenden Lutschtabletten, Analgetika oder Halswickel möglich ist. Nach einer Infektion verbleibt das Virus lebenslang latent im Körper. Wird es reaktiviert, wird der Betroffene wieder infektiös und kann beispielsweise die Weißschwielenkrankheit der Zunge (Leukoplakie) entwickeln. Das Virus kann aber auch zur Entwicklung bösartiger Erkrankungen beitragen (z. B. Hodgkin-Lymphome).

Humanes Herpesvirus 8 und Kaposi-Sarkom Auch Infektionen mit dem Humanen Herpesvirus 8 (HHV 8) lösen schwerwiegende Erkrankungen aus. Meist treten sie bei Personen mit einer Immunschwäche auf. Bekannt geworden ist besonders das Kaposi-Sarkom bei HIV-Patienten. Das Virus ist deshalb auch unter dem Begriff Kaposi-Sarkom-assoziiertes Herpesvirus (KSHV) bekannt.

Zytomegalie-Virus und Embryopathien Obwohl etwa 40 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland mit dem Zytomegalie-Virus (CMV) infiziert sind, haben die meisten die CMV-Erstinfektion nicht bemerkt, da sie in der Regel bei Erwachsenen mit intaktem Immunsystem symptomlos verläuft. Eine Gefahr stellt das Virus aber für Abwehrgeschwächte und Ungeborene dar. Eine Erstinfektion kann in der Schwangerschaft schwere Fehlbildungen des Feten oder eine Fehlgeburt auslösen. Risikopatienten wie HIV-Erkrankte oder Organtransplantierte müssen mit einer schweren Entzündung der Netzhaut, des ZNS, der Leber oder der Lunge rechnen.

Humane Herpeviren Typ 6 und 7 – Dreitagefieber Die Humanen Herpes-Viren (HHV) Typ 6 und 7 lösen das Dreitagefieber aus, wobei in Europa der Subtyp HHV 6B für die Erkrankung verantwortlich ist. Das Virus wird durch Tröpfcheninfektion hauptsächlich auf Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren übertragen. Das Dreitagefieber beginnt – wie der Name es schon sagt - mit einem plötzlich einsetzenden hohen Fieber von 39 bis 40 Grad Celsius, das drei bis vier Tage lang anhält.

Danach fällt es abrupt ab und es erscheint ein kleinfleckiger, blassroter Hautausschlag, der den ganzen Körper überzieht und nach ein bis zwei Tagen wieder verschwindet. Seltene Komplikation sind Fieberkrämpfe. Einzige therapeutische Maßnahme besteht in der symptomatischen Linderung des Fiebers. Auch HHV6 persistiert nach überstandener Infektion im Körper und kann reaktiviert werden. Dann zeigen sich zwar in der Regel keine Symptome, die Erkrankten sind aber über ihren Speichel ansteckend.

Gode Chlond, Apothekerin

Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

×