Herpesinfektionen
PTA-Fortbildung

Eine schreckliche Familie

Herpes ist nicht gleich Herpes. Ein unschöner Lippenherpes, juckende Windpocken oder eine schmerzhafte Gürtelrose sind nur die bekanntesten unter den verschiedenen Herpesinfektionen.

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Heilungsprozess fördern Zudem werden wirkstofffreie Herpespflaster mit dem Prinzip der feuchten Wundheilung angeboten. Sie schaffen in allen Phasen der Infektion ein optimales Wundheilungsmilieu und sollen so für eine schnellere Abheilung ohne Schorfbildung sorgen. Zudem reduzieren sie die Schmerzen, indem sie die empfindlichen Nervenendigungen abdecken. Weiteres Plus besteht in der Möglichkeit, die Patches mit dekorativer Kosmetik zu überschminken. Zu beachten ist jedoch, dass sie nur auf trockener Haut gut haften. Daher muss eine zuvor aufgetragene Herpescreme gut eingezogen sein. Ein guter Tipp sind sie vor allem am Ende der Infektion, wenn es für ein Auftragen der topischen Virustatika schon zu spät ist. Verkrustete Bläschen können dann rascher und ohne Narbenbildung verheilen.

Physikalisch bekämpfen Es existiert auch ein elektronischer Lippenstift, der mit konzentrierter Wärme die Bläschenbildung unterdrücken will. Es wird vermutet, dass der Wärmeeinfluss (etwa 51 Grad Celsius), die Ausschüttung von Histamin und Abbauenzymen positiv beeinflusst und somit die Entzündungsreaktion abschwächt. Bei rechtzeitiger Anwendung im Frühstadium soll er die Ausbildung der Herpesbläschen vollständig verhindern, bei späterem Einsatz einen leichteren Verlauf oder ein früheres Abheilen bewirken.

Innerlich unterstützen Es können auch immunaktive Mikronährstoffe empfohlen werden. Sie steigern die virale Infektabwehr, wodurch es seltener zu Reinfektionen mit HSV-1 kommen soll. Als Immunbooster gilt Zink. Es aktiviert das Immunsystem und wirkt auch direkt antiviral. Zur Vorbeugung von Rezidiven wird eine tägliche Einnahme von 15 bis 25 Milligramm Zink geraten. Ist der Herpes bereits wieder aktiv, ist die Dosis auf 25 bis 50 Milligramm zu erhöhen. Eine gute Alternative kann die Supplementierung der Aminosäure L-Lysin sein.

Sie steht als Trinkampulle oder als Kautablette zur Verfügung. Bei letzterer handelt es sich um eine Kombination von L-Lysin mit neun Mikronährstoffen (u.a. Zink und Vitamin C), die durch ihre immunstimulierenden und wundheilfördernden Eigenschaften das Immunsystem stärken und den Hautaufbau fördern sollen. Für die aminosäurehaltigen Präparate wird eine Reduktion der Häufigkeit, Symptome und Dauer des Lippenherpes postuliert. Das Wirkprinzip von L-Lysin beruht in einer Blockade der Aminosäure Arginin, die für das Wachstum der Herpesviren benötigt wird.

VARIZELLEN-PROPHYLAXE DURCH IMPFUNG

Zur Verhinderung einer Windpocken-Erkrankung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2004 gegen das Varizella-Zoster-Virus zu impfen (seit 2009 mit zwei Dosen). Die Grundimmunisierung erfolgt im Säuglings- bzw. Kleinkindalter mit zwei Impfstoffdosen, die im Alter von 11 und 15 Monaten verabreicht werden sollten. Die Varizellen-(V-)Impfung erfolgt in der Regel entweder zeitgleich mit der ersten Mumps-Masern-Röteln-(MMR)- Impfung oder frühestens vier Wochen danach. Der Abstand muss eingehalten werden, da es sich um Lebendimpfstoffe handelt.

Mit 15 Monaten sollte die zweite Impfdosis möglichst gemeinsam mit MMR verabreicht sein. Dafür wird ein kombinierter MMRV-Impfstoff empfohlen. Die Impfung kann aber in jedem Lebensalter nachgeholt werden und wird bestimmten Risikogruppen auch im Erwachsenenalter dringend angeraten (z. B. seronegative Frauen mit Kinderwunsch). Die Varizellen-Impfung schützt nicht nur gegen die Windpocken, langfristig senkt sie auch die Zahl der Gürtelrosefälle.

Finger weg Da der HSV-1 durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen wird, müssen Betroffene darauf achten, das Virus nicht auf andere Körperstellen oder an andere Personen weiterzugeben. Es sollte weder an den Bläschen gekratzt, noch sollten die Herpessalben mit den Fingern aufgetragen werden. Am besten eignen sich Wattestäbchen, um eine Verbreitung des hochinfektiösen Inhalts der Bläschen zu vermeiden. Besondere Vorsicht ist auch bei Kontaktlinsenträgern geboten.

Sie sollten ihre Linsen nur nach sorgfältigem Händewaschen einsetzen oder gar während eines Herpes labialis ganz auf die Linse verzichten, um jegliches Risiko einer Infektion der Augen auszuschließen. Küssen verboten - das ist schließlich auch eine von vielen Verhaltensregeln, mit der sich eine Verschleppung der Viren auf andere Personen vermeiden lässt. Ebenso ist eine gemeinsame Benutzung von Handtüchern, Gläsern oder Besteck zu unterlassen. Am besten wird während einer Herpesepisode auf Einmalwaschlappen und -handtücher umgestellt. Die gleichen Hygienemaßnahmen sollten auch bei Manifestation eines Genitalherpes beachteten werden.

Geschlechtskrankheit Genitalherpes Genitalherpes gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, die weltweit am häufigsten vorkommen. Auslöser sind Herpes simplex- Viren, vor allem HSV-2, aber auch HSV-1 kann in die Genitalregion gelangen. Eine Infektion erfolgt meist ab der Pubertät, also mit Beginn der sexuellen Aktivität. Da die weiblichen Schleimhäute empfindlicher als die männlichen sind, stecken sich Frauen leichter an. Schätzungsweise weist jede fünfte Frau und jeder neunte Mann im Alter von 14 bis 49 Jahren eine HSV-2-Infektion auf. Andere Quellen nehmen an, dass etwa 20 bis 30 Prozent aller erwachsenen Deutschen Antikörper gegen dieses Virus besitzen.

Meist schwere Erstinfektion Im Gegensatz zum Lippenherpes verläuft die Primärinfektion beim Genitalherpes selten symptomfrei. Typisch ist hingegen ein ausgedehnter Befall, insbesondere, wenn der Betroffene noch keinen Lippenherpes hatte und dem Organismus somit kein Herpes-simplex-Virus bekannt ist. Erste Vorboten sind ein unangenehmes Gefühl im Genitalbereich sowie ein schmerzhaftes Jucken, Kribbeln oder Brennen. Es bilden sich gruppiert angeordnete, sehr schmerzhafte, teilweise nässende Bläschen, die nach zwei bis drei Wochen abheilen. Die Läsionen sind häufig von Lymphdrüsenschwellungen, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Fieber begleitet.

Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr sowie ein glasiger Ausfluss sind zudem typische Begleiterscheinungen. Das Virus kann durch analen oder oralen Geschlechtsverkehr von den Genitalien zudem in den Enddarm oder an die Lippen und Rachenschleimhaut gelangen und dort Herpesbläschen blühen lassen. Ebenso greifen die Viren durch Hautkontakt vorgeschädigte Hautareale wie beispielsweise Tätowierungen an. Möglich sind auch Komplikationen wie eine Meningitis, die im ungünstigen Fall sogar chronisch verläuft. Besondere Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten, da das Virus in dieser Zeit auf das Ungeborene übergehen und dessen Haut, Schleimhäute und innere Organe stark in Mitleidenschaft ziehen kann.

In circa 50 Prozent der Fälle löst eine Erstinfektion mit Herpes genitalis während der Schwangerschaft eine Fehlgeburt aus. Zudem ist das Virus während der Geburt für den Säugling gefährlich. Leidet die Frau gerade zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal an einer genitalen Herpeserkrankung, kann das Virus das Neugeborene anstecken (Herpes neonatorum). Eine Ausbreitung des Virus im ganzen Körper (Herpes-Sepsis) oder eine Herpes simplex-Enzephalitis sind mögliche und lebensbedrohliche Folgen. Überlebt das Kind die Infektion, können sich im Laufe seines Lebens neurologische oder kognitive Ausfälle sowie epileptischen Anfälle einstellen.

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