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Die häufigste Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter ist das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS). Charakteristisch für diese Krankheit ist ein leichter Überschuss an männlichen Hormonen.

PCOS | Diabetes

WENN ZWEI STOFFWECHSELKRANKHEITEN ZUSAMMENKOMMEN

Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist die häufigste Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die Symptome: hartnäckiges Mehrgewicht, vermehrte Körperbehaarung, dünner werdendes Kopfhaar und Akne. Leider erhöht es auch deutlich das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

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Eine von sieben Frauen im gebärfähigen Alter leidet an einem PCOS. Die Krankheit ist durch einen leichten Überschuss an männlichen Hormonen charakterisiert. Laut Dr. Susanne Reger-Tan, Leiterin des Diabeteszentrums Diabetologikum des Universitätsklinikums Essen, sei der Überschuss nur marginal, aber ausreichend, um deutliche Veränderungen herbeizuführen.

Diese Veränderungen zeigen sich äußerlich und innerlich: Die Dysbalance der Geschlechtshormone führt zu Zyklusstörungen und einem selteneren Eisprung, weswegen auch der Kinderwunsch unerfüllt bleiben kann. Der Leidensdruck der Patientinnen sei häufig sehr hoch, so Reger-Tan.

Auch der Stoffwechsel ist durch PCOS betroffen, denn ein weiteres Charakteristikum ist eine Insulinresistenz. Da durch PCOS die Körperzellen träge auf Insulin reagieren, schüttet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin aus. Die Folge: Frauen leiden häufig an hartnäckigem Mehrgewicht. Der Überschuss an Insulin im Blut stimuliert eine Gewichtszunahme und verstärkt außerdem den Überschuss männlicher Hormone. Die Ärztin räumt aber mit einem Vorurteil auf: „Es gibt auch schlanke Frauen mit PCOS.“

Als Folge droht Betroffenen eine metabolische Erkrankung. Das Risiko für Typ-2-Diabetes sei, so Reger-Tan, viermal so hoch wie bei gesunden gleichaltrigen Frauen. Die Gefahr für Schwangerschaftsdiabetes sei doppelt so hoch. Zudem können auch andere Schwangerschaftskomplikationen wie eine Schwangerschaftshypertonie oder Präeklampsie verstärkt auftreten. Reger-Tan fügt hinzu:

„Wir müssen uns als Ärzte dieses Risikos bewusst sein. Denn die Frauen kommen meist mit anderen Beschwerden zu uns. Zur Erstdiagnose gehört eine konsequente Diabetes-Diagnostik. Im Verlauf der Jahre sollten wir das Risiko reevaluieren.“

Individuelle Therapie gefragt

Die Expertin rät, dass die Therapie individuell angepasst werden und Beschwerde-orientiert sein sollte. Außerdem müssten mögliche metabolische Komplikationen berücksichtig werden. Reger-Tan bedauert, dass es für das PCOS leider keine einzige zugelassene Therapie gibt: „Alles, was wir einsetzen, befindet sich im Off-label-Use.“

Neben der Optimierung der Lebensgewohnheiten gibt es mehrere medikamentöse Optionen:

  • Kontrazeptiva beziehungsweise antiandrogen wirksame Substanzen,
  • Aromataseinhibitoren
  • Antidiabetika wie Metformin, GLP-1-Rezeptor-Agonisten oder SGLT-2-Inhibitoren

Metformin: Es verbessert die Insulinresistenz sowie den Androgenspiegel und kann die Eisprungrate erhöhen.
GLP-1Rezeptor-Agonisten: Sie sind für ihre antidiabetische und gewichtsreduzierende Wirkung bekannt. Außerdem konnte in kleineren Studien nachgewiesen werden, dass sie den Androgenspiegel senken und ebenfalls die Eisprungrate steigern können.
SGLT-2-Inhibitoren: Eine Studie zeigte, dass der Körperfettanteil günstiger beeinflusst wird als unter Metformin.

Da es keinen Facharzt für PCOS gibt, rät Reger-Tan Patientinnen: „Suchen Sie einen Arzt auf, der sich mit dem Krankheitsbild viel beschäftigt. Das kann ein Gynäkologe, Endokrinologe, Diabetologe oder auch ein Hausarzt sein.“ Außerdem können Patientinnen mithilfe der Website www.pcos-selbsthilfe.org Selbsthilfegruppen in verschiedenen Bundesländern ausfindig machen. Die Ärztin fasst zusammen:

„Die Erkrankung ist häufig, komplex und komplex zu behandeln.“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung will gemeinsam mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft und anderen Fachgesellschaften eine nationale S3-Therapieleitlinie zu PCOS entwickeln, um die Versorgungsqualität zu verbessern.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

 

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